Oskar Deutsch

Corona: Gefährliche Mitläufer in Wien

Am vergangenen Samstag fanden realitätsfremde Anti-Corona-Demonstrationen in Wien statt, die auch in Deutschland für negative Schlagzeilen sorgten. 40.000 Menschen sollen daran teilgenommen haben. Die Kundgebungen wurden von Personen mit teils antisemitischen Wahnvorstellungen und deklarierten Neonazis sowie der Parlamentspartei FPÖ organisiert und angeführt.

Natürlich waren nicht alle Teilnehmer rechtsextrem, aber Mitläufer waren sie im wahrsten Sinne des Wortes. Und Extremismus ist am gefährlichsten, wenn er auf viele Mitläufer trifft.

KRANKENHÄUSER Realitätsfremd waren diese Demos, weil in Krankenhäusern in ganz Österreich gerade um Leben gekämpft wird, täglich noch mehr Menschen erkranken.

Maßnahmen, die demokratisch legitimiert beschlossen werden, dienen allein dem Schutz der Gesundheit. Wer in Notfällen medizinische Hilfe benötigt, bekommt diese in Österreich, notfalls auch im Krankenhaus. Ohne Kontaktreduktion und ohne Schutzmaßnahmen wie Maskengeboten kann die Gesundheitsversorgung nicht garantiert werden.

Juden und Jüdinnen müssen leider besonders wachsam sein, aber gleichzeitig wissen wir uns an der Seite der demokratischen Mehrheit.

Dennoch forderten ein paar Tausend Leute auf den Straßen Wiens de facto, dass die Gesundheitsversorgung zusammenbrechen soll und man erkrankten oder verunfallten Menschen nicht mehr in der Weise helfen können soll, wie wir es gewohnt sind und schätzen. Das ist menschenverachtend und gemeingefährlich.

MELDESTELLE Für die jüdische Gemeinde waren die Demos insbesondere wegen der rechtsextremen Mobilisierung eine erneute Herausforderung, die aber gut gemeistert wurde. Unser Dank gilt den Sicherheitsleuten der Kultusgemeinde Wien, der Polizei und dem Bundesheer für den gut organisierten Schutz der Synagogen.

Wer am Schabbat eine Synagoge besuchen wollte, konnte dies auch tun. Leider kam es aber auch am Samstag zu einer antisemitischen Beschimpfung auf offener Straße, in einem jüdisch geprägten Stadtviertel.

Seit Pandemiebeginn hat die Antisemitismus-Meldestelle der IKG eine deutliche Zunahme solcher Vorfälle dokumentiert. Juden und Jüdinnen müssen leider besonders wachsam sein, aber gleichzeitig wissen wir uns an der Seite der demokratischen Mehrheit und lassen uns nicht einschüchtern. Das sollten wir angesichts der Zunahme antisemitischer Agitation stets bedenken. Das Judentum gehört zu Wien wie die Milch in die Melange. Die Mehrheit der Menschen in Österreich weiß das, davon bin ich überzeugt.

Glosse

Gretas Törn

Wird es den zwölf Aktivisten, unter ihnen die Klima- und Palästina-Ikone Greta Thunberg, gelingen, Israels Seeblockade zu durchbrechen? Die Welt wartet gespannt

von Michael Thaidigsmann  06.06.2025

Medien

Deutschlands Oberlehrer

Wer will noch mal, wer hat noch nicht? In diesen Tagen scheint die Diffamierung Israels oberste Bürgerpflicht zu sein. Ein Kommentar

von Michael Thaidigsmann  06.06.2025 Aktualisiert

Meinung

Deutsch denken?

Wie die rechtsextreme AfD den Kulturbetrieb Sachsen-Anhalts umgestalten will. Ein Gastbeitrag von Kai Langer, dem Direktor der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-​Anhalt

von Kai Langer  01.06.2025

Meinung

Im Würgegriff der deutschen Geschichte?

Die Kritik an Israels Kriegsführung in Gaza nimmt auch in Deutschland zu - und schon wird selbst in bürgerlichen Medien über das Ende eines vermeintlichen »Schuldkults« geraunt

von Klemens Elias Braun  01.06.2025

Kommentar

Die Palästinenser müssen von der Hamas und ihrer Ideologie befreit werden

Die Hamas droht, den kognitiven Krieg gegen Israel zu gewinnen. Dabei wäre die vollständige Niederlage der Terrororganisation nicht nur im Interesse des jüdischen Staates, sondern auch der Menschen in Gaza

von Roderich Kiesewetter  30.05.2025

Meinung

Berlin: Mordaufruf am Campus

In unmittelbarer Nähe der Humboldt-Universität wurde der bei einem antisemitischen Anschlag ermordete Yaron Lischinsky verhöhnt. Für jüdische Studierende wird der Raum, in dem sie angstfrei existieren können, immer kleiner

von Alexandra Krioukov  30.05.2025

Meinung

Der Schatten des Gabor Steingart

Der Publizist bejubelt die Kritik des Bundeskanzlers an Israels Kriegsführung: Endlich könne Deutschland aus dem »langen Schatten der Geschichte« heraustreten. Um Empathie mit den Palästinensern geht es dabei nicht

von Ralf Balke  29.05.2025

Meinung

Die lange Spur tödlicher Gewalt

Nach dem Anschlag von Washington tauchten in Berlin Bilder des Opfers Yaron Lischinsky und rote Dreiecke auf. Eine Bedrohung, die nicht hingenommen werden darf

von Marina Chernivsky  29.05.2025 Aktualisiert

Meinung

Europa darf die Brücke zu Israel nicht abreißen

Eine Mehrheit der EU-Staaten hat sich für die Überprüfung des Partnerschaftsabkommen mit Israel ausgesprochen. Das ist ein Fehler, findet die israelische Juristin und Wirtschaftsexpertin Nadja Davidzon

von Nadja Davidzon  28.05.2025