Pia Lamberty

Jung, digital und rechtsextrem

Pia Lamberty Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress

Pia Lamberty

Jung, digital und rechtsextrem

Der digitale Raum wurde lange als Plattform einer Radikalisierung nicht ernst genug genommen

von Pia Lamberty  28.07.2022 06:56 Uhr

Blickt man auf den Rechtsterrorismus der letzten Zeit, zeigt sich ein erschreckendes Bild: Die (potenziellen) Täter werden immer jünger. Sie nehmen vielleicht nicht an Kameradschaftstreffen teil oder schließen sich rechtsextremen Parteien an, sie sind aber bei Weitem keine Einzeltäter.

Diese jungen Männer sind in digitalen, rechtsextremen Subkulturen voller Menschenverachtung zu Hause. Sie bewegen sich in transnationalen Netzwerken, sehen sich in der Tradition von anderen Rechtsterroristen wie in Utøya oder Christchurch. Ihr Ziel: Die Auflösung einer liberalen Gesellschaft soll durch Militanz und Terrorismus herbeigeführt werden.

subkulturen Sicherheitsbehörden und Politik sind oft im Umgang mit diesen rechtsextremen Online-Subkulturen herausgefordert. Der digitale Raum wurde lange als Plattform einer Radikalisierung nicht ernst genug genommen. Daher ist der Zugang für Minderjährige heute leichter denn je. Auch weil es sich bei Gruppierungen wie der »Feuerkrieg Division« um eher lose Chatgruppen handelt, deren Mitglieder und Hierarchien wechseln können, wissen die Sicherheitsbehörden oft nicht, wie sie auf die Dynamiken reagieren sollen.

Die Antworten auf das Problem konzentrieren sich oft auf die Reduzierung des Angebots rechtsterroristischer Inhalte.

Eltern müssen wissen, an wen sie sich wenden können, wenn sie unsicher sind, ob das eigene Kind der rechtsextremen Szene angehört. Die Rolle des direkten Umfelds darf hier nicht unterschätzt werden. Es fehlt aber auch insgesamt an Wissen über Radikalisierungsverläufe bei Jugendlichen mit Fokus auf den digitalen Raum. Dieses Wissen ist wiederum wichtige Grundlage für eine erfolgreiche Präventionsarbeit.

radikalisierung Es geht als Gesellschaft insgesamt darum, wie nicht nur solche Taten, sondern auch die vorgelagerte Radikalisierung verhindert werden können. Die Antworten auf das Problem konzentrieren sich oft auf die Reduzierung des Angebots rechtsterroristischer Inhalte.

Eine Lösung für ein gesellschaftliches Problem werden wir aber nur erreichen, wenn wir uns mit den Gründen für die Nachfrage nach diesen Inhalten beschäftigen. Hierzu bräuchte es aber eine grundlegendere Auseinandersetzung mit den Problemen unserer Gesellschaft, die nicht nur mit neuen Befugnissen für Sicherheitsbehörden oder der weiteren Regulierung des Internets zu beantworten sind.

Die Autorin ist Sozialpsychologin und forscht zu den Themen Antisemitismus, Verschwörungsideologien, Fake News und Rechtsextremismus. Dieser Text ist unter Mitarbeit des Rechtsterrorismusexperten Miro Dittrich entstanden.

Kommentar

Der Öl-Preis muss fallen, damit die Mullahs stürzen

Wenn der Preis für Rohöl auf unter 10 US-Dollar fällt, gehen die Saudis nicht pleite, aber der Revolutionsführer Khamenei sehr wohl. Putin übrigens auch.

von Saba Farzan  17.06.2025

Kommentar

Der »Spiegel«, Israel und das Völkerrecht

Deutschland dürfe »nicht erneut« zu Israels Angriffen schweigen, fordert Thore Schröder in einem Artikel. Wenn es um den jüdischen Staat geht, hat Realitätsverweigerung bei dem Hamburger Magazin System

von Ralf Balke  17.06.2025

Meinung

Die »Staatsräson« mit neuem Leben füllen

Umfragen zeigen, dass Israel hierzulande alles andere als beliebt ist. Dabei sollte allen Deutschen das Schicksal des jüdischen Staates am Herzen liegen - gerade angesichts der Bedrohung aus dem Iran

von Nikolas Lelle  16.06.2025

Iman Sefati

Warum viele Exil-Iraner Israel dankbar sind

»Viele Exil-Iraner sehen in diesen Angriffen nicht Krieg, sondern Hoffnung«, schreibt der Autor

von Iman Sefati  15.06.2025

Meinung

Israel verteidigt sich – und schützt die Region

Warum der Angriff auf iranische Atomanlagen notwendig war – und was Europa daraus lernen muss

von Carsten Ovens  15.06.2025

Manifest zur Außenpolitik

Gilt das Versprechen der SPD auch für ukrainische Kinder?

Unser Gastautor wurde in der Ukraine geboren und ist Jude. Seit vielen Jahren ist er SPD-Mitglied. Das neue Manifest einiger Altvorderer zur Außenpolitik macht ihn wütend

von Igor Matviyets  13.06.2025

Meinung

Zwischen Sorge und Hoffnung

Warum viele Iraner Israel dankbar sind

von Saba Farzan  13.06.2025

Schlag gegen Iran

Ein notwendiger Schritt

Israel hat alles Recht der Welt, sich gegen das iranische Atomprogramm zu wehren. Teheran darf niemals in den Besitz von Atomwaffen gelangen. Ein Kommentar von Philipp Peyman Engel

von Philipp Peyman Engel  13.06.2025

Meinung

Präventivschlag gegen eine existenzielle Bedrohung

Irans Atomprogramm verfolgt keine friedlichen Ziele. Nach dem Scheitern der diplomatischen Bemühungen ist Israels Angriff gerechtfertigt

von Ulrike Becker  13.06.2025