Eren Güvercin

Erdogans Stellvertreter in Deutschland

Eren Güvercin Foto: privat

Eren Güvercin

Erdogans Stellvertreter in Deutschland

Es ist dringender denn je, dass unsere demokratischen Parteien eine Strategie entwickeln, was sie der Agitation aus Ankara entgegensetzen können

von Eren Güvercin  08.02.2024 09:30 Uhr

Die »Demokratische Allianz für Vielfalt und Aufbruch«, kurz DAVA, will an den Europawahlen teilnehmen. Demokratie, Vielfalt, Aufbruch. Auf den ersten Blick würde man denken, Konkurrenz belebt das Geschäft. Und wenn Menschen sich von keiner der existierenden Parteien angesprochen fühlen, ist es ein Zeichen für eine lebendige Demokratie, wenn neue politische Parteien entstehen und um die Gunst der Wähler werben.

Aber dem ist nicht so. Die Gründungsmitglieder und die angekündigten Kandidaten für die Europawahlen bestehen ausnahmslos aus Akteuren, die direkte Bezüge zum türkisch-nationalistischen und islamistischen Milieu haben. Da findet sich ein Funktionär der AKP-Lobbyorganisation UID, ein langjähriger ehemaliger Funktionär aus dem Moscheeverband DITIB, der kontrolliert wird vom türkischen Staat, oder ein ehemaliger Millî-GörüŞ-Funktionär und der Vorsitzende der Hamas-nahen »Hilfsorganisation« IHH. Als ob das nicht schon reichen würde, ist auch eine Person aus dem Umfeld des Islamischen Zentrums Hamburg, ein Ableger des iranischen Regimes, unter den Gründungsmitgliedern.

Aggressive Diasporapolitik

Die Gründung eines AKP-Stellvertreters sollte eigentlich keine Überraschung sein. Es ist lediglich ein Einfluss-Instrument mehr im Werkzeugkasten von Recep Tayyip Erdogan. Denn seit Jahren betreibt der türkische Präsident eine aggressive Diasporapolitik auf unterschiedlichen Ebenen. Auf der religiösen Ebene, indem er die von ihm direkt kontrollierte DITIB für seine politische Agenda nutzt. Auf medialer Ebene, indem er mit staatlichen Medien wie TRT Deutsch Desinformation betreibt. Und jetzt versucht er auf politischer Ebene, mit DAVA Propagandalautsprecher im Europaparlament zu platzieren.

Trotz zunehmender Intensität der türkischen Einflussnahme fehlt es bei uns allerdings an politischem Bewusstsein hierfür. Diese Ignoranz erinnert an die lange vorherrschende Blindheit vor Putins Einflussnahme-Versuchen. Es ist dringender denn je, dass unsere demokratischen Parteien eine Strategie entwickeln, was sie der Agitation aus Ankara entgegensetzen können.

Der Autor ist stellvertretender Bundesvorsitzender der FDP-nahen Liberalen Vielfalt.

Jan Feldmann

Eine Revolution namens Schabbat

Wir alle brauchen einen Schabbat. Selbst dann, wenn wir nicht religiös sind

von Jan Feldmann  19.11.2025

Kommentar

Danke, Berlin!

Die Entscheidung der Behörden, einem Hamas-Fanboy die Staatsbürgerschaft zu entziehen, sendet ein unmissverständliches und notwendiges Signal an alle Israelhasser. Mit Mahnwachen allein können wir die Demokratie nicht verteidigen

von Imanuel Marcus  19.11.2025

Meinung

Die Schönwetterfreunde Israels sind zurück! 

Die Wiederaufnahme der Waffenexporte ist richtig und notwendig. Doch das ändert nichts daran, dass die Bundesregierung das Vertrauen Israels und vieler Juden vorerst verloren hat

von Sarah Cohen-Fantl  18.11.2025 Aktualisiert

Meinung

Mit Martin Hikel geht einer, der Tacheles redet

Der Neuköllner Bürgermeister will nicht erneut antreten, nachdem ihm die Parteilinke die Unterstützung entzogen hat. Eine fatale Nachricht für alle, die sich gegen Islamismus und Antisemitismus im Bezirk einsetzen

von Joshua Schultheis  16.11.2025

Meinung

Die Ukrainer brauchen unsere Hilfe

Die Solidarität mit ukrainischen Geflüchteten in Deutschland nimmt ab. Aus einer jüdischen Perspektive bleibt es jedoch wichtig, auch weiterhin nicht von ihrer Seite abzuweichen

von Rabbinerin Rebecca Blady  16.11.2025

Meinung

Israel: Keine Demokratie ohne Pressefreiheit

Den Armeesender abschalten? Warum auch jüdische Journalisten in der Diaspora gegen den Plan von Verteidigungsminister Katz protestieren sollten

von Ayala Goldmann  14.11.2025

Meinung

Jason Stanley und der eigentliche Skandal

Ohne mit allen Beteiligten gesprochen zu haben und ohne zu wissen, was wirklich passiert ist, schrieb die deutsche Presse das Ende des jüdisch-liberalen Diskurses herbei. Dabei offenbart sich, wie leichtfüßig Stereotype gefüttert werden

von Daniel Neumann  14.11.2025

Gastbeitrag

Kein Ende in Sicht

Der Antisemitismus ist in den vergangenen zwei Jahren eskaliert. Wer jetzt glaubt, dass es eine Rückkehr zum Status vor dem 7. Oktober 2023 gibt, macht es sich zu leicht. Denn auch vor dem »Schwarzen Schabbat« trat der Antisemitismus zunehmend gewaltvoller und offener zutage

von Katrin Göring-Eckardt, Marlene Schönberger, Omid Nouripour  13.11.2025

Sabine Brandes

Wie Donald Trump Israels Demokratie angreift

Der US-Präsident hat angekündigt, in den Korruptionsprozess gegen Israels Premierminister Benjamin Netanjahu eingreifen zu wollen. Damit geht der Amerikaner eindeutig zu weit

von Sabine Brandes  12.11.2025