Remko Leemhuis

Iran setzt auf Raketen statt Masken

Remko Leemhuis, Director des American Jewish Committee Berlin Foto: privat

Von der westlichen Öffentlichkeit nahezu unbemerkt, spielt sich im Iran eine humanitäre Katastrophe ab. Kaum ein Land ist von dem Coronavirus so stark betroffen wie die »Islamische Republik«. Dabei sind die offiziellen Zahlen des Regimes kaum mit den Berichten von Oppositionellen in Einklang zu bringen.

Es ist davon auszugehen, dass das Regime das wahre Ausmaß der Pandemie verschleiert, ist es doch seit den Protesten im Winter, die weite Teile des Landes ergriffen hatten und von den Mullahs brutal niedergeschlagen wurden, angezählt.

SANKTIONEN Das Regime kann es sich nicht leisten, dass seine Inkompetenz, Korruption und systematische Missachtung der Bedürfnisse der Bevölkerung erneut Proteste provozieren. Mit Blick auf die dramatische Situation werden in Deutschland und Europa die Forderungen an die US-Regierung lauter, Sanktionen zurückzufahren oder auszusetzen.

Angesichts des Leids der iranischen Bevölkerung mag diese Forderung zunächst sinnvoll erscheinen, offenbart sich bei genauerem Hinsehen aber als falscher Weg. Sie suggeriert, dass es den Mullahs an Geld mangeln würde.

Dem ist nicht so. Das Regime verfügt über ausreichende Mittel, um der Krise Herr zu werden, es muss sich nur dafür entscheiden, Schutzkleidung, Masken, Beatmungsgeräte und weitere Materialien zu besorgen, um den Erkrankten zu helfen und die Gesunden zu schützen, statt die Ressourcen in ein Raketenprogramm zu stecken und Terrorgruppen im Irak, Jemen, Libanon und in Syrien zu unterstützen.

Sanktionen zu lockern, würde das falsche Signal senden.

Aber erneut beweisen die antisemitischen Fanatiker in Teheran, dass ihnen ihre imperiale Politik zur Beherrschung der Region und die Bedrohung Israels wichtiger sind als das Wohlergehen der eigenen Bevölkerung.

Das bedeutet indes nicht, dass der Westen nicht alles unternehmen sollte, um das Leid im Land zu mildern. Es muss dabei nur sichergestellt sein, dass die Hilfe auch die Bevölkerung erreicht und nicht im notorisch korrupten Machtapparat versickert. Dies wäre umso wichtiger, da es auch ein Signal an die Iraner wäre, dass der Westen einen Konflikt mit ihrer demokratisch nicht legitimierten Führung hat – und nicht mit ihnen.

Der Autor ist Direktor des American Jewish Committee (AJC) Berlin.

Meinung

Europa ist im Nahen Osten bedeutungsloser denn je

Während die USA unter Präsident Donald Trump keinen Zweifel darüber haben aufkommen lassen, wo es steht, hat Europa komplett versagt

von Daniel Neumann  13.10.2025

Meinung

Jetzt kann das Herz heilen

In ganz Israel erhebt sich an diesem historischen Tag die Erleichterung wie ein kollektiver tiefer Atemzug – teils Seufzer, teils Schluchzen, teils freudiger Gesang

von Sabine Brandes  13.10.2025

Meinung

Neues Semester, alter Antisemitismus?

Seit zwei Jahren sind deutsche Hochschulen keine sicheren Orte mehr für jüdische Studierende. Es wird viel Mühe kosten, diese Entwicklung zurückzudrehen

von Ron Dekel  13.10.2025

Kommentar

Kein Wunder in Bern

Bei gewaltbereiten Demonstrationen in der Schweizer Bundeshauptstadt hat sich ein Teil der Palästina-Solidarität einmal mehr selbst entlarvt: Es ging nie darum, das Leid im Gazastreifen zu beenden oder einen angeblichen Genozid zu stoppen

 12.10.2025

Kommentar

Deutschland braucht Israels Geheimdienste, Herr Wadephul

Der Außenminister behauptet in einem Interview, die Bundesregierung sei nicht auf Erkenntnisse israelischer Spionagedienste angewiesen. Mit dieser Falschaussage riskiert er das Leben vieler Menschen in Europa

von Remko Leemhuis  11.10.2025 Aktualisiert

Meinung

Warum die Netanjahu-Hasser die ganze Zeit falsch lagen

Wir sollten jenen danken, die eine Rückkehr der restlichen Hamas-Geiseln ermöglicht haben – egal wie unpopulär dies im Fall des israelischen Ministerpräsidenten sein mag

von Imanuel Marcus  10.10.2025

Meinung

Das peinliche Schweigen der Linkspartei zu Trumps Gazadeal

Die Reaktion der Linken auf das absehbare Ende des Kriegs ist ein Offenbarungseid. Es drängt sich der Verdacht auf, dass die Partei den Konflikt mehr braucht als den Frieden

von Jessica Ramczik  10.10.2025

Meinung

Außen hui, innen pfui: Trumps Umgang mit den Juden

Während sich der US-Präsident um die Juden in Israel verdient macht, leidet die jüdische Gemeinschaft im eigenen Land unter seiner autoritären Innenpolitik. Das sollte bei aller Euphorie über den Gaza-Deal nicht vergessen werden

von Joshua Schultheis  09.10.2025

Meinung

Bleiben Sie hier, Frau Ministerin Prien!

Warum jetzt nicht die richtige Zeit ist, über »gepackte Koffer« zu reden – auch nicht für den Fall eines AfD-Bundeskanzlers

von Ayala Goldmann  09.10.2025