Antisemitismus

AfD muss sich entschuldigen

Werbung der AfD Foto: dpa

Die rechtskonservative Partei »Alternative für Deutschland« (AfD), die Ende Mai den Sprung ins Europaparlament schaffen will, teilt mit, dass sie sich »bei den Mitbürgern jüdischen Glaubens, die sich durch diesen unangemessenen Vergleich verletzt fühlen«, entschuldigt.

Anlass für die zerknirschte Stellungnahme gegenüber der Jüdischen Allgemeinen ist unter anderem ein Davidstern, hellblau ausgefüllt, darin das Kürzel »AfD«. Ein Politiker der AfD hat damit auf seiner Facebook-Seite eine Analogie zwischen der nationalsozialistischen Verfolgung von Juden und der Position der AfD in der Bundesrepublik Deutschland gezogen.

davidstern Um das Davidstern-Symbol herum ist in schlechtem Deutsch zu lesen: »Macht es den AntiFa-Faschisten, der Tazi, NS-Zeit Presse, den grünen Kifferkindsoldaten einfach euch in der Menge zu erkennen!! Tragt wieder den Stern«. Urheber ist Bernd Jacks, stellvertretender Vorsitzender des AfD-Kreisverbandes Birkenfeld in Rheinland-Pfalz.

Jacks ist kein Einzelfall: Ähnlich agierte auch der Sprecher des Stadtverbandes Essen, Marco Trauten. Nach Informationen des Nachrichtenportals Nordbayern.de stellte er auf seiner Facebookseite Parallelen zwischen den Boykottaufrufen der NSDAP gegen jüdische Geschäfte und einem aktuell »staatlich verordneten Antifaschismus« in Deutschland her.

schulung Die AfD lässt nun diese Zeitung wissen, dass ihr Bundesvorstand mit den betreffenden Funktionären ein Gespräch geführt habe, in dem er klargestellt habe, »dass millionenfaches Leid in einer Diktatur rein gar nichts mit Straftaten in einem Rechtsstaat zu tun hat«.

Um solche Vorfälle künftig zu verhindern, heißt es: »Die AfD führt derzeit umfangreiche Schulungsmaßnahmen im Bereich der Partei(mit)arbeit durch und wird im Rahmen dieser Schulungsmaßnahmen auch darüber aufklären, dass keine Vergleiche mit dem jüdischen Leid im 3. Reich in irgendeiner Form zu ziehen sind.«

Bedarf besteht, fallen doch führende Mitglieder wie der Essener Parteisprecher Trauten immer wieder durch ein geschlossenes rechtes Weltbild auf. Auf seinem Facebook-Profil präsentiert Trauten, der Wahlkampfveranstaltungen für AfD-Chef Bernd Lucke und Spitzenkandidat Hans-Olaf Henkel in Nordrhein-Westfalen organisiert, unter anderem diese »Theorie« in suggestiver Frageform: »Als Antwort auf die Verbrechen der Rote Armee Fraktion wurde die Nazi-Keule erschaffen, um künstlich ein neues Feindbild zu erzeugen?«

verhöhnung Oder er behauptet auf seinem Blog ernsthaft, »Politiker in führenden Positionen« redeten einen »Genozid« an Deutschen herbei, der in der »systematischen Ausdünnung einer europäischen Spezies« bestünde.

Die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) kritisierte in der »Welt«, die AfD sei »oft hart an der Grenze zur Verfassungsfeindlichkeit«. Und der innenpolitische Sprecher der Grünen, Volker Beck, erklärte zu den jüngsten Vorfällen, diese seien »eine Verhöhnung der Opfer und eine Relativierung des Holocaust«.

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025

Faktencheck

Berichte über israelischen Pass Selenskyjs sind Fälschung

Ukrainische Behörden ermitteln wegen hochrangiger Korruption. Doch unter diesen Fakten mischen sich Fälschungen: So ist erfunden, dass bei einer Razzia ein israelischer Pass Selenskyjs gefunden wurde

 20.12.2025

Analyse

Ankaras Machtspiele

Manche befürchten schon einen »neuen Iran«. Warum Israel die Türkei zunehmend als Bedrohung wahrnimmt

von Ralf Balke  20.12.2025

Bundestag

Zentralrat verteidigt Weimers Gedenkstättenkonzept

Der Ausschuss für Kultur und Medien hörte Experten zu der Frage an, ob über den Holocaust hinaus auch andere Verbrechen Teil der deutschen Erinnerungskultur sein sollen

 19.12.2025

Frankreich

Drei Jahre Haft für antisemitisches Kindermädchen

Ein französisches Gericht hat eine Algerierin zur einer Gefängnisstrafe verurteilt, weil sie einer jüdischen Familie Reinigungsmittel ins Essen, Trinken und die Kosmetika mischte

 19.12.2025

Berlin

Bericht über Missbrauch internationaler Hilfe durch Hamas im Bundestag vorgestellt

Olga Deutsch von der Organisation NGO Monitor sagt, während die Bundesregierung über Beiträge zum Wiederaufbau Gazas berate, sei es entscheidend, auf bestehende Risiken hinzuweisen

von Imanuel Marcus  19.12.2025

Meinung

Heute Juden, morgen Christen

Judenhass führt konsequent zum Mord. Dafür darf es kein Alibi geben

von Rafael Seligmann  19.12.2025

Tel Aviv/Berlin

Israel unterzeichnet weiteren Vertrag mit Deutschland über Raketenabwehr

Es handelt sich um das größte Rüstungsgeschäft in der Geschichte des jüdischen Staates

 19.12.2025

Sydney/Canberra

Nach Terroranschlag von Bondi Beach: Australien plant nationalen Trauertag

Die Regierung kündigt zudem umfassende Maßnahmen an. Dazu gehört eine landesweite Rückkaufaktion für Schusswaffen

 19.12.2025