Kommentar

In Zohran Mamdanis New York werden Juden geduldet, nicht akzeptiert

Zohran Mamdani feierte in der Nacht auf Mittwoch seinen Wahlsieg. Er wird ab Januar nächster Bürgermeister von New York City Foto: picture alliance / Anadolu

Glaubt Zohran Mamdani ernsthaft, dass dieses Mini-Zugeständnis die Gemüter besorgter amerikanischer Juden beruhigen wird? Er werde dem Antisemitismus entgegentreten, sagt der 34-jährige, frisch gewählte künftige New Yorker Bürgermeister in seiner Rede am Wahlabend.

Schon in den Wochen zuvor hatte er versprochen, den Polizeischutz vor Synagogen und jüdischen Einrichtungen zu verstärken. Tatsächlich ist die jüdische Gemeinschaft auf Schutz angewiesen. Die Geschwindigkeit, mit der sich ihre Lebensumstände seit dem Gazakrieg verändert haben, nimmt einem den Atem. Der Antizionismus, der längst zum blanken Judenhass geworden ist, hat erheblich dazu beigetragen.

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Für viele Juden ist es abstoßend und beinahe pervers, wenn jemand sie vor den Folgen eines wachsenden Hasses schützen will, dessen Nährboden er selbst zu kultivieren hilft. Natürlich sieht der bekennende Antizionist Mamdani das anders. Zwar ist »Globalize the Intifada« für ihn etwas, das man nicht unbedingt sagen muss, aber kann. Israel erkennt er als jüdischen Staat nicht an, er will die Forderungen der BDS-Bewegung zu einem Baustein seiner Regierung machen. Und weder will er die Hamas verdammen, noch deren Entwaffnung fordern. Das alles aber hat aus seiner Sicht mit Juden nichts, sondern allein mit Israel zu tun.

Dass das Selbstbestimmungsrecht des jüdischen Volkes in seinem eigenen Land und die Verbindung zu Israel für die überwältigende Mehrheit der US-Juden weiterhin Teil ihrer jüdischen Identität sind, scheint ihn nicht weiter zu interessieren. Oder soll es ein Trost sein, dass er neulich versprach, »liberale Zionisten« müssten in seiner Regierung »keinen Lackmustest fürchten«? Das klingt nach Duldung, nicht nach Akzeptanz.
Und genau an dem Punkt sind wir.

Immer stärker wird die angstfreie und überhaupt freie jüdische Existenz wieder unter Konditionen gewährt. Juden kennen das gut. 1912 verzweifelt Jakob Wassermann über die vergeblichen Versuche, als jüdischer deutscher Bürger akzeptiert zu werden. Er verfasst ein ganzes Buch darüber. Und schon mehr als hundert Jahre zuvor hatte Rahel Varnhagen an ihren Bruder geschrieben: »Der Jude muss aus uns ausgerottet werden; das ist heilig wahr, und sollte das Leben mitgehen.«

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Genau davor sind Juden in ihre »goldene Medina Amerika« geflohen. Und um diesem Druck zu entkommen, dieser »Tragödie, dass wir uns ständig erklären müssen«, wie Chaim Weizmann es nannte, gingen die Zionisten in ihr eigenes Land zurück. Heute ist es ausgerechnet der Zionismus, den Juden bei zu vielen Gelegenheiten am besten an der Garderobe abgeben, wenn sie Zutritt erhalten wollen. Diese Haltung darf nicht zur offiziellen Politik der Demokratischen Partei werden, in der die meisten Juden noch immer ihre Heimat haben. Die Zeit, aufzustehen und sich zu wehren, ist jetzt.

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