Sigmount A. Königsberg

Es geht um Anstand, nicht um Politik!

Sigmount A. Königsberg Foto: Gregor Zielke

Sigmount A. Königsberg

Es geht um Anstand, nicht um Politik!

Es ist eine Frage der Haltung, sich auch gegen linken Antisemitismus zu stellen. Das ist der Berliner Linken nicht gelungen. Ein Kommentar von Sigmount A. Königsberg

von Sigmount A. Königsberg  13.10.2024 18:30 Uhr

Dass die Partei »Die Linke«, insbesondere auf Bundesebene, schon immer ein Antisemitismus-Problem hatte, ist bekannt. Wagenknecht, Dehm, Buchholz, Dagdelen, Groth, Paech, Höger (um nur einige zu nennen) haben sich immer wieder auf der Seite der Judenfeinde gestellt.

Dennoch konnte gerade der Berliner Landesverband (mit Ausnahme der Neuköllner Linken) bisher als stabiler Partner im Kampf gegen Antisemitismus angesehen werden. Petra Pau und Klaus Lederer beispielsweise standen seit Jahrzehnten immer an der Seite der jüdischen Gemeinschaft sowie Israels. Dies ist seit dem letzten Wochenende nicht mehr gegeben.

Jom Kippur hatte gerade begonnen, als der Landesparteitag der Berliner Linken sich außer Stande sah, diesem Satz zuzustimmen:
»Dass von sich politisch links verortenden Menschen in Berlin das Massaker der Hamas vom 7. Oktober 2023 u.a. an Kleinkindern, Familien und Festivalbesucher*innen relativiert und mitunter gar gefeiert wurde oder zur Vernichtung Israels aufgerufen haben, alarmiert uns zutiefst. Niemals dürfen Linke die Rolle des eliminatorischen Antisemitismus ignorieren, der den Terror und die Strategien von Akteuren wie der Hamas und der Hisbollah sowie deren Unterstützung durch das iranische Mullah-Regime antreibt. Die Hass-Propaganda solcher sich als ‚Befreiungsbewegungen’ gerierenden Akteure verfängt mehr denn je auch hier.«

Wie kann man als Mensch, sofern man kein Apologet der Hamas oder Hisbollah ist, diesem Satz nicht zustimmen? Auf Berlins Straßen wurde das schlimmste Massaker an Juden seit 1945 gefeiert, und dies sei nicht alarmierend? Antisemitismus von Links gäbe es nicht, weil es offensichtlich nicht geben kann, was es nicht geben darf?

Alleine diese Tatsache, verbunden mit der (in der weiteren Debatte beschlossenen) Ablehnung rechtsstaatlicher Mittel und konsequenter Strafverfolgung antisemitischer Straftaten ist eine Ohrfeige, nicht nur für alle Juden, sondern für alle Demokraten. Anscheinend ist es für Berliner Linke wichtiger, dass judenfeindliche Hamas-Fans sich auf Berlins Straßen austoben und dabei Hass und Gewalt verbreiten können.
Dabei ist es nur eine Frage des Anstands, sich eindeutig und unmissverständlich dagegen zu stellen.

Lesen Sie auch

Wenn dann Maximilian Schirmer, Chef der Berliner Linken sagt: »Wir als Berliner Linke stehen fest für den Schutz des jüdischen Lebens ein und stellen uns gegen jede Form des Antisemitismus. Dafür werden wir uns weiter einsetzen und auch interne Debatten dazu führen.« fühle ich mich an Ulbrichts Satz: »Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen« erinnert.

Es ist an diesem Wochenende – in einer ohnehin sehr fragilen Situation – sehr viel zerbrochen.

Der Autor ist Antisemitismusbeauftragter der Jüdischen Gemeinde zu Berlin.

Meinung

Ich kann euch nicht hören

Während im Sudan die schwerste humanitäre Krise der Welt tobt, schweigen die selbst ernannten Menschenrechts-Demonstranten in Europa und auf der Welt

von Sophie Albers Ben Chamo  31.10.2025

Kommentar

Politisches Versagen: Der Israelhasser Benjamin Idriz soll den Thomas-Dehler-Preis erhalten

Wer, wie der Imam, den 7. Oktober für seine Diffamierung des jüdischen Staates und der jüdischen Gemeinschaft instrumentalisiert, ist eines Preises unwürdig

von Saba Farzan  28.10.2025

Meinung

Antisemitismus der Anständigen

Judenhass in der Schweiz ist brandgefährlich, weil er so höflich und diskret daherkommt

von Zsolt Balkanyi-Guery  27.10.2025

Meinung

Die SP im moralischen Blindflug

Mit zwei widersprüchlichen Resolutionen beweist die Sozialdemokratische Partei der Schweiz einmal mehr ihre ethische Orientierungslosigkeit

von Nicole Dreyfus  27.10.2025

Meinung

Warum die UNRWA seit 77 Jahren den Frieden in Nahost blockiert

Das UN-Flüchtlingshilfswerk für die Palästinenser verursacht erhebliche Probleme. Daher gibt es nur einen Weg

von Jusek Adlersztejn  27.10.2025

Meinung

Die Kälte der »Sozialreform«

Für die Haushaltslücken lässt die Bundesregierung wieder einmal die Schwächsten der Gesellschaft büßen. Jüdische Rentnerinnen und Rentner werden besonders hart getroffen

von Günter Jek  26.10.2025

Meinung

Liebe Juden, bleibt bitte zu Hause!

Immer mehr jüdische Veranstaltungen werden abgesagt – angeblich zum Schutz von Jüdinnen und Juden. So wird aus einer Einladung zur Kultur ein stiller Abgesang auf Teilhabe

von Louis Lewitan  23.10.2025

Glosse

Der Klinkenputzer der Islamisten

Jürgen Todenhöfer trifft sich in Katar mit Vertretern der Hamas zum Gespräch und verbreitet danach ihre Propaganda.

von Ralf Balke  22.10.2025

Meinung

Wer stoppt die Hamas?

Die Entwaffnung und Zerschlagung der palästinensischen Terrororganisation ist und bleibt der Schlüssel zum Frieden in Nahost

von Philipp Peyman Engel  22.10.2025