Meinung

Man muss seine Feinde bekämpfen

Jurek Szarf Foto: Inken Schmidt | Stodo.NEWS

Ich gehe seit mehr als 20 Jahren in Schulen, um Schülerinnen und Schüler über den Holocaust aufzuklären. Sie können als Einzelne aber kaum verhindern, dass sich die Geschichte wiederholt. Ihr Beitrag besteht darin, andere Menschen so zu akzeptieren, wie sie sind. Egal welche Religion oder Hautfarbe sie haben.

Die Regierung muss etwas gegen den immer schlimmeren Judenhass in diesem Land tun, aber sie macht nichts. Mit sechs Jahren habe ich in Lodz in der Wohnung meines Opas meinen ersten Nazi gesehen. Ich streckte ihm die Arme entgegen, weil ich dachte, er wolle mich in den Arm nehmen. Stattdessen hat er mich so heftig gegen die Wand geworfen, dass ich bewusstlos geworden bin. Daraus habe ich gelernt, dass man seine Feinde bekämpfen sollte, statt sie zu umarmen.

Die Nazis haben meine Familie, meine drei Onkel, meine Tante und mich 1940 ins Ghetto gesteckt. Ich habe drei Konzentrationslager überlebt, während meine Mutter im KZ Königs Wusterhausen verhungert ist. Ich habe es nur meiner Tante zu verdanken, dass ich heute noch am Leben bin. Sie war Sekretärin bei Hans Biebow, dem Leiter des Ghettos von Lodz. Sie hat von ihm eine Lebensbescheinigung für mich bekommen und verhindert, dass ich nach Auschwitz deportiert wurde. Später sollte sie selbst dorthin kommen, aber ihre Leiche wurde aus dem offenen Zugfenster geworfen.

Als die Russen meinen Vater, meinen Onkel und mich 1945 in Sachsenhausen befreiten, lag ich praktisch tot auf dem Fußboden, und jetzt muss ich mir anhören, wie Terror-Sympathisanten durch die Straßen ziehen, Hamas-Fahnen schwenken und »Tod den Juden!« brüllen. Der Kanzler behauptet, Antisemitismus habe in Deutschland keinen Platz. Er muss aber endlich durchgreifen und diese Islamisten in ihre Herkunftsländer abschieben.

Es kann nicht sein, dass Antisemiten die Freiheit in Deutschland missbrauchen, um gegen Juden zu hetzen. Wer das tut, hat sein Aufenthaltsrecht verwirkt, und wer nicht abgeschoben werden kann, sollte wegen Volksverhetzung ins Gefängnis gesteckt werden. Denn Antisemiten bleiben Antisemiten, die kann man nicht von ihrem Hass abbringen. Die Regierung sagt, dass Juden geschützt werden müssen, aber da kann ich nur lachen. Jeder Jude hat Angst, in diesem Land zu leben.

Der Autor wurde 1933 im polnischen Lodz geboren und überlebte den Holocaust.

Glosse

Gretas Törn

Wird es den zwölf Aktivisten, unter ihnen die Klima- und Palästina-Ikone Greta Thunberg, gelingen, Israels Seeblockade zu durchbrechen? Die Welt wartet gespannt

von Michael Thaidigsmann  06.06.2025

Medien

Deutschlands Oberlehrer

Wer will noch mal, wer hat noch nicht? In diesen Tagen scheint die Diffamierung Israels oberste Bürgerpflicht zu sein. Ein Kommentar

von Michael Thaidigsmann  06.06.2025 Aktualisiert

Meinung

Deutsch denken?

Wie die rechtsextreme AfD den Kulturbetrieb Sachsen-Anhalts umgestalten will. Ein Gastbeitrag von Kai Langer, dem Direktor der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-​Anhalt

von Kai Langer  01.06.2025

Meinung

Im Würgegriff der deutschen Geschichte?

Die Kritik an Israels Kriegsführung in Gaza nimmt auch in Deutschland zu - und schon wird selbst in bürgerlichen Medien über das Ende eines vermeintlichen »Schuldkults« geraunt

von Klemens Elias Braun  01.06.2025

Kommentar

Die Palästinenser müssen von der Hamas und ihrer Ideologie befreit werden

Die Hamas droht, den kognitiven Krieg gegen Israel zu gewinnen. Dabei wäre die vollständige Niederlage der Terrororganisation nicht nur im Interesse des jüdischen Staates, sondern auch der Menschen in Gaza

von Roderich Kiesewetter  30.05.2025

Meinung

Berlin: Mordaufruf am Campus

In unmittelbarer Nähe der Humboldt-Universität wurde der bei einem antisemitischen Anschlag ermordete Yaron Lischinsky verhöhnt. Für jüdische Studierende wird der Raum, in dem sie angstfrei existieren können, immer kleiner

von Alexandra Krioukov  30.05.2025

Meinung

Der Schatten des Gabor Steingart

Der Publizist bejubelt die Kritik des Bundeskanzlers an Israels Kriegsführung: Endlich könne Deutschland aus dem »langen Schatten der Geschichte« heraustreten. Um Empathie mit den Palästinensern geht es dabei nicht

von Ralf Balke  29.05.2025

Meinung

Die lange Spur tödlicher Gewalt

Nach dem Anschlag von Washington tauchten in Berlin Bilder des Opfers Yaron Lischinsky und rote Dreiecke auf. Eine Bedrohung, die nicht hingenommen werden darf

von Marina Chernivsky  29.05.2025 Aktualisiert

Meinung

Europa darf die Brücke zu Israel nicht abreißen

Eine Mehrheit der EU-Staaten hat sich für die Überprüfung des Partnerschaftsabkommen mit Israel ausgesprochen. Das ist ein Fehler, findet die israelische Juristin und Wirtschaftsexpertin Nadja Davidzon

von Nadja Davidzon  28.05.2025