EILMELDUNG! Medienberichte: Terroranschlag auf Chanukka-Feier in Australien

Analyse

Allein

Foto: Getty Images/iStockphoto

»Die Lüge wird zur Weltordnung gemacht.« Selten passte die Erkenntnis, die Franz Kafka in seinem Roman Der Prozess formuliert, so perfekt zu unserer Zeit wie in dieser Woche, als die Sonderberichterstatterin der Vereinten Nationen für die Palästinensischen Gebiete, Francesca Albanese, in ihrem Bericht »Anatomie eines Völkermordes« Israel genau einen solchen vorwirft.

Völkermord – es ist der fast sprachlos machende Höhepunkt einer geschickt inszenierten Täter-Opfer-Umkehr, die wir hier dennoch in Worte fassen wollen. Albanese reiht sich damit in jene Riege selbst ernannter Nahostexperten ein, denen Empirie genauso fremd ist wie Empathie. Sie blendet aus, was am 7. Oktober geschah, und outet sich damit als Marionette der Hamas, die mit ihrem Massaker strategisch genau diese Entwicklung geplant hatte.

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Überall in der westlichen Welt lässt sich diese beunruhigende Erosion des Mitgefühls in Kombination mit Blindheit beobachten. Es begann direkt nach dem Massaker, als Medien und Politik zwar aufschreckten, die Mehrheit der Deutschen jedoch dem kollektiven Schweigen verfiel.

Zwar demonstrierten in Berlin 20.000 Menschen für Israel – als zwei Jahre zuvor Russland die Ukraine überfallen hatte, waren es aber eine halbe Million. Statt Mitgefühl machte ein schrecklich abstrakter Begriff die Runde, und zwar Kontextualisierung. Man müsse dieses Massaker im historisch-politischen Kontext sehen, und der, so beispielsweise die Leiterin einer Berliner Kulturinstitution, sei nun einmal schwierig. Als ob es eines solchen bedürfte, um das Morden fanatischer Sadisten zu erklären, die Menschen jeden Alters abschlachteten, vergewaltigten und verstümmelten!

Was wäre, wenn wir keine jüdischen Freunde hätten, Israel nie besucht und ich über das Land nie geschrieben hätte?

Kontext – was für eine bemühte rhetorische Abstandsbewahrung, um sich einer Vorstellung des Grauens zu verweigern. Dieser Appell an eine einseitige Kontextualisierung ist stets verbunden mit einer Schuldzuweisung an Israel und quält all jene, die im Dauerfeuer der Gaza-Horrormeldungen ihr Mitgefühl für Israel noch nicht verloren haben. Als Angehörige dieser seltenen Spezies habe ich mir ein Gedankenspiel erlaubt: Was wäre, wenn wir keine jüdischen Freunde hätten, Israel nie besucht und ich über das Land nie geschrieben hätte?

Was wäre, wenn mir das Judentum als Nichtjüdin völlig fremd wäre? Ich gehörte dann sicher zur Mehrheit in Deutschland, wäre aber immer noch mit Leib und Seele eine freie, unabhängige Frau, die Musik und Kunst liebt.

Um den ständig zitierten, Israel beschuldigenden Kontext nicht einseitig zu begreifen, empfehle ich ganz dringend die Lektüre der Charta der Hamas von 2017. Laut dieser ist eine Frau lediglich dazu da, Söhne zu Kriegern und Töchter zu gehorsamen Ehefrauen zu erziehen. Musik? Tanz? Kunst? Derlei gilt als Teufelszeug, allein die islamische Kultur erbaut im Sinne der Hamas die Seele. Unsere westliche Lust am Leben?

Sie hat keinen Wert für Dschihad-Kämpfer. »Der Tod für Gott ist ihr hehrster Wunsch.« Die Charta der Hamas ist ein Dokument der Menschenverachtung, in dem auf Juden als Erzfeinde eigentlich alle folgen, die sich dem religiösen Wahn der Islamisten nicht unterwerfen wollen. Außerdem hätten Juden die Protokolle der Weisen von Zion verfasst und wollten die Weltherrschaft an sich reißen, was man mit dem Dschihad wiederum verhindern würde.

Es wird Zeit, endlich die Tür zur Wahrheit aufzustoßen

Wie anders dagegen Israel, eine Gesellschaft, in der ultraorthodoxe Juden ebenso ihren Raum haben wie queere Partymacher, arabische Ärztinnen, zweifelnde Intellektuelle – oder einfach jeder, der »a Mentsch« ist. Das Massaker hat dieses Israel schwer traumatisiert. Es sollte aber auch eine Warnung an alle Menschen in einer freien Welt sein. »Sei froh, dass wir dich nicht versklaven. Du trittst sowieso bald ab«, drohte mir nach einem TV-Auftritt ein deutscher Hamasanhänger auf Instagram.

Warum schweigt hierzulande die Mehrheit zu der ganz offen kommunizierten Absicht der Hamas, ein kleines Land mitsamt seiner Bevölkerung zu vernichten, um dort ein islamistisches Terror­regime zu errichten? Warum erwähnt kaum jemand genau diesen Kontext in Bezug zu dem Massaker und die Gefahren, die dadurch ebenfalls für die westliche Welt ausgehen? Warum gerät der entsetzliche Auslöser für den Gazakrieg aus dem Blickfeld westlicher Gesellschaften? Warum hat man in der akademischen Linken fast schon obsessiv allein die Themen Siedler und Netanjahus rechtsradikale Koalitionspartner im Blick, um das Massaker zu erklären?

Natürlich ließe sich darüber kontrovers diskutieren – aber bitte nicht im Zusammenhang mit den Ursachen des Massakers und der für Israel überlebensnotwendigen Zerstörung der Hamas. Es gibt nur einen Kontext für das Massaker der Hamas, und das sind ihre gegen Israel gerichteten genozidalen Pläne und die bedauerlicherweise funktionierende Strategie der Islamisten, die zu erwartende militärische Antwort der Israelis als Völkermord an den Palästinensern erscheinen zu lassen, kurzum eine Verdrehung der Tatsachen, die auf eine Lüge als Weltordnung hinausläuft.

Deshalb noch einmal Kafka: »Je länger man vor der Tür zögert, desto fremder wird man.« Es wird Zeit, endlich die Tür zur Wahrheit aufzustoßen und den Schlüssel danach ins Meer zu werfen.

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