Martin Krauß

Es braucht mehr als nur nette Plakate

Der geringe Nutzen der »No Racism«-Kampagnen im Fußball offenbart sich gerade in Skandalen wie jüngst in Mannheim und Leipzig

von Martin Krauß  28.10.2022 12:03 Uhr

Martin Krauß Foto: Chris Hartung

Der geringe Nutzen der »No Racism«-Kampagnen im Fußball offenbart sich gerade in Skandalen wie jüngst in Mannheim und Leipzig

von Martin Krauß  28.10.2022 12:03 Uhr

Ein Stadionsprecher im bezahlten Fußball ist so etwas wie die Stimme des Vereins. Jüngst hatte der Sprecher des Drittligisten SV Waldhof Mannheim vor einem wichtigen Pokalspiel die Mannschaftsaufstellung einem gewissen Christian Nehl gewidmet. Der war ein ortsbekannter Neonazi und saß für die NPD im Stadtrat.

Weil Nehl vor Kurzem gestorben ist, hat ihn dieser Sprecher nun ehren wollen. Sein Kollege vom Viertligisten 1. FC Lokomotive Leipzig textete zu einem Bild, auf dem das Tor von Auschwitz zu sehen ist: »Good Night, Green White«, das sind die Farben des Lok-Konkurrenten Chemie Leipzig.

vagheit Wer häufiger Fußball schaut, kennt die »No Racism«-Kampagnen und weiß auch, dass dort der Einfachheit halber Antisemitismus unter Rassismus subsumiert wird. Mit dieser Vagheit zeigt der Fußball deutlicher als andere Bereiche, warum es hierzulande möglich ist, Nazis zu ehren, Auschwitz zu banalisieren und dennoch den Vorwurf, man sei rechtsextrem, aus tiefster Überzeugung zurückzuweisen. Man darf ja auch gefährlichste Ressentiments über Juden kolportieren und zugleich die naheliegende Charakterisierung »Antisemit« strikt ablehnen; gerne geben einem Gerichte dabei recht.

Vermutlich ist die Frage, ob die beiden Vereinssprecher rechtsextrem sind, tatsächlich nicht zentral, und wenn sie es wäre, müsste ja die Frage folgen, warum das nie jemand bemerkt hat. Was die beiden gemacht haben, kommt nämlich auch in der gesellschaftlichen Mitte vor.

Es ist eine nicht nur im Fußball verbreitete Geschichts- und Moralvergessenheit: Auschwitz? Ach, ist doch lange her.

Es ist eine nicht nur im Fußball verbreitete Geschichts- und Moralvergessenheit: Auschwitz? Ach, ist doch lange her. NPDler? Ach, er war doch treuer Fan unseres Vereins. Rassismus, Antisemitismus? Ach, wenn wir unser Nein dazu auf Plakate kleben, muss das reichen!

Der geringe Nutzen der Kampagnen gegen Rassismus offenbart sich gerade in Skandalen wie denen in Mannheim und Leipzig. Wenn sich nicht einmal die Leute, die die Stimme der Vereine sind, um die Botschaft scheren, was sollen dann solche Plakate? Der hiesige Fußball braucht viel mehr als nur neue Stadionsprecher.

Der Autor ist freier Sportjournalist und lebt in Berlin.

Saba Farzan

Keine Geschäfte mit den Mullahs

Es ist nicht die alleinige Verantwortung der deutschen Unternehmen, aus dem Iran-Handel auszusteigen, sondern auch eine Pflicht der Politik, andere Märkte zu öffnen

von Saba Farzan  07.09.2024

Einspruch

Wer mordet, will keinen Deal

Philipp Peyman Engel erinnert daran, dass nicht die israelische Regierung, sondern die Hamas sechs israelische Geiseln umgebracht hat

von Philipp Peyman Engel  06.09.2024 Aktualisiert

Meinung

Palästina-Aktivisten sind keine Streiter für Kunstfreiheit

In Dortmund störten sie eine Veranstaltung, auf der ein Film über die Massaker der Hamas gezeigt werden sollte

von Stefan Laurin  06.09.2024

Meinung

Der Westen und die Palästinenser

Warum fließen weiter Milliarden an Hilfsgeldern, ohne dass sich etwas zum Besseren wendet, fragt sich unser Gastautor

von Jacques Abramowicz  06.09.2024

Kommentar

Hartes Herz

Unsere Israel-Korrespondentin weiß um die Gnadenlosigkeit der Hamas-Mörder und wundert sich über die Unbarmherzigkeit der Regierung gegenüber den Geiseln und deren Angehörigen

von Sabine Brandes  05.09.2024

Meinung

Wir müssen kämpfen

Voller Wut und Unverständnis blickt die Holocaust-Überlebende Eva Umlauf auf die Wahlerfolge der AfD in Thüringen und Sachsen. Doch Aufgeben ist keine Option

von Eva Umlauf  03.09.2024

Meinung

Das Problem mit BSW und AfD

Gegen die Propaganda der Populisten gibt es durchaus Dinge, die angepackt werden könnten

von Jacques Abramowicz  30.08.2024

Oskar Deutsch

Israelhasser mit Diplomatenpass: So spricht die angeblich so »gemäßigte« Fatah

Im »Deutschlandfunk« verharmloste Salah Abdel-Shafi, der palästinensische Botschafter in Wien, die Hamas-Massaker vom 7. Oktober

von Oskar Deutsch  29.08.2024

Satire

Alles nicht ganz so falsch wie geglaubt?

Kim Dotcom hat die »Protokolle der Weisen von Zion« entdeckt - und ist nun einer ganz, ganz großen Verschwörung auf der Spur

von Michael Thaidigsmann  29.08.2024 Aktualisiert