Sabine Brandes

Falsches Signal

Sabine Brandes Foto: privat

Sabine Brandes

Falsches Signal

Die angekündigte Anerkennung eines Palästinenserstaates ist wenig durchdacht – und weckt falsche Hoffnungen

von Sabine Brandes  23.05.2024 20:38 Uhr

Viele meinen, ein Staat für die Palästinenser ist längst überfällig. Dass eine Lösung für den Nahostkonflikt her muss, die endlich dauerhaften Frieden bringt. Doch wie die aussehen soll, darüber streiten sich seit Jahrzehnten die Geister.  

Einige bezogen jetzt Stellung in dem Streit: die Regierungen von Norwegen, Spanien und Irland. Sie wollen am 28. Mai einen eigenständigen Palästinenserstaat anerkennen. In welchen Grenzen der verlaufen, wie er sich finanzieren, oder von wem er regiert werden soll, ließen die Länder allerdings offen.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Entsprechend der Völkerrechts-Konvention von Montevideo muss ein Staat folgende Voraussetzungen erfüllen: eine ständige Bevölkerung, ein bestimmtes Territorium, eine Regierung und die Fähigkeit, in Beziehungen mit anderen Staaten zu treten.

Mindestens zwei der Kriterien sind nicht erfüllt: erstens ist das Territorium unklar und umstritten, zweitens kann derzeit in keiner Weise von einer »palästinensischen Regierung« gesprochen werden. Ein Teil, die Terrorgruppe Hamas im Gazastreifen, wird gerade im Krieg von Israel bekämpft – und ohnehin von den wenigsten Ländern als legitime Vertretung des palästinensischen Volkes anerkannt.

Doch auch die Autonomiebehörde in Ramallah mit dem greisen Präsidenten Mahmud Abbas ist kaum funktionsfähig, durch und durch korrupt und wird zudem von vielen, besonders jüngeren Palästinensern, nicht anerkannt.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Wer sollte diesen Staat also regieren? Die Ankündigung der europäischen Länder ist nicht nur zeitlich unpassend, sondern auch unlogisch. Sie ist nicht nur Anerkennung eines Palästinenserstaates, sondern auch wie eine Belohnung für den grausamen Terror der Hamas gegen Israel. Nach dem Motto: Ihr mordet und meuchelt, und dafür gibt’s jetzt einen eigenen Staat.

Doch auch den Palästinensern gegenüber ist es unfair. Sie verdienen einen »echten« Staat mit einem klaren Abkommen und Regelwerk. Doch das muss vernünftig verhandelt und nicht ad hoc herausposaunt werden, um eine Agenda durchzudrücken.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Es ist wahr, dass die israelische Regierung mit einem Plan für den »Tag danach« in Gaza viel zu lange zögert. Er muss endlich auf den Tisch und damit Hoffnung für beide Seiten bringen. Es ist auch richtig, dass zwei getrennte Staaten nebeneinander, einer für die Israelis und einer für die Palästinenser, wahrscheinlich die beste Lösung sind.

Die unsinnige Anerkennung eines Palästinenserstaates durch verbündete Länder zu diesem Zeitpunkt ist jedoch das völlig falsche Signal. Sie schafft außer Antagonismus nicht viel und wird weder den Druck auf die Koalition in Jerusalem erhöhen, noch den Palästinensern einen Gefallen tun.

https://twitter.com/IsraelinGermany/status/1793212019874619697

Meinung

Noch Zweifel?

Auch vor der Einstufung der AfD als gesichert rechtsextrem war ihre antidemokratische Haltung offenkundig. Jetzt muss das Verbotsverfahren gegen die Partei endlich in die Wege geleitet werden

von Monty Ott  02.05.2025

Meinung

Israelfeinde gegen Pressefreiheit

Journalisten sind immer häufiger Anfeindungen von »propalästinensischen« Aktivisten ausgesetzt. Das ist auch ein Angriff auf das Fundament unserer Gesellschaft

von Erica Zingher  02.05.2025

Meinung

Jesus, Katrin und die Pharisäer

Katrin Göring-Eckardt zeichnet in einem Gastbeitrag ein negatives Bild der Pharisäer zur Zeit von Jesus. Dabei war der selbst einer

von Thomas Wessel  01.05.2025

Meinung

Die Namen in die Welt schreien

24 junge Männer in der Gewalt der Hamas sind wahrscheinlich noch am Leben - sie können und müssen durch ein Abkommen gerettet werden

von Sabine Brandes  28.04.2025

Meinung

Die UN, der Holocaust und die Palästinenser

Bei den Vereinten Nationen wird die Erinnerung an den Holocaust mit der »Palästina-Frage« verbunden. Das ist obszön, findet unser Autor

von Jacques Abramowicz  25.04.2025

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt wie die von Sophie von der Tann sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  24.04.2025

Essay

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  24.04.2025

Meinung

Ich habe versagt

Damit sich ein Ereignis wie die Schoa nicht wiederholt, kommt es darauf an, wie wir erinnern. Doch wir sind offenbar dabei, genau das den Falschen zu überlassen

von Sophie Albers Ben Chamo  23.04.2025

Jom Haschoa

Zwei Minuten Stillstand?

Sollte in Deutschland in derselben Art und Weise wie in Israel an die Opfer der Schoa erinnert werden? Ein Gastbeitrag von Felix Klein

von Felix Klein  22.04.2025