Toby Axelrod

USA: Konservativen Juden wird es zu viel

Zunehmend fühlen sich auch jüdische Republikaner gezwungen, gegen ihre eigene Partei Stellung zu beziehen

von Toby Axelrod  18.01.2023 10:23 Uhr

Toby Axelrod Foto: privat

Zunehmend fühlen sich auch jüdische Republikaner gezwungen, gegen ihre eigene Partei Stellung zu beziehen

von Toby Axelrod  18.01.2023 10:23 Uhr

Der dramatische Kampf um das Amt des Sprechers des US-Repräsentantenhauses zeigt, wie tief die Republikanische Partei gespalten ist. McCarthy wurde nur mit großen Zugeständnissen an die Trump-Unterstützer der Partei gewählt. Die Republikaner im Repräsentantenhaus rücken damit nach rechts – und selbst manche konservative Juden beginnen, die »Grand Old Party« zu kritisieren.

Große Teile der jüdischen Gemeinschaft in den USA stehen McCarthy ohnehin kritisch gegenüber. Im vergangenen Monat verurteilten ihn mehrere liberale jüdische Organisationen, weil er versprochen hatte, einige besonders Trump-kritische demokratische Abgeordnete aus ihren Ausschüssen zu entfernen, darunter die Abgeordnete Ilhan Omar. Die steht wegen Äußerungen in der Kritik, die von manchen als antisemitisch angesehen werden. Aus demselben Grund wird McCarthy von politisch konservativen Juden, etwa 30 Prozent der jüdischen Wähler, gemocht.

kanye west Doch zunehmend fühlen sich auch jüdische Republikaner gezwungen, gegen ihre eigene Partei Stellung zu beziehen. Im November vergangenen Jahres forderte Morton Klein, der Vorsitzende der Zionist Organization of America, Trump öffentlich auf, »den Judenhasser Kanye West und den bekennenden Holocaust-Leugner und Judenhasser Nick Fuentes aufs Schärfste zu verurteilen«, mit dem der ehemalige Präsident gerade »ein freundschaftliches Abendessen« hatte.

So wie alle Amerikaner verfolgen auch die US-Juden den Machtkampf unter den Republikanern mit Spannung.

Die in Washington ansässige Republican Jewish Coalition äußerte sich zwar etwas verhaltener zu dem Vorfall, prangerte jedoch den republikanischen Kongressabgeordneten George Santos öffentlich an, der fälschlicherweise behauptet hatte, jüdische Wurzeln zu haben.

So wie alle Amerikaner verfolgen auch die US-Juden den Machtkampf unter den Republikanern mit Spannung. Die meisten von ihnen – eingefleischte Liberale – werden das Ergebnis dieser Auseinandersetzung wahrscheinlich nur dann als »gut für die Juden« bewerten, wenn die Spaltung der Republikaner es ihren Mitgliedern erschwert, sich auf irgendetwas zu einigen – einschließlich Maßnahmen, die die Regierung von Präsident Joe Biden behindern oder bestrafen sollen.

Die Autorin ist Deutschland-Korrespondentin der Jewish Telegraphic Agency (JTA).

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