Meinung

Indonesien, die FIFA und der Judenboykott

Der Fußballweltverband hat entschlossen gehandelt und dem Inselstaat die U20-Meisterschaft wieder entzogen. Das könnte ein Präzedenzfall im Kampf gegen Antisemitismus im Sport werden

von Leonard Kaminski  05.04.2023 12:00 Uhr

Leonard Kaminski

Der Fußballweltverband hat entschlossen gehandelt und dem Inselstaat die U20-Meisterschaft wieder entzogen. Das könnte ein Präzedenzfall im Kampf gegen Antisemitismus im Sport werden

von Leonard Kaminski  05.04.2023 12:00 Uhr

Endlich hat sich mal ein israelisches Team für eine Fußballweltmeisterschaft qualifiziert. Es ist zwar »nur« die Herren-U20, aber immerhin. Also Trikots und Bälle packen und im Sommer vom Ben-Gurion-Flughafen ab nach Indonesien, wo das Turnier stattfindet.

Doch so einfach ist es leider nicht. Denn die israelische Mannschaft ist in Indonesien nicht willkommen: Bali, wo eines der Turnier-Stadien steht, fordert ein Spielverbot für Israel, und auch in Jakarta wird gegen die Teilnahme des jüdischen Staates demonstriert.

Reaktion Doch was in der Folge passierte, überrascht positiv. Statt sich, wie in ähnlichen Situationen im internationalen Sport bereits geschehen, den Judenboykott zu eigen zu machen, hat der Fußballweltverband FIFA Indonesien das Turnier entzogen. Das ist genau die Art der Reaktion auf israelfeindliche, antisemitische Diskriminierung, wie man sie sich wünscht: schnell, entschieden, hart.

Irgendwann gewöhnen sich vielleicht alle Israelhasser daran, dass auch der jüdische Staat an sportlichen Großevents teilnimmt.

Nur stellt sich jetzt Frage: Wie kann so etwas im Sport künftig bekämpft werden? Sollen der Gouverneur von Bali, die Demonstranten in Jakarta und unzählige andere Israelhasser alle ein Antisemitismus-Seminar besuchen, um zur Einsicht zu gelangen, dass ihr Judenhass doch nicht so toll ist?

lerneffekt Einen unmittelbareren Lerneffekt haben wohl doch die Folgen, die der indonesische Fußballverband jetzt tragen muss: Für das sportliche Großereignis wurde seit Jahren Geld in Infrastruktur und Werbung investiert und ein internationaler Prestigegewinn erwartet. Das Geld wurde umsonst ausgegeben, Prestige gewinnt der indonesische Fußball ganz sicher nicht.

Schade, dass es so harte Konsequenzen braucht, damit klar wird, dass Antisemitismus nicht toleriert wird. Aber folgen sie Fehlverhalten nur häufig genug auf den Fuß, gewöhnen sich irgendwann vielleicht, wenn auch zähneknirschend, alle Israelhasser daran, dass auch der jüdische Staat ab und zu mal an sportlichen Großevents teilnimmt. So wie dieses Jahr an der U20-Weltmeisterschaft – irgendwo außerhalb von Indonesien.

Der Autor ist Politikberater und lebt in Berlin.

Kommentar

Die UNRWA ist Teil des Problems - und nicht seine Lösung

Die UNRWA ist Geschichte. So wollte es eine breite Mehrheit in der Knesset. Dieser Schritt war überfällig, berechtigt - und dennoch falsch. Zumindest jetzt

von Georg M. Hafner  12.12.2024

Meinung

Wenn Social Media zur Gefahr für die Demokratie wird

Politik und Plattformbetreiber müssen konsequent gegen Desinformation und Hetze vorgehen

von Anna Staroselski  12.12.2024

Meinung

Syrien: Warum machen wir immer wieder den gleichen Fehler?

Der Westen sollte keinem Mann vertrauen, der bislang als Terrorist gesucht wurde

von Jacques Abramowicz  11.12.2024

Meinung

Papst Franziskus, Jesus und ein gefährliches Manöver

Die Kirche rüttelt an ihrem eigenen fragilen Fundament, wenn dem Juden Jesus seine Herkunft, seine Abstammung und seine Identität abgesprochen werden

von Daniel Neumann  11.12.2024

Meinung

Syrien und die verfrühte Freude des Westens über den Sieg der Islamisten

Ein Gastkommentar von Ingo Way

von Ingo Way  11.12.2024

Meinung

PEN Berlin war kurz davor, auf der Seite der Feinde Israels zu stehen

Nur knapp konnte verhindert werden, dass die Schriftstellervereinigung eine Resolution annahm, die von glühender »Israelkritik« geprägt war

von Stefan Laurin  10.12.2024

Meinung

Der Papst und sein einseitiges Mitgefühl für Judenfeinde

Das Jesus-Kind in ein Palästinensertuch einzuwickeln zeigt, dass der Vatikan seine Tradition verleugnet, um im Nahostkonflikt Partei zu ergreifen

von Maria Ossowski  10.12.2024

Meinung

Amnesty, Israel und die »Untermenschen«

Die Verleumdung Israels durch die Menschenrechtsorganisation ist einmal mehr beispiellos. Ein Kommentar von Wolf J. Reuter

von Wolf J. Reuter  10.12.2024

Kommentar

Vor den Messern der Islamisten sind wir alle gleich

Dastan Jasim warnt vor dem einseitigen Blick deutscher Experten auf Syrien

von Dastan Jasim  09.12.2024