Ralf Balke

Vorbild Schweiz: Kein Geld an UNRWA

Ralf Balke Foto: Marco Limberg

Der Fisch stinkt vom Kopf her. Wie viel Wahrheit in diesem Satz steckt, durfte man dieser Tage beim UN-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge, kurz: UNRWA, erleben. So soll dessen Generalkommissar Pierre Krähenbühl seiner Freundin auf dem kurzen Dienstweg einen Posten als »Special Advisor« verschafft haben, weshalb sie ihn auf teuren Business-Flügen überallhin begleiten konnte. Die Tickets zahlte das Schweizer Außenministerium.

FEHLVERHALTEN Damit dürfte jetzt Schluss sein. Nicht nur, weil Krähenbühl wie bereits seine Stellvertreterin Sandra Mitchell, die ihrem Gatten dort gleichfalls einen lukrativen Job zugeschanzt haben soll, wohl seinen Hut nehmen darf. Zusätzlich nämlich sorgt ein Bericht der UNRWA-Ethik-Kommission, in dem von sexuellem Fehlverhalten und tyrannischem Führungsstil die Rede ist, für Unmut in Bern.

Für Außenminister Ignazio Cassis, der die UNRWA schon immer als »Teil des Problems, aber nie einer Lösung« betrachtete, weil so der unrealistische Traum von der Rückkehr aller palästinensischen Flüchtlinge künstlich am Leben gehalten werde, war das ein guter Grund, endlich den Stecker zu ziehen. Die Schweiz legte – wie zuvor bereits die USA und die Niederlande – ihre jährlichen Zuwendungen in Höhe von 22,3 Millionen Franken auf Eis.

ENGAGEMENT Trotzdem will man sich weiterhin engagieren. Beim jüngsten Treffen zwischen Cassis und Israels Außenminister Israel Katz wurden Überlegungen laut, was alles getan werden kann, ohne gleich ein Behemoth wie UNRWA zu alimentieren. So erklärte der Schweizer, dass man neue Wege suche, etwa durch die Schaffung von Arbeitsplätzen für junge Palästinenser.

Bevor Außenminister Heiko Maas – wie vor einem Jahr, als Donald Trump der UNRWA den Geldhahn zudrehte – nun womöglich reflexartig ankündigt, erneut in die Bresche zu springen und noch mehr Mittel lockerzumachen, sollte Deutschland lieber dem Beispiel Schweiz folgen – und überlegen, wie die Alternative zu einer Hilfsorganisation aussehen könnte, die Antisemitismus und Terrorverherrlichung Vorschub leistet.

Der Autor ist Journalist in Tel Aviv und Berlin.

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025

Gastbeitrag

Liebe Kolleginnen und Kollegen, warum schweigt ihr?

Jan Grabowski fragt die deutschen Historiker, warum sie es unwidersprochen stehen lassen, wenn ein Holocaust-Experte für seine Forschungsarbeit diskreditiert wird

von Jan Grabowski  20.12.2025

Meinung

Heute Juden, morgen Christen

Judenhass führt konsequent zum Mord. Dafür darf es kein Alibi geben

von Rafael Seligmann  19.12.2025

Meinung

Weitermachen oder die jüdische Resilienz

Verfolgung, Exil und Gewalt konnten es nicht brechen: Die Widerstandsfähigkeit des jüdischen Volkes prägt seine Geschichte bis heute

von Nicole Dreyfus  18.12.2025

Meinung

Unsere Antwort ist Leben!

Chanukka ist das beharrliche Bestehen darauf, dass Mord und Terror nicht das letzte Wort haben. Ein Kommentar zum Terroranschlag von Sydney

von Jan Feldmann  18.12.2025

Essay

Chanukka und wenig Hoffnung

Das hoffnungsvolle Leuchten der Menorah steht vor dem düsteren Hintergrund der Judenverfolgung - auch heute wieder

von Leeor Engländer  18.12.2025

Meinung

Der Missbrauch von Anne Frank und die Liebe zu toten Juden

In einem Potsdamer Museum stellt der Maler Costantino Ciervo das jüdische Mädchen mit einer Kufiya dar. So wird aus einem Schoa-Opfer eine universelle Mahnfigur, die vor allem eines leisten soll: die moralische Anklage Israels

von Daniel Neumann  17.12.2025

Meinung

Warum ich Sydney nicht verlassen werde

Der Terroranschlag von Bondi Beach wurde auch möglich, weil die Mehrheitsgesellschaft den Antisemitismus im Land ignoriert hat. Unsere Autorin sagt trotzdem: Ihre Heimat als Jüdin ist und bleibt Australien

von Amie Liebowitz  17.12.2025

Meinung

Die Empörung über Antisemitismus muss lauter werden

Der Anschlag von Sydney war in einem weltweiten Klima des Juden- und Israelhasses erwartbar. Nun ist es an der Zeit, endlich Haltung zu zeigen

von Claire Schaub-Moore  17.12.2025