Kommentar

Wer Glaubenssymbole angreift, will Gläubige angreifen

Sophie Albers Ben Chamo Foto: Stephan Pramme

Das Wort Symbol geht auf das griechische Sýmbolon zurück, was mit Erkennungszeichen zu übersetzen ist. Und während der Anfang, wie so häufig, ein positiver war, eben das Einander-Erkennen, ist es in unserer zunehmend gewaltvollen Zeit zu einem Substitut für Menschen geworden, die man hasst, was ja meist damit einhergeht, sie nicht zu kennen. Denn wie Adorno es so treffend formulierte, funktioniert der Judenhass besonders gut ohne Juden.

Uns das gilt auch immer wieder für andere Glaubenssymbole: Am 9. Dezember wurde eine Moschee in Hannover mit Graffitis beschmiert, Symbole des Hinduismus sind derzeit in den USA und Kanada zunehmend Ziel von Zerstörung, und in Frankreichs Kirchen wurden im vergangenen Jahr wieder liturgische Bücher und Altäre verwüstet. 

Natürlich geht es den Angreifern nicht um die Symbole. Es geht darum, Angst zu verbreiten, dafür zu sorgen, dass die Menschen, die hinter den Symbolen stehen, sich nicht mehr sicher fühlen. Und natürlich werden nach dem »Stellvertreterangriff« auch Menschen das Ziel sein.

Wer christliche Altäre verwüstet, will Christen verwüsten, wer Moscheen angreift, will Muslime angreifen, und wer am Heiligabend in einem jüdischen Altersheim im kanadischen Toronto zum zweiten Mal in einem Monat Mesusot abreißt und zerstört, möchte Juden zerstören.

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Trotz aller laizistischer Bemühungen werden Politik und Religion derzeit wieder zu einem altbekannten hochexplosiven Gemisch. Deshalb sei noch mal ganz langsam und voller Stolz auf die in den menschlichen Grundrechten verankerte Religionsfreiheit verwiesen, die Sie im Grundgesetz in Artikel 4 finden: »Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.«

Aber wer jetzt denkt, dies sei ein Freibrief für das Ausleben von Hass: Die Freiheit des Glaubens gibt es nicht ohne Artikel 2: »Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.« Ist doch nicht so schwer zu verstehen, oder?

benchamo@juedische-allgemeine.de

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