Menschenrechte

Auschwitz-Komitee begrüßt UN-Entscheidung zu Srebrenica

Wunden, die nie verheilen werden: Im Juli 1995 hatten Polizei und serbische Paramilitärs in Srebrenica und Umgebung mehr als 8000 bosnische Muslime ermordet. Foto: imago images / Pixsell

Der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, Christoph Heubner, begrüßt die Entscheidung des UN-Gesandten für Bosnien und Herzegowina, die Leugnung des Völkermordes von Srebrenica unter Strafe zu stellen.

»Für Auschwitz-Überlebende waren die Geschehnisse von Srebrenica ein entsetzlicher und zutiefst schmerzlicher Beweis dafür, dass auch nach Auschwitz Hass und Völkermord in Europa immer noch die Oberhand gewinnen können«, erklärte er am Mittwoch in Berlin.

ZEICHEN Umso wichtiger sei für Überlebende des Holocaust jetzt diese Entscheidung der Vereinten Nationen, »das Leugnen auch dieses Völkermordes unter Strafe zu stellen und damit die Voraussetzung für eine ehrliche und würdevolle Auseinandersetzung aller Beteiligten mit der eigenen Geschichte zu schaffen«.

Darüber hinaus sei diese Entscheidung ein wichtiges Zeichen für die Bedeutung und Stärke der Vereinten Nationen, Menschen und Völker mit ihren Wunden und Konflikten nicht alleine zu lassen. Heubner sprach zugleich von einem deutlichen Signal an die Türkei, »den Völkermord an den Armeniern endlich als solchen zu benennen und aufzuarbeiten«.

RÜCKBLICK In Bosnien-Herzegowina ist die Leugnung des Völkermords von Srebrenica 1995 künftig strafbar. Das verfügte der Hohe Repräsentant der internationalen Gemeinschaft in Bosnien-Herzegowina, Valentin Inzko, mehr als ein Vierteljahrhundert nach der Ermordung von etwa 8000 Menschen vergangene Woche in Sarajevo.

Zuvor waren im Parlament jahrelang Versuche gescheitert, eine solche Regelung per Gesetz zu verankern - vor allem am Widerstand ethnisch serbischer Politiker. Die Regelung tritt am 31. Juli in Kraft.

Demnach wird die einfache Leugnung des Völkermords mit bis zu drei Jahren Haft bestraft. Ist der Täter eine Amtsperson, kommen drei Jahre Haft hinzu und weitere drei Jahre, wenn die Tat von Drohungen und Beleidigungen begleitet wird.

Auch wer Preise und öffentliche Ehrungen an verurteilte Kriegsverbrecher verleiht, muss für drei Jahre in Haft. Inzko hört zum Monatsende auf. Nachfolger des Österreichers wird der ehemalige Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU).

VÖLKERMORD Im Juli 1995 hatten Polizei und serbische Paramilitärs in Srebrenica und Umgebung mehr als 8000 bosnische Muslime ermordet. Der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien sowie der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag ordneten das Massaker als Völkermord ein. Serbische Nationalisten im gesamten ehemaligen Jugoslawien leugnen dies immer wieder.

Das Amt des Hohen Repräsentanten wurde im Friedensabkommen von Dayton (USA) geschaffen, das den Bosnienkrieg beendete. Er soll den Wiederaufbau begleiten und unterstützen. Dazu kann er ins politische Geschehen eingreifen, Gesetze erlassen und aufheben sowie Politiker aus dem Amt entfernen. ja/kna

Deutschland

Shahak Shapira »superverbittert« über Antisemitismus

Shahak Shapira spricht offen über seinen Frust angesichts von Antisemitismus in Deutschland – und wie er mit politischer Comedy darauf reagiert

 29.12.2025

Analyse

Warum die Anerkennung Somalilands so viel Aufsehen erregt

Das kleine Land am Horn von Afrika hat plötzlich eine große geopolitische Bedeutung. Dafür gibt es gute Gründe

von Ralf Balke  29.12.2025

Kommentar

Wer Glaubenssymbole angreift, will Gläubige angreifen

Egal ob abgerissene Mesusot, beschmierte Moscheen oder verwüstete Kirchen: Politik und Religion werden zurzeit wieder zu einem hochexplosiven Gemisch. Dabei sollte man beides streng trennen

 29.12.2025

Großbritannien

Freigelassener Demokratie-Aktivist rief zum Mord an »Zionisten« auf

Der Brite Alaa Abdel Fattah galt als Held der ägyptischen Demokratiebewegung. Doch nach seiner Freilassung und Ankunft in London kamen judenfeindliche Tweets ans Licht. Jetzt wird seine Abschiebung gefordert

von Christoph Meyer, Johannes Sadek  29.12.2025

Teheran

Iran schießt mit russischer Hilfe drei Satelliten ins All

Im Mullah-Staat machen Gerüchte über einen möglichen neuen Militärkonflikt mit Israel die Runde. Mit Raumfahrtprojekten will das Land Stärke demonstrieren

 28.12.2025

Berlin

Mehr Demonstrationen mit Nahost-Bezug

Auf den Straßen der Hauptstadt ist 2025 weniger demonstriert worden, die Kundgebungen mit Bezug zum Nahen Osten haben jedoch zugenommen

 28.12.2025

Berlin

»Jeder sollte sich überlegen, ob er mit dem Teufel ins Bett geht«

Der frühere Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, hält Koalitionen mit der AfD auf Länderebene für gefährlich

 27.12.2025

Genua

Italien geht gegen mutmaßliches Hamas-Netzwerk vor

Die Ermittler decken ein Netzwerk zur Unterstützung der islamistischen Terrororganisation auf

 27.12.2025

Berlin

Wadephul: Keine deutsche Beteiligung an Gaza-Stabilisierungstruppe

Er sei dafür, »dass Deutschland eine vermittelnde Rolle einnimmt, um der Sicherheit Israels Rechnung zu tragen«, so der Außenminister

 26.12.2025