Baden-Württemberg

Schulbücher werden auf antisemitische Darstellungen überprüft

Foto: Gregor Zielke

Wie werden Juden in Schulbüchern dargestellt? Wie werden Bilder mit antisemitischem Inhalt eingeordnet? Im Auftrag des Kultusministeriums nimmt das Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) Baden-Württemberg das unter die Lupe.

In einer Stichprobe soll geschaut werden, ob Darstellungen jüdischen Lebens sowie des Massenmords an den europäischen Juden während der NS-Zeit problematisch sind, wie ZSL-Präsident Thomas Riecke-Baulecke der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart sagte. Vorausgegangen war ein Gespräch mit mehr als 30 Experten unter anderem von Verlagen und dem Zentralrat der Juden.

ANGRIFFE »Das Thema ist brandaktuell«, sagte der ZSL-Chef und nannte Angriffe auf Rabbiner in München und Berlin als Beispiele. »Das Schulbuch ist ein ganz wichtiges Medium, um sich damit auseinanderzusetzen.« Zwar glaube er nicht, dass viele problematische Darstellungen gefunden werden, da Verlage die Inhalte schon eingehend prüften, für das Thema hoch sensibilisiert seien und die Schulbuchprüfung seit Jahren hier strengste Kriterien anlege. Aber manchmal komme es auf Details an.

Dem Vorstoß vorausgegangen war ein Gespräch mit mehr als 30 Experten unter anderem von Verlagen und dem Zentralrat der Juden.

So würden jüdisches Leben und jüdische Kultur in manchen Geschichtsbüchern auf einer Sonderseite gesammelt. »Das mag kleinteilig erscheinen, aber da bekommt das Judentum wieder eine Sonderstellung«, erläuterte der frühere Direktor des Instituts für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein.

Ein anderes Beispiel sei, wenn Juden mit Gesichtszügen, die an Affen erinnern, dargestellt wurden, so Riecke-Baulecke. »Fordert das Schulbuch explizit die kritische Auseinandersetzung mit judenfeindlichen Stereotypen heraus oder wird unterschwellig suggeriert, dass da ein Fünkchen Wahrheit drinsteckt?«

WISSEN Es komme also sehr auf die Art und Weise der Darstellung an, auf Texte um Bilder und Zeichnungen herum sowie auf die Fragestellungen, die damit verbunden sind, sagte der ZSL-Präsident. Ziel sei es, die Redakteure der Schulbücher noch stärker zu sensibilisieren. Aber das Wissen solle auch für Lehrer nutzbar gemacht werden. So plane das ZSL eine Online-Vortragsreihe zu dem Thema, sagte Riecke-Baulecke.

»Fordert das Schulbuch explizit die kritische Auseinandersetzung mit judenfeindlichen Stereotypen heraus oder wird unterschwellig suggeriert, dass da ein Fünkchen Wahrheit drinsteckt?«

Solche Probleme anzusprechen ist aus seiner Sicht weit über Antisemitismus hinaus wichtig: »Es ist weltweit Kultur geworden, mit Fake News und Vorurteilen wieder Politik zu machen.« Die Schulen seien in den vergangenen Jahrzehnten die Orte gewesen, wo in Bereichen Erziehung und Demokratiebildung gegengearbeitet wurde, sagte Riecke-Baulecke. Hier kämen Kinder aller Schichten zusammen.

Allerdings räumte der ZSL-Präsident auch ein: »Schule kann einen gewissen Beitrag zur Kompensation leisten, aber nicht Populismus stoppen.« Schule könne nicht alles kompensieren und auch nicht für jene politischen Strömungen verantwortlich gemacht werden, die sich vom demokratischen Diskurs distanzieren und zuletzt verstärkt hätten. dpa

Paris

EJC warnt vor wachsender Radikalisierung junger Menschen im Netz

»Hass ist viral gegangen«, sagt Moshe Kantor, der Präsident der Organisation

 21.11.2025

Berlin

Israelisches Schutzsystem soll neue Leopard-2-Flotte sicherer machen

Das »Hard-Kill-Abwehrsystem« Trophy erkennt anfliegende Raketen und macht diese unschädlich

 21.11.2025

Internationales

Europäische Rabbiner nominieren Donald Trump für Friedensnobelpreis

Der Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz, Pinchas Goldschmidt, hat sich Forderungen angeschlossen, den US-Präsidenten für seine Bemühungen im Nahen Osten mit dem Preis zu ehren

 21.11.2025

Judenhass

Mamdani reagiert auf antisemitische Demo vor Synagoge

Die Teilnehmer schreien »Tod den IDF!«, »Globalisiert die Intifada!« und »Wir wollen hier keine Zionisten!«

von Imanuel Marcus  21.11.2025 Aktualisiert

New York

Neonazi wollte als Weihnachtsmann jüdische Kinder mit Süßigkeiten vergiften

Der Antisemit soll zudem »Interesse an einem Massengewaltakt« gezeigt und Anleitungen zum Bau von Bomben geteilt haben. Nun wird er angeklagt

 21.11.2025

Weimar

Buchenwald will einzelne Dokumente aus abgesagter Auktion übernehmen

Der Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Jens-Christian Wagner, warnt nach der gestoppten Auktion in Neuss vor stillen Verkäufen von KZ-Artefakten. Solche Objekte und Dokumente sollten Gedenkstätten überlassen werden

 21.11.2025

Diplomatie

Bosnien: Diplomatischer Eklat um Nazi-Helm an deutschen UN-Vertreter

Vor 30 Jahren endete der Krieg in Bosnien und Herzegowina. Jetzt flammt die Debatte um die politischen Nachwehen von Neuem auf. Im Fokus eines skandalösen Angriffs steht ein deutscher UN-Politiker

 20.11.2025

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  20.11.2025 Aktualisiert

Berlin

Messerangriff am Holocaust-Mahnmal: Prozess beginnt

Ein 19-jährigen Syrer soll dort im Februar einem spanischen Touristen lebensgefährlich verletzt haben. Aufgrund einer sofortigen Notoperation überlebte das Opfer

 20.11.2025