Meinung

Staatlich finanzierter Safe Space für Antisemitismus

JSUD-Vorstandsmitglied Jacob Horowitz Foto: Jessica Brauner

Meinung

Staatlich finanzierter Safe Space für Antisemitismus

Israelis raus – das wurde unter viel Applaus auf der diesjährigen internationalen Konferenz von Medizinstudierenden beschlossen

von Jacob Horowitz  13.08.2024 12:05 Uhr

Eigentlich ist es ein Ort des Austauschs von Studierenden des Fachs Medizin aus der ganzen Welt – vorausgesetzt, man kommt nicht aus Israel. Denn auf der diesjährigen Vollversammlung der International Federation of Medical Students’ Associations (IFMSA), dem internationalen Dachverband von medizinischen Studierendenorganisationen aus der ganzen Welt, wurde beschlossen, israelische Studierende für zwei Jahre auszuschließen.

Für manche kam das nicht überraschend. Zuvor bereits hatte ein ehemaliger Vizepräsident der IFMSA Mitarbeitern der Organisation Antisemitismus vorgeworfen. So habe man im Anschluss an den 7. Oktober in einem mittlerweile wieder gelöschten Statement Israel vorgeworfen, einen Genozid zu verüben. IFMS-Mitglieder relativierten oder leugneten sogar immer wieder die Massaker der Hamas.

Für die Delegierten aus Israel waren die Vollversammlungen der vergangenen Jahre bereits eine Herausforderung. Was aber jetzt in Finnland geschah, wo sie dieses Jahr stattfand, steht für eine neue Dimension des Hasses. Vor dem Veranstaltungssaal wurden Palästina-Sticker verteilt, manche Gruppen skandierten immer wieder »Free Palestine« und ein Redebeitrag der spanischen Kommilitonen endete mit dem Satz: »From the river to the sea, Palestine will be free!«

Der Ausschluss der Israelis ist ein einzigartiger Fall in der Geschichte der 1951 gegründeten Vereinigung.

Gegen Ende der Vollversammlung gab es Anträge von mehreren Delegationen, Israel ganz aus der IFMSA auszuschließen. Als diese scheiterten, versuchte man es mit der Suspendierung. Normalerweise hätte dieser Schritt erst nach einer unabhängigen Untersuchung vollzogen werden können. All das wurde von einer zwei Drittelmehrheit ausgehebelt. Unter tobendem Applaus und Umgehung aller Regeln wurden die israelischen Studierenden für zwei Jahre suspendiert – ein einzigartiger Fall in der Geschichte der 1951 gegründeten Vereinigung.

Die Vertreter aus Deutschland, Italien und Luxemburg verurteilten diese Vorgehensweise auf das Schärfste. Auch die World Union of Jewish Students (WUJS) sprach von einem »gefährlichen Trend gegen jüdische und israelische Studierende, sie auf globaler Skala zu diskriminieren«.

Ein Mitglied der deutschen Delegation bezeichnete die IFMSA in einem persönlichen Statement daher treffend als »staatlich finanzierter Safe Space für Antisemitismus«,  - schließlich wird die Vereinigung auch mit deutschen Steuergelder unterstützt.

Genau das darf nicht länger passieren, wenn man es mit dem Kampf gegen den Antisemitismus ernst meint.

Der Autor ist Vorstandsmitglied der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD) und studiert Humanmedizin an der Heinrich Heine Universität Düsseldorf.

Meinung

Die AfD schreckt vor nichts mehr zurück

Im Bundestag bagatellisiert die AfD sogar den Völkermord an bosnischen Muslimen 1995, um gegen Muslime in Deutschland zu hetzen

von Michael Thaidigsmann  11.07.2025

Meinung

Die Kirche schafft sich ab

Jetzt soll ausgerechnet der Antizionismus helfen, den gesellschaftlichen Niedergang der Kirche zu stoppen

von Josias Terschüren  10.07.2025

Meinung

BSW und AfD: Zwei Ausprägungen desselben autoritären Denkens

Sahra Wagenknecht und ihre Partei nähern sich den Rechtsextremen immer weiter an. Spätestens jetzt ist klar: Am BSW gibt es nichts Progressives

von Igor Matviyets  09.07.2025

Meinung

»Demokratie leben« braucht eine Inventur

Die Idee hinter dem Förderprogramm des Bundes mag gut sein, die Umsetzung ist es nicht. Viel zu oft profitieren Extremisten und Israelhasser von den öffentlichen Geldern

von Lennart Pfahler  08.07.2025

Michael Roth

Warum Jean Asselborn nicht mehr mein Freund ist

Luxemburgs langjähriger Außenminister verbreitet bei Tilo Jung Verschwörungstheorien über Israel. Nun kündigt ihm ein sozialdemokratischer Weggefährte die Freundschaft

von Michael Roth  07.07.2025 Aktualisiert

Meinung

New York: Zohran Mamdani und der Clash der Generationen

Der Bürgermeisterkandidat der Demokraten wurde nicht zuletzt wegen seiner antizionistischen Haltung gewählt. Während er unter jungen jüdischen New Yorkern Unterstützer hat, stehen die älteren überwiegend fest an Israels Seite

von Hannes Stein  06.07.2025

Kommentar

Zürich sollte Francesca Albanese keine Bühne bieten

Die antisemitische UN-Sonderberichterstatterin tritt am Freitag in der Zürcher Zentralwäscherei auf - subventioniert durch die Steuerzahler der Stadt

von Ronny Siev  03.07.2025

Kommentar

Liebe statt Tod

Die israelische Armee kämpft für unsere Freiheit, auch die der verlorenen Seelen auf dem Glastonbury-Musikfestival, die den Tod israelischer Soldaten gefordert haben

von Frank Schmiechen  03.07.2025

Kommentar

Justiz: Im Zweifel für Antisemitismus?

Ein Verwaltungsgerichtsurteil lässt große Zweifel aufkommen, dass es alle mit der Bekämpfung von Antisemitismus unter Beamten ernst meinen

von Michael Thaidigsmann  02.07.2025