Rückblende

1981: Schmidt gegen Begin

Unsere Serie über die Geschichte der Juden in Deutschland nach 1945: Folge 36

von Michael Brenner  09.07.2013 07:13 Uhr

Israelkritiker Helmut Schmidt Foto: dpa

Unsere Serie über die Geschichte der Juden in Deutschland nach 1945: Folge 36

von Michael Brenner  09.07.2013 07:13 Uhr

Die israelischen Knessetwahlen von 1977 lösten einen politischen Erdrutsch aus. Der rechtsnationale Likud wurde stärkste Partei, der ewige Oppositionsführer Menachem Begin neuer Ministerpräsident. Für das Verhältnis mit Deutschland ließ dies nicht viel Gutes erwarten, war Begin doch ein Jahrzehnt vorher einer der lautstärksten Gegner der Aufnahme diplomatischer Beziehungen gewesen.

Der neue Premier hielt nach seiner Wahl an den mittlerweile gut fundierten Beziehungen fest, betrachtete diese aber als rein pragmatisch. Sein deutsches Gegenüber, Bundeskanzler Helmut Schmidt, war auch nicht gerade für sein warmes Verhältnis gegenüber Israel bekannt. Schmidt hatte lautstark die israelische Siedlungspolitik kritisiert und sich für Waffengeschäfte mit Saudi-Arabien ausgesprochen.

schlagabtausch Zum offenen Schlagabtausch zwischen dem Holocaust-Überlebenden Begin und dem ehemaligen Wehrmachtsoffizier Schmidt kam es 1981, als der Kanzler während eines Staatsbesuchs in Saudi-Arabien in Zusammenhang mit Auschwitz von dem »ganzen moralisch-historischen Gepäck« sprach, das die deutsche Außenpolitik in Europa präge, wohingegen die »arabischen Völker so ziemlich die einzigen (seien), die mit den Deutschen keine negativen Erfahrungen gemacht haben«. Schmidt nannte auch den moralischen Anspruch der Palästinenser auf einen eigenen Staat, erwähnte aber mit keinem Wort den moralischen Anspruch der Israelis.

Begin, der sich gerade im Wahlkampf befand, reagierte mit einer persönlichen Breitseite. Schmidt sei ein loyaler Offizier Hitlers gewesen, und er wüsste gerne, was er denn mit den Juden an der Ostfront getan hatte. Zudem bekräftigte Begin seine These von der deutschen Kollektivschuld.

Schmidt, von dessen jüdischem Großvater die Öffentlichkeit damals nichts wusste, blieb bis zum Ende seiner Amtszeit auf Distanz zu Begin und ließ sich zu keinem Besuch in Israel überreden. Erst im Mai 1985, nach Begins Rücktritt, kamen er und seine Frau Loki zu einem privaten Besuch. Begin wiederum weigerte sich zeitlebens, den Bundeskanzler um Entschuldigung für seine Äußerungen zu bitten.

Die deutsch-israelischen Beziehungen blieben auch nach Schmidts Abwahl 1982 auf oberster Ebene eine Zeitlang unterkühlt. Auch der erste Besuch Helmut Kohls in Israel 1984, mit seiner umstrittenen Äußerung zur »Gnade der späten Geburt«, trug wenig zur Besserung bei. Erst in den folgenden Jahren entwickelten sich die durch viele Jugendaustauschprogramme, Städtepartnerschaften und persönliche Begegnungen gewachsenen Verbindungen zwi- schen den beiden Gesellschaften auch zu engen Beziehungen ihrer führenden Politiker.

Berlin/Potsdam

Zentralrat der Juden erwartet Stiftung für Geiger-Kolleg im Herbst

Zum Wintersemester 2024/25 soll sie ihre Arbeit aufnehmen

 26.07.2024

Potsdam

Neuer Name für das Abraham Geiger Kolleg bekannt geworden

Die Ausbildungsstätte für liberale Rabbiner soll nach Regina Jonas benannt werden

 26.07.2024

Meinung

Kein Symbol für den Frieden

Warum man bestimmte Israel-Ketten besser nicht tragen sollte

von Joshua Schultheis  26.07.2024

Opinion

Francesca Albanese is Surrounded by Like-Minded People at the U.N.

The Special Rapporteur is not a neutral observer, but an anti-Israel activist

von Joshua Schultheis  26.07.2024

Judenhass-Skandal

Kritiker werfen Albanese »Bilderbuch-Antisemitismus« vor

Immer öfter wird eine Entlassung der UNO-Beauftragten gefordert

von Imanuel Marcus  26.07.2024

Olympia

Brandanschläge legen französisches Schnellzugnetz lahm

Am Tag der Eröffnungszeremonie gab es im ganzen Land Brandanschläge auf das Schienennetz

 26.07.2024

Palm Beach

Trump empfängt Netanjahu in Florida

Das Treffen sorgt für Aufsehen

 26.07.2024

Meinung

Francesca Albanese ist bei der UN von Gleichgesinnten umgeben

Die Sonderberichterstatterin ist eine israelfeindliche Aktivistin

von Joshua Schultheis  26.07.2024

Brandenburg

AfD-Politiker wollte Robert Habeck ermorden

Der Mann war Hausmeister beim mittlerweile verbotenen »Compact«-Magazin

 26.07.2024