Ruben Gerczikow

Sportvereine: Kein Handschlag mit Nazis

Ruben Gerczikow Foto: Rina Gechtina

Sport ist Sport, und Politik ist Politik. Diesen Satz hört man in Deutschland häufig, vom Amateursport bis zum Profibereich. Vergangene Woche ist jedoch vom Bundesverfassungsgericht ein bemerkenswertes Urteil gefällt worden: Der Hamburger NPD-Landesvorsitzende Lennart Schwarzbach darf aufgrund seiner rechtsextremen Haltung vom TuS Appen ausgeschlossen werden.

Vorangegangen war ein jahrelanger Rechtsstreit zwischen dem Verein aus dem Kreis Pinneberg und dem Neonazi, der nun mit seiner Verfassungsbeschwerde in Karlsruhe scheiterte. Das lag vor allem daran, dass die Appener Mitglieder 2018 ihre Satzung geändert und sich dabei auch gegen Rechtsextremismus positioniert hatten. Dafür zogen sie die NPD als Beispiel heran.

Weltanschauung Im Idealfall kann der Sport Menschen unabhängig von Nationalität, Religion, Kultur, politischer Weltanschauung, Sexualität oder Geschlecht zusammenbringen. Diese Offenheit wissen Rechtsextreme auszunutzen, denn sie agieren nicht im luftleeren Raum und blenden während der Spielzeit ihre politische Haltung nicht aus. Sport bietet ihnen einen optimalen Raum, um ihre antidemokratische Ideologie auszubreiten und neue Anhänger zu rekrutieren.

Hier sind die demokratischen Mitglieder der knapp 90.000 Sportvereine in Deutschland gefragt, Haltung zu zeigen. Die Mär vom unpolitischen Sport muss grundsätzlich hinterfragt werden. Mit der Satzungsänderung und seiner politischen Positionierung gegen rechts kommt der TuS Appen seiner gesellschaftlichen Verantwortung nach. Dieser Einsatz muss als Vorbild für weitere Sportvereine dienen.

Eine Mitgliedschaft in einem demokratischen, engagierten und weltoffenen Sportverein und die Mitgliedschaft in einer rechtsextremen Organisation müssen sich kategorisch ausschließen. Denn auch auf dem Platz und neben dem Feld muss es heißen: Kein Handschlag mit Nazis.

Der Autor ist Publizist und lebt in Berlin. Im Februar erschien sein Buch »Wir lassen uns nicht unterkriegen« bei Hentrich & Hentrich.

Rafael Seligmann

Smotrichs Aussagen schaden Israel

Der israelische Finanzminister behauptete unlängst, die Palästinenser seien kein Volk. Das ist nicht nur falsch, sondern auch kontraproduktiv

von Rafael Seligmann  23.03.2023

Sigmount A. Königsberg

Mendel, Waters und »Der Spiegel«

Der Leiter der Bildungsstätte Anne Frank hat einem Musiker, der immer wieder mit antisemitischen Aussagen auffällt, einen Koscher-Stempel verpasst

von Sigmount A. Königsberg  23.03.2023

Nathalie Schomerus

Die Jüdischen Gemeinden müssen nachhaltiger werden

Auch die jüdische Gemeinschaft ist in der Pflicht, die Umweltverschmutzung zu bekämpfen

von Nathalia Schomerus  17.03.2023

Einspruch

Rechtsextreme als Schöffen verhindern

Doron Rubin plädiert dafür, die Verfassungstreue von Schöffen gesetzlich zu verankern

von Doron Rubin  17.03.2023

Lamya Kaddor

Tödlicher Antijudaismus

Die menschenverachtende und antisemitische Ideologie des Hamburg-Attentäters war bekannt. Hätte der Amoklauf verhindert werden können?

von Lamya Kaddor  14.03.2023

Meinung

Die Hoffnung nicht verlieren

Unsere Redakteurin sorgt sich wegen der Justizreform um Israels Zukunft – und will gerade deshalb den Kontakt nicht abreißen lassen

von Ayala Goldmann  07.03.2023

Hajo Funke

Ein Mittel der Holocaust-Leugnung

Der Inhalt der gefälschten Hitler-Tagebücher wurde erst jetzt rekonstruiert und veröffentlicht – sie offenbaren einen Abgrund an Verzerrung, Geschichtsklitterung und Dreistigkeit

von Hajo Funke  03.03.2023

Aras-Nathan Keul

Symbol einer verfehlten Iran-Politik

Das Islamische Zentrum Hamburg ist laut Verfassungsschutz ein Außenposten der Islamischen Republik – und konnte sich dennoch auf der Leipziger Buchmesse für einen Stand anmelden

von Aras-Nathan Keul  03.03.2023

Meinung

Ethisch und moralisch am Ende

Die Reaktion von Rabbiner Walter Homolka auf das Urteil des Landgerichts Berlin lässt einmal mehr tief blicken

von Philipp Peyman Engel  01.03.2023