Volker Beck

Hat die Kulturpolitik etwas aus den documenta-Eklats gelernt?

Volker Beck ist Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft. Foto: imago/IPON

Volker Beck

Hat die Kulturpolitik etwas aus den documenta-Eklats gelernt?

Das Werk »ABC of Racist Europe« von Daniela Ortiz in der Bundeskunsthalle, einem Gemeinschaftsprojekt der Länder und des Bundes, ist ein Lackmustest

von Volker Beck  15.06.2023 08:40 Uhr

Unlängst versprach Kulturstaatsministerin Claudia Roth: »Wir fördern keine Veranstaltungen, auf denen für den BDS geworben wird oder Ziele des BDS vertreten werden.« Es brauche einen Code of Conduct für Kultureinrichtungen. Wie notwendig das ist, zeigt eine Ausstellung der Bundeskunsthalle in Bonn.

Eines der Exponate, das »ABC of Racist Europe« von Daniela Ortiz, will eurozentrischen Narrativen antikoloniale Alternativen im Kinderbuchformat gegenüberstellen. Die schlichte dualistische Fibel der Künstlerin ist mit dem Kunstgriff »Kinderbuch« nicht schönzureden. Ihr Alphabet ist gleich auf mehreren Tafeln ein ABC antisemitischer Praxis im Kulturbetrieb.

gerücht Unter »G« liest man die Behauptung, G4S, eine britische Sicherheits­firma, arbeite »auch mit der israelischen Regierung zusammen, um Gefängnisse zu betreiben, in denen palästinensische politische Gefangene festgehalten und gefoltert werden«. Davon habe ich noch nie gehört. Dafür von einem Urteil des obersten israelischen Gerichts, das privat betriebene Gefängnisse verbietet. Weiß man in Bonn mehr, oder verbreitet man einfach ein Gerücht?

Wenn »Kein Platz für Antisemitismus« nicht nur ein leeres Versprechen sein soll, muss es jetzt heißen: Solche Exponate dürfen nicht ohne kritische Kontextualisierung gezeigt werden.

Bei »R« wie rassistisch bietet eine Karte ein einheitlich rotes Palästina vom Jordan bis zum Mittelmeer. Israel wird als neokolonial-rassistisches Regime verunglimpft. Zudem wird für die Befreiung des Generalsekretärs der PFLP, die von der EU als Terrororganisation gelistet ist, geworben. An anderer Stelle gibt die Künstlerin Lektüretipps, unter anderem für das Buch einer Autorin mit zynischen Provokationen zulasten iranischer Homosexueller und der Opfer der Verbrechen Hitler-Deutschlands.

Wenn »Kein Platz für Antisemitismus« nicht nur ein leeres Versprechen sein soll, muss es jetzt heißen: Solche Exponate dürfen nicht ohne kritische Kontextualisierung gezeigt werden. Dieses Werk in der Bundeskunsthalle, einem Gemeinschaftsprojekt der Länder und des Bundes, ist ein Lackmustest: Was hat die Kulturpolitik aus dem documenta-Desaster gelernt?

Der Autor ist Geschäftsführer des Tikvah Instituts.

Meinung

Europa ist im Nahen Osten bedeutungsloser denn je

Während die USA unter Präsident Donald Trump keinen Zweifel darüber haben aufkommen lassen, wo es steht, hat Europa komplett versagt

von Daniel Neumann  13.10.2025

Meinung

Jetzt kann das Herz heilen

In ganz Israel erhebt sich an diesem historischen Tag die Erleichterung wie ein kollektiver tiefer Atemzug – teils Seufzer, teils Schluchzen, teils freudiger Gesang

von Sabine Brandes  13.10.2025

Meinung

Neues Semester, alter Antisemitismus?

Seit zwei Jahren sind deutsche Hochschulen keine sicheren Orte mehr für jüdische Studierende. Es wird viel Mühe kosten, diese Entwicklung zurückzudrehen

von Ron Dekel  13.10.2025

Kommentar

Kein Wunder in Bern

Bei gewaltbereiten Demonstrationen in der Schweizer Bundeshauptstadt hat sich ein Teil der Palästina-Solidarität einmal mehr selbst entlarvt: Es ging nie darum, das Leid im Gazastreifen zu beenden oder einen angeblichen Genozid zu stoppen

 12.10.2025

Kommentar

Deutschland braucht Israels Geheimdienste, Herr Wadephul

Der Außenminister behauptet in einem Interview, die Bundesregierung sei nicht auf Erkenntnisse israelischer Spionagedienste angewiesen. Mit dieser Falschaussage riskiert er das Leben vieler Menschen in Europa

von Remko Leemhuis  11.10.2025 Aktualisiert

Meinung

Warum die Netanjahu-Hasser die ganze Zeit falsch lagen

Wir sollten jenen danken, die eine Rückkehr der restlichen Hamas-Geiseln ermöglicht haben – egal wie unpopulär dies im Fall des israelischen Ministerpräsidenten sein mag

von Imanuel Marcus  10.10.2025

Meinung

Das peinliche Schweigen der Linkspartei zu Trumps Gazadeal

Die Reaktion der Linken auf das absehbare Ende des Kriegs ist ein Offenbarungseid. Es drängt sich der Verdacht auf, dass die Partei den Konflikt mehr braucht als den Frieden

von Jessica Ramczik  10.10.2025

Meinung

Außen hui, innen pfui: Trumps Umgang mit den Juden

Während sich der US-Präsident um die Juden in Israel verdient macht, leidet die jüdische Gemeinschaft im eigenen Land unter seiner autoritären Innenpolitik. Das sollte bei aller Euphorie über den Gaza-Deal nicht vergessen werden

von Joshua Schultheis  09.10.2025

Meinung

Bleiben Sie hier, Frau Ministerin Prien!

Warum jetzt nicht die richtige Zeit ist, über »gepackte Koffer« zu reden – auch nicht für den Fall eines AfD-Bundeskanzlers

von Ayala Goldmann  09.10.2025