Alon Meyer

Die wichtige Debatte um das »Y-Wort«

Sollen sich die Fans von Tottenham Hotspur künftig noch als »Yid Army« bezeichnen? Unser Autor findet, nein, das sollten sie nicht

von Alon Meyer  18.02.2022 13:56 Uhr

Alon Meyer, Präsident von Makkabi Deutschland Foto: Makkabi

Sollen sich die Fans von Tottenham Hotspur künftig noch als »Yid Army« bezeichnen? Unser Autor findet, nein, das sollten sie nicht

von Alon Meyer  18.02.2022 13:56 Uhr

Europaweit gibt es unzählige Fußballclubs, deren Gründung, Entwicklung und heutige Bedeutung auf das Mitwirken jüdischer Vereinsfunktionäre zurückzuführen ist. Die Geschichte des Fußballs lässt sich meist nicht ohne ein eigenes jüdisches Kapitel erzählen.

Zudem gibt es auch in der Gegenwart Fankulturen, allen voran bei Ajax Amsterdam in den Niederlanden und beim Londoner Erstligisten Tottenham Hotspur, die der »jüdischen Identität« ihres Vereins eine sehr hohe Bedeutung beimessen und diese selbstbewusst nach außen tragen.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Und: Die Entwicklung kann natürlich auch als eine Reaktion auf antisemitische Anfeindungen des jeweiligen Vereins verstanden werden. Es ist erfreulich, wenn gerade nichtjüdische Fans dagegen angehen und sich solidarisieren.

Nun hat Tottenham Hotspur in der seit längerem geführten Diskussion um die Eigendarstellung mitsamt dem »Y-Wort« [der Buchstabe steht für das Wort »Yid«, Red.] eine klare Richtung vorgegeben. Und es ist wichtig, dass diese Diskussion von und vor allem mit den Betroffenen vor Ort geführt wird.

Auch unsere Freunde von Maccabi Great Britain finden, dass das »Y-Wort« künftig nicht mehr verwendet werden sollte. Sie stufen es als antisemitisch ein und lehnen seinen Gebrauch, insbesondere im Stadion, ab. Gleichwohl unterstreicht Maccabi GB, dass der Begriff von den Tottenham-Fans bewusst nicht mit negativen Absichten assoziiert wird, im Gegenteil. Man darf dennoch nicht außer Acht lassen, dass die Fans rivalisierender Vereine es oftmals zur gezielten Herabsetzung der Tottenham-Anhänger einsetzen, es also in diesem Zusammenhang ganz klar als antisemitisch zu bewerten ist.

Die sprachliche Sensibilisierung ist ein gutes Zeichen und sie ist ein Schritt in die richtige Richtung. Die Debatte bei Tottenham Hotspur zeigt aber auch, dass es sich um ein sehr komplexes Thema handelt, welches nicht von außerhalb ausgehandelt werden sollte. Dementsprechend möchte ich meinen Amtskollegen von Maccabi GB, Ashley Lerner, in seiner Einschätzung bestärken und die Solidarität innerhalb der Makkabi-Bewegung unterstreichen.

Der Autor ist Präsident von Makkabi Deutschland.

Nachruf

Der Mutmacher

Peter Finkelgruen über den am Samstag im Alter von 92 Jahren verstorbenen FDP-Politiker Gerhart Baum

von Peter Finkelgruen  17.02.2025

Meinung

Kann die Berlinale diesmal Israel-Bashing verhindern?

Das Film-Festival hat eigens FAQ zum Nahostkonflikt veröffentlicht und distanziert sich darin gleich von der Antisemitismus-Resolution des Bundestages

von Maria Ossowski  14.02.2025

Einspruch!

Holt sie aus der Hölle raus

Sabine Brandes fordert, alles dafür zu tun, um auch die letzten verbliebenen Geiseln zu retten

von Sabine Brandes  13.02.2025

Meinung

Kanye West und der grassierende Antisemitismus in den USA

Die neuesten judenfeindlichen Eskapaden des Rapstars sind symptomatisch für eine bedrohliche Diskursverschiebung, die von Donald Trump und Elon Musk befeuert wird

von Ruben Gerczikow  10.02.2025

Meinung

Da kann man sich gleich Björn Höcke einladen

UN-Sonderberichterstatterin Francesca Albanese hätte an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität sprechen sollen. Dabei hat sie sich für den akademischen Diskurs disqualifiziert

von Ralf Balke  10.02.2025

Meinung

Antisemitismus an Kunsthochschulen: Eine Kultur des Wegschauens

Die Serie antisemitischer Vorfälle an Ausbildungsstätten für angehende Künstler reißt nicht ab. Warum sind die Hochschulen offenkundig außerstande, das Problem in den Griff zu kriegen?

von Klemens Elias Braun  10.02.2025

Kommentar

Antisemitismus: Was ist da los in Berlin?

Die judenfeindlichen Straftaten sind rückläufig. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Ein Bundesland sticht negativ hervor

von Michael Thaidigsmann  09.02.2025

Bildung

Wissenschaftsfreiheit und Antisemitismus

Die Bundestagsresolution gegen Judenhass an Hochschulen und die Verantwortung der Universitäten. Ein Gastkommentar von Frederek Musall

von Frederek Musall  07.02.2025

Meinung

Vielleicht müssen erst alte Gewissheiten zerbrechen?

Die Welt tobt über Trumps Vorschlag für die Zukunft des Gazastreifens. Doch die Reaktion zeigt, wie viele Menschen Illusionen anhängen, wenn es um den Nahostkonflikt geht

von Daniel Neumann  07.02.2025