Meinung

Kein Mensch interessiert sich für den AStA, aber vielleicht sollte man es

Noam Petri Foto: privat

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Kein Mensch interessiert sich für den AStA, aber vielleicht sollte man es

An der FU Berlin berieten Studenten darüber, wie man die Intifada globalisieren könnte. Darüber kann man lachen, doch den radikalen Israelfeinden steht der Marsch durch die Institutionen noch bevor

von Noam Petri  16.07.2025 11:15 Uhr

Die Wahl des Studentenparlaments? Eine halbjährige Erinnerung daran, dass es über 90 Prozent der Studierenden vollkommen egal ist, wer sie dort vertritt. Der unmittelbare Einfluss dieser Gremien auf den Studienalltag ist marginal. Trotzdem wäre es ein Fehler, dieses Milieu zu unterschätzen. Denn in den politischen Studentenorganisationen – dort, wo sich Ideologie und Ehrgeiz mischen – zeigt sich früh, wohin sich ein Land entwickelt.

Die 68er waren einst langhaarige Radikale mit Mao-Bibel in der Hand. Man belächelte sie, dann bekämpfte man sie und schließlich übernahmen sie die Redaktionen und Ministerien der Bundesrepublik. Ihre ideologischen Enkel tragen heute keine Mao-Zitate mehr auf Transparenten, sondern schreien »Yallah Intifada«. Der Hass auf den Westen ist geblieben, die Faszination für totalitäre Bewegungen ebenso. Früher hieß es: »Revolution ist machbar, Herr Nachbar.« Heute: »Globalize the Intifada.«

Unter diesem Motto veranstaltete die linksextreme Gruppe »Waffen der Kritik« am Dienstag eine Diskussion an der Freien Universität Berlin – moderiert von der Referentin des sogenannten BIPOC-Referats. Einem deutsch-israelischen Journalisten wurde die Teilnahme verweigert und Israel wurde mit dem NS-Regime gleichgesetzt. Also nichts Neues unter der Sonne. Auch nicht das Schweigen der Professorenschaft.

Fast schon rührend ist die Überraschung vieler Bürger und Politiker über diese Entwicklungen. Sie hoffen auf Erneuerung, auf Einsicht, auf die stille Selbstkorrektur eines Milieus, das längst anderen Gesetzen folgt. Doch wer auf Reformen im akademischen Betrieb wartet, wird enttäuscht werden. Der Kulturkampf lässt sich nicht aussitzen. Wer ihn ignoriert, wird morgen von jenen regiert, über die er heute noch den Kopf schüttelt.

Ein Blick in die USA zeigt, wohin die Reise geht: In einer Umfrage von Harris Poll gaben 47 Prozent der 18- bis 24-Jährigen an, im Israel-Hamas-Konflikt eher auf der Seite von Hamas zu stehen. Das ist keine bloße Uninformiertheit – es ist das Resultat eines ideologischen Projekts, das im Bildungssektor begann und längst die Politik des Landes prägt.

Wer heute über studentischen Aktivismus lacht, sollte sich erinnern: Auch die Revolution von 1968 begann in Seminarräumen und endete in Machtpositionen. Doch anders als viele 68er werden sich die neuen Radikalen nicht mit den Annehmlichkeiten des Bürgertums arrangieren. Sie werden radikal bleiben – auch und gerade, wenn sie Macht ausüben.

Der Autor studiert Medizin in Berlin, war Vizepräsident der Jüdischen Studierendenunion Deutschland und ist Co-Autor des Buches »Die intellektuelle Selbstzerstörung – Wie der Westen seine eigene Zukunft verspielt«

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