Sahra Wagenknecht reißt gerade die Brandmauer zur AfD ein: Vertreter der nach ihr benannten Partei zeigen keinerlei Berührungsängste zu den Rechtsextremen im Europaparlament, treffen sich mit ihnen auf Landesebene zu »konstruktiven Gesprächen«, wie jüngst in Thüringen geschehen, und schließen auch eine Zusammenarbeit auf Bundesebene nicht aus. »Ja, selbstverständlich«, sagte Wagenknecht unlängst der Nachrichtenagentur dpa auf die Frage, ob sie zum Austausch mit AfD-Chef Tino Chrupalla bereit wäre.
Bisher vertraten einige die Lesart, dass es sich beim »Bündnis Sahra Wagenknecht« (BSW) nur um eine neue Kraft innerhalb des linken Spektrums handele und so sich die ständigen Reibungen mit dem vermeintlich eigenen Lager und ihrer vorherigen Partei »Die Linke« erklären ließen. Spätestens jetzt ist klar: Am BSW gibt es nichts Progressives.
Wer das politische Wirken von Sahra Wagenknecht in den letzten Jahrzehnten verfolgt hat, ist nicht überrascht.
Es ist eine Partei, die ein ganz klares Freund-Feind-Schema bedient und Vielfalt ablehnt. Die zumindest innerhalb ihrer eigenen Struktur ein eindeutiges Führerprinzip verfolgt, und der Meinung ist, dass sich die Bundesregierung aus internationalen Konflikten raushalten sollte, auch wenn es mehr Leid für eine Nation bedeutet, die in ihren Werten Deutschland nahesteht. Es ist kein Zufall, dass diese Merkmale auch auf die AfD zutreffen – denn es handelt sich hier um zwei Ausprägungen desselben autoritären Denkens.
Wer das politische Wirken von Sahra Wagenknecht in den letzten Jahrzehnten verfolgt hat, ist nicht überrascht. Doch was ist mit denjenigen, die ihre Partei gewählt haben und sich nach wie vor als links verstehen? Den Brückenschlag zur AfD sollten sie doch eigentlich aus ganzem Herzen ablehnen. Falls nicht, ging es ihnen vielleicht nie um linke Werte wie Solidarität, sondern bloß um den sehr deutschen Wunsch nach einem starken Führer oder eben einer starken Führerin.
In Sachsen-Anhalt ist das BSW in Umfragen stabil oberhalb der fünf Prozent und die AfD kämpft mit der CDU um den Spitzenplatz. Die Landtagswahl im kommenden Jahr wird die Annäherungsversuche zwischen der Wagenknecht-Partei und der AfD auf die Probe stellen – und unsere Demokratie gleich mit.
Der Autor ist SPD-Politiker in Halle (Sachsen-Anhalt).