Rabbiner Jehoschua Ahrens

Eine neue Chance

Rabbiner Jehoschua Ahrens Foto: Markus Forte

Rabbiner Jehoschua Ahrens

Eine neue Chance

Papst Leo XIV. will Brücken bauen und den Dialog auch »in schwierigen Zeiten« fortführen – das lässt hoffen

von Rabbiner Jehoschua Ahrens  22.05.2025 09:55 Uhr

So viele politische und religiöse Würdenträger an einem Ort zu versammeln, das schafft tatsächlich nur die katholische Kirche – und zugegeben: Es fühlte sich schon besonders an, bei der Amtseinführung des neuen Papstes dabei zu sein. Die äußerst höfliche Betreuung und der unerwartet zentrale Platz für uns als jüdische Vertreter ließ schon vermuten, dass Leo XIV. wieder auf die jüdische Seite zugehen will.

Vor allem inhaltlich machte er klar, dass ihm der katholisch-jüdische Dialog wichtig ist. Bei der Audienz am nächsten Morgen richtete er einen, wie er sagte, »besonderen Gruß an unsere jüdischen Brüder und Schwestern«. Er betonte, dass »aufgrund der jüdischen Wurzeln des Christentums alle Christen eine besondere Beziehung zum Judentum« haben, und sagte, der Dialog zwischen Christen und Juden liege ihm am Herzen.

Besonders interessant ist, in welchen Punkten er sich explizit von Franziskus unterscheidet.

In diesem Sinne steht Papst Leo für eine Kontinuität der Haltung seiner Vorgänger und wird wohl sehr ähnlich agieren. Besonders interessant ist aber, in welchen Punkten er sich explizit von Franziskus unterscheidet. Zwar erwähnte der neue Papst in seiner Rede nach der Wahl und bei seinem Amtsantritt Gaza, aber nur sehr allgemein und im Kontext anderer Konflikte, wie in der Ukraine und Myanmar, und forderte ebenso die Freilassung der israelischen Geiseln. Leo klingt ausgleichend und nicht einseitig.

Franziskus war sehr emotional, nah an den Menschen und sprach oder handelte manchmal nach Gefühl, nicht nach Protokoll. Papst Leo, so erlebte ich es auch in meinem persönlichen Gespräch mit ihm bei der Audienz, ist zugewandt, aber eher zurückhaltend. Genau darin liegt vielleicht eine große Chance.

Er wird seine Worte genau abwägen, wird nicht anklagen, sondern versuchen, ehrlich zu vermitteln. Fauxpas wie bei Franziskus sind nicht zu erwarten. Stattdessen will er Brücken bauen, den Dialog auch »in schwierigen Zeiten« fortführen, und er sprach von »Missverständnissen«. Das lässt auf einen Neubeginn hoffen.

Der Autor ist Direktor für Zentraleuropa des »Center for Jewish-Christian Understanding and Cooperation«. Er arbeitet als Gemeinderabbiner in Bern.

Meinung

Die AfD schreckt vor nichts mehr zurück

Im Bundestag bagatellisiert die AfD sogar den Völkermord an bosnischen Muslimen 1995, um gegen Muslime in Deutschland zu hetzen

von Michael Thaidigsmann  11.07.2025

Meinung

Die Kirche schafft sich ab

Jetzt soll ausgerechnet der Antizionismus helfen, den gesellschaftlichen Niedergang der Kirche zu stoppen

von Josias Terschüren  10.07.2025

Meinung

BSW und AfD: Zwei Ausprägungen desselben autoritären Denkens

Sahra Wagenknecht und ihre Partei nähern sich den Rechtsextremen immer weiter an. Spätestens jetzt ist klar: Am BSW gibt es nichts Progressives

von Igor Matviyets  09.07.2025

Meinung

»Demokratie leben« braucht eine Inventur

Die Idee hinter dem Förderprogramm des Bundes mag gut sein, die Umsetzung ist es nicht. Viel zu oft profitieren Extremisten und Israelhasser von den öffentlichen Geldern

von Lennart Pfahler  08.07.2025

Michael Roth

Warum Jean Asselborn nicht mehr mein Freund ist

Luxemburgs langjähriger Außenminister verbreitet bei Tilo Jung Verschwörungstheorien über Israel. Nun kündigt ihm ein sozialdemokratischer Weggefährte die Freundschaft

von Michael Roth  07.07.2025 Aktualisiert

Meinung

New York: Zohran Mamdani und der Clash der Generationen

Der Bürgermeisterkandidat der Demokraten wurde nicht zuletzt wegen seiner antizionistischen Haltung gewählt. Während er unter jungen jüdischen New Yorkern Unterstützer hat, stehen die älteren überwiegend fest an Israels Seite

von Hannes Stein  06.07.2025

Kommentar

Zürich sollte Francesca Albanese keine Bühne bieten

Die antisemitische UN-Sonderberichterstatterin tritt am Freitag in der Zürcher Zentralwäscherei auf - subventioniert durch die Steuerzahler der Stadt

von Ronny Siev  03.07.2025

Kommentar

Liebe statt Tod

Die israelische Armee kämpft für unsere Freiheit, auch die der verlorenen Seelen auf dem Glastonbury-Musikfestival, die den Tod israelischer Soldaten gefordert haben

von Frank Schmiechen  03.07.2025

Kommentar

Justiz: Im Zweifel für Antisemitismus?

Ein Verwaltungsgerichtsurteil lässt große Zweifel aufkommen, dass es alle mit der Bekämpfung von Antisemitismus unter Beamten ernst meinen

von Michael Thaidigsmann  02.07.2025