Einspruch

Serientäter Abbas

Ahmad Mansour Foto: Chris Hartung

Einspruch

Serientäter Abbas

Ahmad Mansour beklagt, dass selbst »moderate« palästinensische Politiker maximal antisemitische Einstellungen vertreten

von Ahmad Mansour  14.09.2023 11:07 Uhr

Antisemitismus hat viele Formen. Mal zeigt er sich mit einem linken Anstrich, mal nimmt er eine braune Färbung an. Und manchmal zeigt er sich eben in einem arabisch-muslimischen Kontext.

Judenhass ist pathologisch. Ein Beispiel ist der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmud Abbas. Er lässt keine Gelegenheit aus, seine Ansichten kundzutun. So 2016 vor dem EU-Parlament, als er Israel unterstellte, Trinkbrunnen zu vergiften. Oder als er sechs Jahre später bei seinem Besuch in Berlin behauptete, Israel habe den Palästinensern 50 Holocausts zugefügt.

schlagzeilen Kürzlich geriet er wieder in die Schlagzeilen, weil er behauptete, Hitler habe Juden aufgrund »ihrer Geldgeschäfte« und nicht wegen ihres Glaubens angegriffen. Eine solche Aussage bedient klassische antisemitische Stereotype und impliziert, dass Juden mit schuld an der Schoa seien.

Abbas’ Äußerungen offenbaren nicht nur seine Weltsicht, sie bekräftigen auch die Zweifel vieler israelischer Politiker, ob mit ihm eine echte Versöhnung möglich ist.

Abbas’ Äußerungen offenbaren nicht nur seine Weltsicht, sie bekräftigen auch die Zweifel vieler israelischer Politiker, ob mit ihm eine echte Versöhnung möglich ist. Selbst eine progressive israelische Regierung würde einer Zweistaatenlösung nur zustimmen, wenn es einen palästinensischen Partner gibt, der bereit ist, seine antisemitischen Narrative aufzugeben, Terrorismus zu verurteilen und friedlich mit Israel zu koexistieren. Doch Abbas fördert so leider das Misstrauen derjenigen, die auf der palästinensischen Seite keinen Partner für Frieden sehen.

kompromisse Als muslimischer, palästinensischer und arabisch-israelischer Bürger erhoffe ich mir Frieden für meine Heimat. Dies bedingt Kompromisse beider Seiten. Aber solange antisemitische Überzeugungen in der palästinensischen Führung vorherrschen, bleibt dies ein unerfüllter Traum.

Es ist essenziell zu begreifen, dass nicht der Nahostkonflikt den Antisemitismus unter Palästinensern hervorgerufen hat, sondern umgekehrt: Der tief verwurzelte Antisemitismus ist ein Hauptgrund für den anhaltenden Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern.

Der Autor ist deutsch-israelischer Psychologe und lebt in Berlin.

Julia Bernstein

»Nichts ist mehr wie zuvor«: Wie junge jüdische Münchner den 7. Oktober erleben

»Jüdisch oder gar israelisch zu sein, ist heute in Deutschland eine äußerst politische Angelegenheit oder gar für manche eine Provokation«, schreibt unsere Autorin

von Julia Bernstein  09.05.2025

Meinung

Der 8. Mai und die falschen Schlüsse

Es ist schwer, Menschen zu kritisieren, die traumatische Erfahrungen gemacht haben, aber auch Schoa-Überlebende können irren. Denn einen Bogen von der industriellen Vernichtung der Juden zum Verteidigungskrieg Israels in Gaza zu ziehen, ist falsch

von Daniel Neumann  09.05.2025

Kommentar

Die Menschen in Gaza brauchen schnell Hilfe

Eine Demokratie wie Israel sollte sich nicht auf schmutzige Kriegstaktiken wie die Blockade von Hilfsgütern einlassen, auch wenn es sich bei der Hamas um skrupellose, abgrundtief böse Terroristen handelt

von Nils Kottmann  08.05.2025

Kommentar

Ulrike Eifler, die Linkspartei und die Auslöschung Israels

Ein hochrangiges Mitglied der Partei delegitimiert auf X Israel. Die Linke muss sich klar davon distanzieren, wenn sie glaubwürdig für Menschenrechte eintreten will

von Andreas Büttner  08.05.2025

Kommentar

Der Ukraine-Krieg überlagert die Pluralität der Erinnerungen

Die Auffassung, dass jeder nach seiner Fasson dem Zweiten Weltkrieg gedenkt, wurde durch Russlands Einmarsch in die Ukraine zerstört. Lenin- und Roter Stern-Orden jüdischer Veteranen und Veteraninnen und ihre »hundert Gramm« in Erinnerung an die gefallenen Kameraden wirken deplatziert

von Dmitrij Belkin  08.05.2025

Kommentar

Mit aller gebotenen Härte

Ein AfD-Verbotsverfahren ist nach der Verfassungsschutz-Einschätzung der Partei als rechtsextremistisch dringlicher denn je

von Philipp Peyman Engel  07.05.2025

Meinung

Null Toleranz für Gewaltaufrufe

Ein Großereignis wie der Eurovision Song Contest darf keine Sicherheitslöcher zulassen, findet unsere Schweiz-Redakteurin Nicole Dreyfus

von Nicole Dreyfus  07.05.2025

Kommentar

Nur zweite Wahl?

Man muss den neuen Kanzler nicht mögen. Aber eine Chance geben sollte man ihm schon. Mit Heckenschützenmentalität und verantwortungsloser Lust am Zündeln haben einige Parlamentarier mutwillig den guten Ruf unseres Landes aufs Spiel gesetzt

von Michael Thaidigsmann  06.05.2025

Essay

Bitburg 1985: Plötzlich waren wieder die Juden schuld

Maram Stern über eine Zeit, als in Deutschland schon einmal versucht wurde, einen Schlussstrich zu ziehen

von Maram Stern  06.05.2025