Meinung

Reichsbürger als Fake Jews: Makabere Strategie

Julian Feldmann Foto: pr

Die Szene der Reichsbürger ist heterogen: Hunderte zersplitterte kleine Gruppierungen, Dutzende »Präsidenten«, Statthalter und vermeintliche Staatsoberhäupter, teils samt Schattenkabinett. Bei der Lektüre der Pamphlete mag einem oft das Schmunzeln kommen.

Doch Strafverfolger haben derzeit alle Hände voll zu tun mit diesem Klientel. Wegen der Mitgliedschaft in einer mutmaßlichen terroristischen Vereinigung um Prinz Reuß sitzen mehrere Reichsbürger in Untersuchungshaft. In Koblenz müssen sich fünf mutmaßliche Reichsbürger-Terroristen vor Gericht verantworten. In Baden-Württemberg läuft der Prozess gegen einen Reichsbürger wegen Mordversuchs an Polizisten. Vor allem während der Corona-Pandemie radikalisierten sich viele Reichs-Anhänger.

Rechtsextreme Positionen Reichsbürger glauben an das Fortbestehen des Deutschen Reiches, zumeist meinen sie damit das Kaiserreich. Relativierung von NS-Verbrechen, antisemitisches Verschwörungsdenken und rechtsextreme Positionen gehören dazu.

Dass aus dieser Szene heraus schon seit Jahren angebliche »Jüdische Gemeinden« gegründet werden, kann da nur verwundern. Weitgehend unbemerkt von Öffentlichkeit und Behörden konnten sie Vereine ins Leben rufen. Ganz legal: Denn der Begriff »Jüdische Gemeinde« ist nicht geschützt.

Was genau Reichsbürger mit den angeblichen »Jüdischen Gemeinden« bezwecken, bleibt unklar. Mancherorts versuchten sie an öffentliche Gelder zu kommen. Bisher offenbar erfolglos. In mehreren Gerichtsverfahren traten Reichsbürger, denen etwa wegen Volksverhetzung der Prozess gemacht wurde, mit Kippa auf. Zumindest die Strafjustiz dürfte diese Taktik durchschauen.

Was bleibt ist eine makabre Strategie. Reichsbürger gerieren sich gerne selbst als »Verfolgte«. In der Corona-Zeit war eine Selbstinszenierung als Opfer zu beobachten. Und Reichsbürger täuschen gerne - die Behörden, aber auch die Öffentlichkeit. Hier gilt es, wachsam zu bleiben.

Kommentar

Zürich sollte Francesca Albanese keine Bühne bieten

Die antisemitische UN-Sonderberichterstatterin tritt am Freitag in der Zürcher Zentralwäscherei auf - subventioniert durch die Steuerzahler der Stadt

von Ronny Siev  03.07.2025

Kommentar

Liebe statt Tod

Die israelische Armee kämpft für unsere Freiheit, auch die der verlorenen Seelen auf dem Glastonbury-Musikfestival, die den Tod israelischer Soldaten gefordert haben

von Frank Schmiechen  03.07.2025

Kommentar

Justiz: Im Zweifel für Antisemitismus?

Ein Verwaltungsgerichtsurteil lässt große Zweifel aufkommen, dass es alle mit der Bekämpfung von Antisemitismus unter Beamten ernst meinen

von Michael Thaidigsmann  02.07.2025

Meinung

Die Erforschung von Antisemitismus braucht Haltung und Strukturen

Damit die universitäre Wissenschaft effektiv zur Bekämpfung von Judenhass beitragen kann, muss sie zum einen schonungslos selbstkritisch sein und zum anderen nachhaltiger finanziert werden

von Lennard Schmidt, Marc Seul, Salome Richter  02.07.2025

Kommentar

Alle haben Frieden verdient

Aber es braucht die richtigen Partner dazu

von Nicole Dreyfus  02.07.2025

Meinung

Kontrollverlust im Westjordanland

Immer wieder ziehen radikale Siedler marodierend durch palästinensische Ortschaften. Nun machen sie nicht einmal mehr vor Soldaten der eigenen Armee Halt

von Ralf Balke  01.07.2025

Meinung

»Haaretz«: Stimmungsmache gegen Israel

In den vergangenen Jahren hat die israelische Zeitung mehrfach Falschbehauptungen oder verzerrte Darstellungen in Umlauf gebracht hat - mit weitreichenden Folgen

von Jacques Abramowicz  30.06.2025

Meinung

Wir müssen auch im Krieg Widersprüche aushalten

Man kann die Angriffe auf Irans Atomprogramm richtig finden, ohne Israels Premier Netanjahu als Helden zu feiern oder das Leid der iranischen und palästinensischen Zivilbevölkerung zu übersehen

 27.06.2025

Meinung

Wenn Nächstenliebe zynisch wird

In einer Erklärung überzieht der Weltkirchenrat Israel mit Vorwürfen, erwähnt die Hamas aber mit keinem Wort. Eine Einseitigkeit, die zum Himmel schreit

von Tobias Kühn  26.06.2025