Meinung

Auf die heilige Tour

Israel ist klein wie ein Mäuschen, doch seine Regierung benimmt sich immer häufiger wie ein Elefant. Der stampft schon wieder durch den Porzellanladen. Benjamin Netanjahus Ministerrunde hat am Sonntag zwei Kulturstätten im Westjordanland zum Nationalerbe erklärt: die Patriarchengräber in Hebron und Rachels Grab bei Bethlehem. Beide sollen auf eine Liste von rund 150 Stätten gesetzt werden. Für ihren Erhalt will Israels Regierung einen Haushaltsposten einrichten. Kultur vor dem Verfall zu bewahren, ist löblich. Umso mehr, wenn sie die nationale Identität fördern. Doch beide Orte liegen in den besetzten Gebieten. Sie derart undiplomatisch Israels Nationalerbe zuzuschlagen, hätte selbst ein friedlicher Nachbar als Affront empfunden. Um wie viel mehr tun es die Palästinenser, die nun tatsächlich regelrecht ausrasten. Wenn es Netanjahu wirklich nur um den Erhalt der Stätten ginge, hätte er einen leiseren Weg finden können, denn er weiß genau, wie viel Zündstoff heilige Orte im Nahen Osten enthalten. Die Entscheidung, sagt der Premier, sei auf Drängen der ultraorthodoxen Schas-Partei gefallen. Politische Stärke sieht anders aus.

Interview

»Erinnern, ohne zu relativieren«

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer über das neue Gedenkstättenkonzept der Bundesregierung, Kritik an seiner Vorgängerin Claudia Roth und die Zeit des Kolonialismus in der deutschen Erinnerungskultur

von Ayala Goldmann  12.11.2025

Erinnerungspolitik

Weimer: Gedenkstätten sind zentrale Pfeiler der Demokratie

Das Bundeskabinett hat ein neues Konzept für Orte der Erinnerung an die NS-Verbrechen und die SED-Diktatur beschlossen. Die Hintergründe

von Verena Schmitt-Roschmann  12.11.2025 Aktualisiert

Wien

Juden protestieren gegen FPÖ-Veranstaltung für Antisemiten im Parlament

Als »radikalen Antisemiten« hatte sich der Österreicher Franz Dinghofer einst selbst bezeichnet - auch der NSDAP trat er bei. Die rechtsextreme FPÖ gedenkt des Politikers nun - und wird dafür hart kritisiert

 11.11.2025

Projekte gegen Antisemitismus

Berliner Kultursenatorin räumt Defizite bei Fördermittel-Vergabe ein

In Berlin sollen Mittel für Projekte gegen Antisemitismus nach unklaren Kriterien und auf Druck und Wunsch aus der CDU-Fraktion vergeben worden sein. Kultursenatorin Wedl-Wilson will nun »aufräumen«

 11.11.2025

Initiative

Knesset stimmt über Gesetz zu Todesstrafe ab

Wer in Israel tötet, um dem Staat und »der Wiedergeburt des jüdischen Volkes« zu schaden, soll künftig die Todesstrafe erhalten können. Das sieht zumindest ein umstrittener Gesetzentwurf vor

 11.11.2025

Berlin

Ein streitbarer Intellektueller

Der Erziehungswissenschaftler, Philosoph und Publizist Micha Brumlik ist im Alter von 78 Jahren gestorben. Ein persönlicher Nachruf

von Julius H. Schoeps  11.11.2025

Terror

Netanjahu: Israels Kampf gegen Feinde noch nicht vorbei

Laut Ministerpräsident Netanjahu beabsichtigen die Hamas und die Hisbollah weiterhin, Israel zu vernichten. Die Waffenruhe-Abkommen mit beiden will Israel demnach durchsetzen - solange diese gelten

 11.11.2025

Diplomatie

Al-Schaara schließt normale Beziehungen zu Israel aus

Der syrische Staatschef wurde von US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus empfangen. Bei dem historischen Treffen ging es auch um die Abraham-Abkommen

 11.11.2025

Meinung

Wahlen in Ostdeutschland: Es gibt keine Zeit zu verlieren

In Mecklenburg-Vorpommer und Sachsen-Anhalt wird im September gewählt. Es steht viel auf dem Spiel: Eine AfD-Regierung könnte großen Schaden anrichten. Leidtragende wären nicht zuletzt die jüdischen Gemeinden

von Joshua Schultheis  10.11.2025