Meinung

»Haaretz«: Stimmungsmache gegen Israel

Seit vielen Jahren hat »Haaretz« auch eine englische Ausgabe Foto: IMAGO/Depositphotos

Es ist ein wiederkehrendes Muster: Die israelische Tageszeitung »Haaretz« veröffentlicht in ihrer englischsprachigen Ausgabe immer wieder sehr einseitige oder gar irreführende Geschichten über den Gaza-Krieg. Begierig werden diese von anderen internationalen Medien aufgegriffen und als Belege für angebliche israelische Gräueltaten herangezogen. Dieses Aufgreifen geschieht meist in Windeseile – und oft ohne jede Prüfung der hebräischen Originalquellen.

Im jüngsten Fall geht es um eine Reportage, in der der israelischen Armee systematische Tötungen von Zivilisten unterstellt werden. Kaum eine Redaktion außerhalb Israels macht sich die Mühe, den zugrunde liegenden hebräischen Text oder das vollständige Interview zu lesen. Stattdessen verlassen sich Journalisten auf Übersetzungen oder Ausschnitte in sozialen Netzwerken. So entsteht ein Zerrbild, das sich rasant verbreitet und dessen Wirkung kaum noch einzufangen ist.

Dabei sind journalistischen Entgleisungen bei Haaretz kein Einzelfall. Einige Beispiele aus den vergangenen Jahren belegen, dass die Zeitung mehrfach Falschbehauptungen oder zumindest hochgradig verzerrte Darstellungen in Umlauf gebracht hat.

Im Mai 2021 verbreitete Haaretz die Behauptung, die israelische Luftwaffe habe »ohne jeglichen militärischen Grund« ein Wohnhaus zerstört. Interne Protokolle, die später publik wurden, belegten, dass das Gebäude ein zentrales Waffenlager und ein Kommandoposten der Hamas war. Doch da war die Meldung längst um die halbe Welt gegangen.

Im Oktober 2023 berichtete Haaretz, Israel habe bei Luftangriffen »Hunderte Babys« absichtlich ins Visier genommen. Tatsächlich stammte die Zahl aus einer unseriösen Schätzung der Hamas, die nicht unabhängig überprüft wurde. Später stellte sich heraus, dass viele der Getöteten Hamas-Kämpfer waren, deren Alter nicht belegt war.

Feindschaft zur Netanjahu-Regierung

Der aktuelle Artikel über angebliche Exekutionen von Zivilisten in Gaza stützt sich laut Recherchen auf anonymisierte Aussagen und unklare Quellen, die weder unabhängig überprüft noch kontextualisiert wurden. Trotzdem wurden sie in internationalen Medien sofort als Belege für einen »Genozid« an den Palästinensern verwendet.

Kaum ein Medium, das sich auf Haaretz-Berichte stützt, scheint ein Problem damit zu haben, dass viele Details entweder direkt aus Hamas-Angaben stammen oder von den sozialen Netzwerken ohne Verifikation übernommen worden waren.

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Dass die Zeitung solche Narrative immer wieder transportiert, hängt nicht nur mit journalistischer Nachlässigkeit zusammen. Der Eigentümer der Zeitung, Amos Schocken, steht seit Jahren in offener Feindschaft mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Diese persönliche und politische Gegnerschaft prägt auch die Redaktionslinie. Haaretz versteht sich als Opposition zur Regierung, was internationale Leser jedoch oft nicht wissen.

Sorglosigkeit mit Folgen

Besonders gefährlich ist die wiederkehrende Behauptung eines »israelischen Genozids«. Sie wird inzwischen von Demonstrationen in Europa über Uni-Campus-Kampagnen bis zu Hasspostings in sozialen Netzwerken als Rechtfertigung für Gewalt und Einschüchterung gegen Juden benutzt. In vielen Ländern registrieren Behörden einen dramatischen Anstieg antisemitischer Angriffe, die durch genau diese Narrative angeheizt werden.

Fast niemand in den großen Nachrichtenhäusern macht sich die Mühe, Originalquellen oder vollständige Interviews zu prüfen, bevor solche Anschuldigungen verbreitet werden. Diese Sorglosigkeit ist fatal: Je öfter sich die Lügen wiederholen, desto schwerer werden sie zu widerlegen.

Es wäre höchste Zeit, dass Redaktionen ihre Verantwortung ernst nehmen, faktenbasiert arbeiten und sich nicht von politisierten Kampagnen instrumentalisieren lassen. Denn am Ende zahlen nicht nur Israels Bürger den Preis für diese Nachlässigkeit, sondern jüdische Gemeinden weltweit, die Zielscheibe von Antisemitismus werden.

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