Jens-Christian Wagner

Kein Sparen gegen rechts

Jens-Christian Wagner, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Unsere Demokratie steht vor riesigen Herausforderungen: Geschichtsrevisionistische Legenden, Antisemitismus und Rassismus verbreiten sich viral, nicht zuletzt durch die Hetze aus der AfD. Zugleich erleben wir einen erinnerungspolitischen Klimawandel: Insgesamt nimmt das Bewusstsein dafür ab, welche Bedeutung die Auseinandersetzung mit den NS-Verbrechen für unsere Gesellschaft hat.

Der Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Axel Drecoll, fordert in dieser Lage eine »politische Offensive« von Bund und Ländern zur finanziellen Stärkung der historisch-politischen Bildungsarbeit. Diese Forderung kann man nur unterstreichen.

Aktuell sieht die Realität allerdings anders aus: Zwar wurden für einige bundesgeförderte Gedenkstätten für das laufende Jahr die Zuwendungen erhöht, etwa für die Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. Auch für 2025 wird es wohl leichte Erhöhungen geben. Etliche Gedenkstätten, von denen manche ausschließlich von den Ländern oder den Kommunen gefördert werden, müssen aber seit Jahren mit gedeckelten Haushalten auskommen, was angesichts steigender Kosten einer Kürzung gleichkommt.

Gedenkstätten allein können den Rechtsruck in der Gesellschaft nicht verhindern. Aber sie können dazu beitragen, der Hetze die Stärkung von historischer Urteilskraft entgegenzusetzen.

Erschwerend kommen seitens des Bundesinnenministeriums schmerzliche Eingriffe in die Ausstattung der Freiwilligendienste hinzu, von denen viele Gedenkstätten und Träger politischer Bildungsarbeit abhängig sind: Ohne die Hilfe dieser engagierten jungen Menschen wäre ihre Arbeit gar nicht möglich.

Gedenkstätten allein können den Rechtsruck in der Gesellschaft nicht verhindern. Aber sie können dazu beitragen, mittels wissenschaftlich fundierter, quellengestützter Bildungsarbeit der Desinformation und Hetze die Stärkung von Geschichtsbewusstsein und historischer Urteilskraft entgegenzusetzen. Das kostet Geld – das aber gut investiert ist, wenn wir weiterhin in einem liberalen, demokratischen Rechtsstaat und einer humanen Gesellschaft leben wollen.

Der Autor ist Leiter der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora.

Meinung

Weitermachen oder die jüdische Resilienz

Verfolgung, Exil und Gewalt konnten es nicht brechen: Die Widerstandsfähigkeit des jüdischen Volkes prägt seine Geschichte bis heute

von Nicole Dreyfus  18.12.2025

Meinung

Unsere Antwort ist Leben!

Chanukka ist das beharrliche Bestehen darauf, dass Mord und Terror nicht das letzte Wort haben. Ein Kommentar zum Terroranschlag von Sydney

von Jan Feldmann  18.12.2025

Gastbeitrag

Liebe Kolleginnen und Kollegen, warum schweigt ihr?

Jan Grabowski fragt die deutschen Historiker, warum sie es unwidersprochen stehen lassen, wenn ein Holocaust-Experte für seine Forschungsarbeit diskreditiert wird

von Jan Grabowski  18.12.2025

Essay

Chanukka und wenig Hoffnung

Das hoffnungsvolle Leuchten der Menorah steht vor dem düsteren Hintergrund der Judenverfolgung - auch heute wieder

von Leeor Engländer  18.12.2025

Meinung

Der Missbrauch von Anne Frank und die Liebe zu toten Juden

In einem Potsdamer Museum stellt der Maler Costantino Ciervo das jüdische Mädchen mit einer Kufiya dar. So wird aus einem Schoa-Opfer eine universelle Mahnfigur, die vor allem eines leisten soll: die moralische Anklage Israels

von Daniel Neumann  17.12.2025

Meinung

Warum ich Sydney nicht verlassen werde

Der Terroranschlag von Bondi Beach wurde auch möglich, weil die Mehrheitsgesellschaft den Antisemitismus im Land ignoriert hat. Unsere Autorin sagt trotzdem: Ihre Heimat als Jüdin ist und bleibt Australien

von Amie Liebowitz  17.12.2025

Meinung

Die Empörung über Antisemitismus muss lauter werden

Der Anschlag von Sydney war in einem weltweiten Klima des Juden- und Israelhasses erwartbar. Nun ist es an der Zeit, endlich Haltung zu zeigen

von Claire Schaub-Moore  17.12.2025

Meinung

Der Stolz der australischen Juden ist ungebrochen

Der Terroranschlag von Sydney hat die jüdische Gemeinschaft des Landes erschüttert, aber resigniert oder verbittert ist sie nicht. Es bleibt zu hoffen, dass die Regierung künftig mehr für ihren Schutz tut

von Daniel Botmann  16.12.2025

Meinung

Xavier Naidoos antisemitische Aussagen? Haken dran!

Der Mannheimer Sänger füllt wieder Konzertsäle. Seine Verschwörungserzählungen über Juden und holocaustrelativierenden Thesen scheinen kaum noch jemanden zu stören

von Ralf Fischer  15.12.2025