Meinung

Praktische Staatsräson

Erik Erenbourg Foto: privat

»Ich will nach Israel. Ich will helfen.« So klingen deutsche Freiwillige, die nach dem Massaker der Hamas am 7. Oktober aus Israel abgezogen wurden und bis heute nicht zurückkehren können.

Die Existenz Israels gehört zur deutschen Staatsräson, Deutschland und Israel stehen in einem einzigartigen, historisch begründeten Verhältnis. Dieses weist in der Umsetzung jedoch mal lauter, mal leiser wahrzunehmende Defizite auf. Eines davon sind die Freiwilligendienste junger Deutscher in Israel. Der Austausch von Freiwilligen sollte zur Verbesserung der gegenseitigen Kenntnisse über das Leben im Partnerland dienen und ein klares Bekenntnis zur deutsch-israelischen Freundschaft, aber auch gegen Antisemitismus sein.

Im Bereich sozialen Engagements wird Deutschland zunehmend als unsicherer Partner wahrgenommen.

Obwohl sich die Lage in Israel weitgehend normalisiert, besteht eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes fort, die eine Entsendung von Freiwilligen durch staatliche Institutionen unmöglich macht. Während die Einreise nach Israel für deutsche Staatsbürger als gefährlich erachtet wird, ist eine Aufnahme von israelischen Staatsbürgern als Kriegsflüchtlinge in Deutschland erst gar nicht ermöglicht worden, da in Israel ein interner Schutz in Binnenevakuierungsgebieten gewährleistet sei.

In vielen Einrichtungen in Israel fehlen seitdem freiwillige Helfer aus Deutschland, und das Verständnis für deren Ausbleiben schwindet zunehmend. Insbesondere, da Israel gerade eine starke Solidarität durch Freiwillige erfährt, die abseits staatlicher Programme einreisen. Im Bereich sozialen Engagements wird Deutschland zunehmend als unsicherer Partner wahrgenommen, dessen ausbleibende Freiwillige bereits durch Helfer aus anderen Ländern, etwa lateinamerikanischen, ersetzt werden. Das Festhalten an der Reisewarnung für Israel bedroht aktuell einen über Jahrzehnte mühsam aufgebauten zivilgesellschaftlichen Austausch, dessen Strukturen unwiederbringlich verloren gehen.

Der Autor ist Projektleiter des Deutsch-Israelischen Freiwilligendienstes der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST).

Meinung

Steinmeier auf Kuschelkurs mit einem Terrorfreund

Der Bundespräsident untergräbt mit seiner Schmeichelei gegenüber Recep Tayyip Erdogan einmal mehr Deutschlands Staatsräson

von Nils Kottmann  26.04.2024

Nils Kottmann

Israels Existenzrecht ist keine Provokation, sondern Staatsräson, Frau Özoğuz

Noch während Iran den jüdischen Staat attackierte, gab die Bundestagsvizepräsidentin (SPD) bereits Israel die Schuld an dem Angriff auf seine Bürger

von Nils Kottmann  25.04.2024

Michael Thaidigsmann

Die UNRWA-Prüfung hat keine Konsequenzen

Der Prüfbericht liegt vor, Berlin nimmt seine Förderung des Palästinenserhilfswerks wieder auf. Das könnte sich noch rächen

von Michael Thaidigsmann  25.04.2024

Kommentar

AfD in Talkshows: So jedenfalls nicht!

Die jüngsten Auftritte von AfD-Spitzenpolitikern in bekannten Talk-Formaten zeigen: Deutsche Medien haben im Umgang mit der Rechtsaußen-Partei noch viel zu lernen. Tiefpunkt war das Interview mit Maximilian Krah bei »Jung & Naiv«

von Joshua Schultheis  24.04.2024

Meinung

Erinnert euch an Ägypten

Die wenigsten ägyptischen Juden haben ihre Heimat aus religiöser Sehnsucht verlassen – sie wurden vertrieben

von Mascha Malburg  22.04.2024

Meinung

Gezielte Aktionen gegen das iranische Regime werden weitergehen müssen

Warum Teheran nicht nur eine Gefahr für die Region, sondern auch für die Ukraine ist

von Saba Farzan  19.04.2024

Meinung

Den Ball flach halten

Warum die israelische Antwort auf den iranischen Angriff vom vergangenen Wochenende eher verhalten ausgefallen ist

von Ralf Balke  19.04.2024

Thüringen

Die Betroffenen nicht im Stich lassen

Es braucht den langfristigen Ausbau der fachspezifischen Gewaltopferberatungsstellen

von Franz Zobel  17.04.2024

Frederik Schindler

Zeit für eine neue deutsche Iran-Politik

Deutschland sollte das Mullah-Regime nicht länger hofieren, sondern unter Druck setzen

von Frederik Schindler  17.04.2024