»Corona-Pandemie« ist Anfang der vergangenen Woche zum »Wort des Jahres« gewählt worden. Kommt »Teil-Lockdown« als Unwort infrage? Denn nach den November-Maßnahmen, die vorerst bis zum 20. Dezember gelten und danach auch noch bis in den Januar verlängert werden könnten, ist wohl auch dem Letzten klar, was das für Schausteller, Zirkusse und Varieté-Künstler bedeutet: einen Totalausfall. 2020 hat so gut wie niemand dieser Berufsgruppen auch nur einen Cent verdient.
Varietés hofften nach dem Sommer mit ausgefeilten Hygienekonzepten auf eine Eröffnung. Künstler probten schon wieder für ein Weihnachten vor Publikum. Und nun: Abreise ohne Geld auf dem Konto und weiterer kompletter Stillstand. Er ist es, der reisende Künstler in den Wahnsinn treibt. Denn das Unterwegssein ist eine Art zu leben. Stillstand ist tödlich.
HARTZ IV Nicht nur meine Familie freute sich, im etwas an Normalität erinnernden Sommer vorsichtig für die Weihnachtsshows zu planen. Die Realität sieht so aus: Die letzten Ersparnisse werden aufgebraucht, vielen bleibt nur der Antrag auf Hartz IV. Schausteller lassen sich Lebensversicherungen auszahlen, um Kredite ihrer Kinder abzulösen. Achterbahnen, Karussells und die dazugehörigen Fahrzeuge kosten Hunderttausende Euro, die über Jahre finanziert werden.
Achterbahnen, Karussells und die dazugehörigen Fahrzeuge kosten Hunderttausende Euro, die über Jahre finanziert werden.
Wie wird das Danach aussehen? Kommt das Publikum zurück? Werden Varieté und Zirkus als Relikt vergangener Zeiten abgetan? Wird unser Handwerk zu einer »Delikatesse« für hartnäckige Fans? Bleiben die Menschen gemütlich eingelullt zwischen blödsinnig angehäuften Konsumgütern und Streamingdiensten in ihren vier Wänden?
Kinos, Restaurants und Museen – sie alle teilen die gleichen Sorgen vor den gesellschaftlichen Nebenwirkungen des Virus: das komplette Zurückziehen – ohne erlebbare Unterhaltung. Eine traurige Vorstellung!
Die Autorin ist Schauspielerin und kommt aus einer Zirkusfamilie.