Arye Sharuz Shalicar

Der Traum von Freiheit

Arye Sharuz Shalicar Foto: dpa

Fast genau zehn Jahre ist es her, dass mein Leben sich auf den Kopf stellte. Zwei Ereignisse in der Region des Nahen und Mittleren Ostens waren die Auslöser: zum einen die heftigen antisemitischen Reaktionen im Internet nach der israelischen Operation »Gegossenes Blei« gegen die palästinensische Terrororganisation Hamas im Gazastreifen; zum anderen die »Grüne Revolution« im Iran.

Der Hoffnungsschimmer wurde von den Wächtern der Revolution, den Islamischen Revolutionsgarden, und den Bassidsch-Milizen mit brutaler Gewalt niedergeschlagen. Dutzende Demonstranten wurden auf offener Straße ermordet. Hunderte zu Krüppeln geprügelt, Tausende inhaftiert. Viele von ihnen wurden misshandelt, vergewaltigt, ermordet. Von Dutzenden fehlt bis heute jegliche Spur.

Die Mullahs ließen die freiheitliche Protestbewegung im Keim ersticken.

AUFSTÄNDE Nicht wenige Beobachter sind der Meinung, dass die »Grüne Revolution« und ihr Traum von Freiheit im Iran seit der Islamischen Revolution 1979 der erste Schritt zum darauffolgenden »Arabischen Frühling« war, der die gesamte Region verändern sollte.

Doch im Iran wussten die Mullahs und deren Sicherheitsorgane die Protestbewegung im Keim zu ersticken. Schließlich waren viele schon 1979 an einem Umsturz beteiligt und wussten haargenau, wie schnell die Situation aus dem Ruder geraten kann, wenn man zögerlich reagiert und die Demonstranten gewähren lässt.

Nur wenige Jahre später hatte ich das Glück, mit einigen internationalen Korrespondenten westlicher Medien in Israel in Kontakt zu sein und ihre Augenzeugenberichte über jene Sommertage in Teheran zu hören. Ihre Schilderungen ähnelten sich. Sie haben nirgendwo auf der Welt so viel Brutalität gegen Demonstranten mit eigenen Augen mitverfolgen können.

Die malträtierten Opfer wurden am Straßenrand ihrem Schicksal überlassen.

GEWALT Unter anderem erzählten sie mir, dass Motorräder mit einem Fahrer und einem Beifahrer mit Baseballschläger in der Hand durch Menschenansammlungen fuhren und wahllos auf jeden einschlugen, der ihnen in den Weg kam. Greise. Frauen. Kinder. Bevorzugt auf den Hinterschädel. Die malträtierten Opfer wurden am Straßenrand ihrem Schicksal überlassen.

Danach blieb es neun Jahre relativ still im Iran, doch seit knapp einem Jahr bewegt sich wieder etwas. Täglich protestieren Iraner in mehreren Städten und Regionen gegen das Regime. Das Volk leidet. Die Menschen sind zum größten Teil bettelarm. Die Wirtschaft ist an einem Tiefpunkt angelangt.

Amerikanische Sanktionen gegen das Regime schwächen die Mullahs, und das Volk traut sich teilweise wieder auf die Straße und spricht es aus: »Na Ghaze, na Lobnan, Dschonam fadoje Iran«, was so viel bedeutet wie »nicht Gaza, nicht Libanon, wir sind bereit, uns für den Iran zu opfern«. Mit anderen Worten: »Hört endlich auf, unser Geld an die Palästinenser in Gaza und die Hisbollah im Libanon zu verschwenden.«

Kein Wunder, dass dieser authentische Aufschrei jetzt kommt, wenn auch noch sehr zögerlich und sporadisch. Die Menschen sind nicht mehr bereit zu leiden, und mittlerweile wissen sie, dass ihre Führung jährlich viele Hundert Millionen Euro an Terrororganisationen und Söldnermilizen in der Region weiterleitet: Hisbollah im Libanon, Islamischer Dschihad in Gaza, die Houthis in Jemen – die Aufzählung ließe sich problemlos fortsetzen.

US‐Präsident Trump stuft die iranischen Revolutionsgarden als ausländische Terrororganisation ein – zu Recht.

UNTERSTÜTZUNG Angesichts dessen und angesichts der zahllosen Drohungen, Israel zu vernichten, hat US-Präsident Trump nun angekündigt, die besagten iranischen Revolutionsgarden (auch IRGC genannt) in einem beispiellosen Schritt als ausländische Terrororganisation einzustufen. Damit sende man ein klares Signal an die Regierung in Teheran, erklärte Trump – mit der Botschaft, »dass ihre Unterstützung für Terroristen endlich ernste Konsequenzen hat«.

Die IRGC als ausländische Terrororganisation einzustufen, ist ein weiterer Schritt der USA, um den aggressiven Teil des Regimes in Teheran direkt zu treffen. Wenn die Pasdaran geschwächt werden, dann wird das eher früher als später einen direkten Einfluss auf die Macht der Mullahs im Landesinneren und Verbündete in der Region haben.

Zehn Jahre nach der letzten misslungenen Revolution könnte dies Millionen Iranern Mut machen – und den Iran endlich in eine neue positive und friedliche Zukunft führen.

Der Autor ist Politologe, Publizist und Berater des amtierenden israelischen Außenministers.

Meinung

Kein Symbol für den Frieden

Warum man bestimmte Israel-Ketten besser nicht tragen sollte

von Joshua Schultheis  26.07.2024

Opinion

Francesca Albanese is Surrounded by Like-Minded People at the U.N.

The Special Rapporteur is not a neutral observer, but an anti-Israel activist

von Joshua Schultheis  26.07.2024

Brandenburg

AfD-Politiker wollte Robert Habeck ermorden

Der Mann war Hausmeister beim mittlerweile verbotenen »Compact«-Magazin

 26.07.2024

Kommentar

Wir sollten nicht naiv sein

Zuwanderung bringt Deutschland Vorteile - aber ohne Integration der Migranten geht es nicht, meint unser Gastautor

von Jacques Abramowicz  26.07.2024

Kommentar

Eine Schande für die Vereinten Nationen

Berlin muss endlich die Abberufung der UN-Sonderberichterstatterin Francesca Albanese fordern

von Frank Müller-Rosentritt  26.07.2024 Aktualisiert

Meinung

Eine eindrucksvolle Abrechnung mit allen Hamas-Verstehern im Westen

Die Rede von Israels Premierminister Benjamin Netanjahu vor dem US-Kongress war eine Lehrstunde für die überwiegend israelfeindlich eingestellte Weltöffentlichkeit

von Philipp Peyman Engel  25.07.2024 Aktualisiert

Meinung

Das IZH hätte viel früher verboten werden können

Die demokratischen Parteien haben sich zu lange gegen diesen Schritt gewehrt

von Remko Leemhuis  25.07.2024

Meinung

Das IZH-Verbot ist nur der erste Schritt

Die Strukturen des iranischen Regimes in Deutschland müssen zerschlagen werden

von Ulrike Becker  24.07.2024

Satire

Die große Verschwörung

Man soll nicht alles glauben, was auf X steht - außer, es stammt von Elon Musk

von Michael Thaidigsmann  24.07.2024