Meinung

Der Mut, nicht zu schweigen

Beim Länderspiel zwischen Deutschland und Serbien Foto: imago images / Claus Bergmann

»Neger«, »Affenmensch«, »Heil Hitler« – Sprüche, die man eigentlich nur am NPD-Stammtisch erwartet, gehören längst zum alltäglichen Sprachgebrauch einer immer breiter werdenden Masse von Menschen in unserem Land.

»Im Sport ist das anders«, mag man meinen. Sport verbindet, Sport integriert, Sport überschreitet sämtliche Grenzen. Die Realität sieht leider oft anders aus. Antisemitische Anfeindungen auf dem Fußballplatz, die Ausgrenzung israelischer Sportler bei internationalen Wettbewerben und rassistische Beschimpfungen von den Zuschauertribünen sind Teil unserer Realität.

Als der Sportjournalist André Voigt das Länderspiel zwischen Deutschland und Serbien besuchte, konnte er nicht glauben, was er von hinter ihm sitzenden jungen »Fans« zu hören bekam.

beschimpfungen Als der bekannte Sportjournalist André Voigt das Länderspiel zwischen Deutschland und Serbien gemeinsam mit seiner Familie besuchte, konnte er nicht glauben, was er von hinter ihm sitzenden jungen »Fans« zu hören bekam.

Sie beschimpften unseren Nationalspieler Leroy Sané immer wieder als »Neger« und »Affenmenschen«, redeten bei den Ballkontakten unseres Mittelfeldlenkers Ilkay Gündogan provokant auf »pseudo-türkisch« und wünschten sich schlussendlich einen gewissen »kleinen Österreicher« wieder zurück.

Die Krönung waren aber nicht die dazu passenden »Heil-Hitler«-Rufe, sondern die Untätigkeit der zuhörenden Gäste. Nachdem Voigt versucht hatte, die Pöbler zur Rede zu stellen, erhielt er keinen Zuspruch oder gar Hilfe – ihm wurde vielmehr laut widersprochen. Aufgewühlt und aufgebracht über sein Erlebnis, stellte er ein Video bei Facebook online, in dem er diesen unsäglichen Vorfall schilderte. Beim Sprechen kämpft er mit den Tränen. 

https://www.facebook.com/DreVoigt/videos/achtung-kein-basketball-ich-k%C3%B6nnte-kotzen/502305680297403/

engagement Wir fühlen mit dir, André! Makkabi Deutschland und viele weitere Organisationen und Initiativen setzen sich tagtäglich gegen Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit ein. Doch das Engagement der Offenen und Betroffenen reicht nicht aus, wenn die schweigende Mehrheit die Übeltäter nicht zur Rechenschaft zieht. 

Das Engagement der Offenen und Betroffenen reicht nicht aus, wenn die schweigende Mehrheit die Übeltäter nicht zur Rechenschaft zieht.

Jedem, der glaubt, dass Antisemitismus ein »jüdisches« und Fremdenfeindlichkeit ein Problem der Migranten sei, dem sei gesagt, wir stehen hierbei nur an vorderster Front, direkt gefolgt von Sinti, Roma, Dunkelhäutigen, Homosexuellen, allen Andersdenkenden und Freiheitsliebenden. Jede und jeder, die nicht ins jeweilige Bild passen, werden Ziel des Hasses, wenn wir dem nicht sofort mit aller Entschlossenheit begegnen und wieder für unsere Freiheit kämpfen.

Makkabi Deutschland sagt: Schweigt nicht! Wenn ihr Unrecht seht oder einmal wieder die Rassisten schimpfen hört – ob auf dem Spielfeld, auf den Rängen, in der Schule oder auf den Straßen –, dann seid nicht still! Wir wissen leider, wohin es führt, wenn alle nur wegschauen.

Daher sagen wir: Danke, lieber André, dass du den Mut hattest, nicht zu schweigen! 

Der Autor ist Repräsentant der Jüdischen Gemeinde zu Berlin und Präsidiumsmitglied bei Makkabi Deutschland.

Meinung

Propaganda-Krieg vor Gericht

Wie Israel kriminalisiert und das Gesetz zur Waffe im politischen Kampf gegen den jüdischen Staat wird

von Rafael Seligmann  02.05.2024

Nils Kottmann

Steinmeier auf Kuschelkurs mit einem Terrorfreund

Der Bundespräsident untergräbt mit seiner Schmeichelei gegenüber Recep Tayyip Erdogan einmal mehr Deutschlands Staatsräson

von Nils Kottmann  26.04.2024

Michael Thaidigsmann

Die UNRWA-Prüfung hat keine Konsequenzen

Der Prüfbericht liegt vor, Berlin nimmt seine Förderung des Palästinenserhilfswerks wieder auf. Das könnte sich noch rächen

von Michael Thaidigsmann  25.04.2024

Kommentar

AfD in Talkshows: So jedenfalls nicht!

Die jüngsten Auftritte von AfD-Spitzenpolitikern in bekannten Talk-Formaten zeigen: Deutsche Medien haben im Umgang mit der Rechtsaußen-Partei noch viel zu lernen. Tiefpunkt war das Interview mit Maximilian Krah bei »Jung & Naiv«

von Joshua Schultheis  24.04.2024

Meinung

Erinnert euch an Ägypten

Die wenigsten ägyptischen Juden haben ihre Heimat aus religiöser Sehnsucht verlassen – sie wurden vertrieben

von Mascha Malburg  22.04.2024

Saba Farzan

Gezielte Aktionen gegen das iranische Regime werden weitergehen müssen

Warum Teheran nicht nur eine Gefahr für die Region, sondern auch für die Ukraine ist

von Saba Farzan  19.04.2024

Ralf Balke

Den Ball flach halten

Warum die israelische Antwort auf den iranischen Angriff vom vergangenen Wochenende eher verhalten ausgefallen ist

von Ralf Balke  19.04.2024

Franz Zobel

Die Betroffenen nicht im Stich lassen

Es braucht den langfristigen Ausbau der fachspezifischen Gewaltopferberatungsstellen

von Franz Zobel  17.04.2024

Frederik Schindler

Zeit für eine neue deutsche Iran-Politik

Deutschland sollte das Mullah-Regime nicht länger hofieren, sondern unter Druck setzen

von Frederik Schindler  17.04.2024