Einspruch

Idealistisch, aber arm

Sabine Brandes Foto: privat

Einspruch

Idealistisch, aber arm

Sabine Brandes warnt davor, dass der Lehrermangel in Israel die gesellschaftlichen Gräben weiter vertieft

von Sabine Brandes  25.06.2022 22:59 Uhr

Meine Freundin ist Lehrerin aus Leidenschaft. Jeden Tag steht sie vor ihrer Klasse, kommt am Nachmittag heiser nach Hause und bricht auf dem Sofa vor Erschöpfung zusammen. Dennoch ist sie der Überzeugung, dass Kinder unsere Zukunft und jede noch so große Anstrengung wert sind.

Damit ist sie keine Ausnahme. Alle Frauen und Männer, die an israelischen Schulen unterrichten, müssen Idealisten sein. Denn der Status von Lehrern im Nahoststaat ist kein guter: Ihr Ansehen ist mäßig, ihr Einkommen ein Affront.

lebenshaltungskosten Etwa 6000 Schekel bringen sie monatlich nach Hause, knapp 1700 Euro. Zulagen gibt es zwar, zum Beispiel für einen Magister- oder Doktortitel und Berufserfahrung, doch junge Lehrer bekommen keinen Schekel extra. Mit so einem Gehalt aber kommen sie im Land der exorbitanten Lebenshaltungskosten nicht über die Runden.

Universitätsabsolventen schütteln meist den Kopf, wenn ihnen eine Stelle an einer Schule angeboten wird.

Deshalb schütteln Universitätsabsolventen meist den Kopf, wenn ihnen eine Stelle an einer Schule angeboten wird. Dumm wären sie, würden sie sie annehmen, bringt doch ein Job in der Hightech-Branche fünf- oder sogar zehnmal so viel ein. So kommt auf Israel nach Angaben des nationalen Statistikamtes schon im kommenden Schuljahr ein »unvergleichlicher Lehrermangel« zu.

Dumm ist auch das, was bei dieser Politik herauskommt. Denn die Streiks für eine vernünftige Bezahlung gehen auf Kosten von Kindern und Eltern. Letztere haben fast zwei Jahre Homeschooling während der Pandemie hinter sich und sind ausgelaugt. Wohlhabende Israelis umgehen den Mangel an Englisch, den Wissenschaften und sogar Mathematik mit Privatlehrern.

privatunterricht Hier gibt es keinen Mangel. Eine Stunde, etwa für die Abiturvorbereitung, kann dabei bis zu 70 Euro kosten. Die meisten Mütter und Väter allerdings können sich nicht eine Minute des privaten Unterrichts leisten.

Und so läuft Israel nicht nur Gefahr zu verdummen, sondern den Graben in der Gesellschaft zu vertiefen. Der ist schon jetzt viel zu groß. Und um das zu verstehen, muss man nicht einmal besonders schlau sein.

Meinung

Die AfD schreckt vor nichts mehr zurück

Im Bundestag bagatellisiert die AfD sogar den Völkermord an bosnischen Muslimen 1995, um gegen Muslime in Deutschland zu hetzen

von Michael Thaidigsmann  11.07.2025

Meinung

Die Kirche schafft sich ab

Jetzt soll ausgerechnet der Antizionismus helfen, den gesellschaftlichen Niedergang der Kirche zu stoppen

von Josias Terschüren  10.07.2025

Meinung

BSW und AfD: Zwei Ausprägungen desselben autoritären Denkens

Sahra Wagenknecht und ihre Partei nähern sich den Rechtsextremen immer weiter an. Spätestens jetzt ist klar: Am BSW gibt es nichts Progressives

von Igor Matviyets  09.07.2025

Meinung

»Demokratie leben« braucht eine Inventur

Die Idee hinter dem Förderprogramm des Bundes mag gut sein, die Umsetzung ist es nicht. Viel zu oft profitieren Extremisten und Israelhasser von den öffentlichen Geldern

von Lennart Pfahler  08.07.2025

Michael Roth

Warum Jean Asselborn nicht mehr mein Freund ist

Luxemburgs langjähriger Außenminister verbreitet bei Tilo Jung Verschwörungstheorien über Israel. Nun kündigt ihm ein sozialdemokratischer Weggefährte die Freundschaft

von Michael Roth  07.07.2025 Aktualisiert

Meinung

New York: Zohran Mamdani und der Clash der Generationen

Der Bürgermeisterkandidat der Demokraten wurde nicht zuletzt wegen seiner antizionistischen Haltung gewählt. Während er unter jungen jüdischen New Yorkern Unterstützer hat, stehen die älteren überwiegend fest an Israels Seite

von Hannes Stein  06.07.2025

Kommentar

Zürich sollte Francesca Albanese keine Bühne bieten

Die antisemitische UN-Sonderberichterstatterin tritt am Freitag in der Zürcher Zentralwäscherei auf - subventioniert durch die Steuerzahler der Stadt

von Ronny Siev  03.07.2025

Kommentar

Liebe statt Tod

Die israelische Armee kämpft für unsere Freiheit, auch die der verlorenen Seelen auf dem Glastonbury-Musikfestival, die den Tod israelischer Soldaten gefordert haben

von Frank Schmiechen  03.07.2025

Kommentar

Justiz: Im Zweifel für Antisemitismus?

Ein Verwaltungsgerichtsurteil lässt große Zweifel aufkommen, dass es alle mit der Bekämpfung von Antisemitismus unter Beamten ernst meinen

von Michael Thaidigsmann  02.07.2025