Monty Ott

Berichterstattung mit Strukturproblem

Monty Ott Foto: privat

Monty Ott

Berichterstattung mit Strukturproblem

Angehende Journalisten sollten Fakten und Subkontexte überprüfen statt Israelhass unhinterfragt zu übernehmen

von Monty Ott  26.11.2020 15:02 Uhr Aktualisiert

Antisemitismus ist in allen politischen und sozialen Milieus verbreitet. In Deutschland ist er vor allem eng mit dem Wunsch nach einem Schlussstrich verknüpft. Eines der Instrumente dazu ist die Täter-Opfer-Umkehr.

Dass die AfD kein Monopol darauf hat, sondern die von antisemitischen Vorstellungen grundierte Berichterstattung über Israel ein strukturelles Problem ist, zeigt die dreiteilige Veranstaltungsreihe »Stimmen aus Nahost« im Fach »MedienKulturJournalismus« an der Universität der Künste Berlin in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Berlin.

stossrichtung Bereits bei der Auftaktveranstaltung Ende Juli kam es zu verstörenden israelfeindlichen Äußerungen durch den Journalisten Ahmad Al-Bazz, Mitglied des Kollektivs ActiveStills, das sich gegen »Normalisierung« des Nahostkonflikts ausspricht. Die Landeszentrale versprach beim zweiten Teil der Reihe, dem Filmgespräch zu White City, »einige (…) Bedenken zu entkräften«. Doch im Gegenteil: Die Stoßrichtung der Initiatoren blieb gleich.

Wer Werke wie diese ohne kritische Einordnung zeigt, macht sich der Normalisierung des Antisemitismus in Deutschland mitschuldig.

Wer aber Werke wie diese ohne kritische Einordnung zeigt, macht sich der Normalisierung des Antisemitismus in Deutschland mitschuldig. So setzt White City, ein Film über die Bauhaussiedlung in Stuttgart, auf ein fiktives Gespräch des NS-Rasseideologen Hans Günther mit dem zionistischen Juden Arthur Ruppin.

UNTERSTELLUNG Darüber hinaus unterstellt Gal einen gemeinsamen rasseideologischen Kern der jüdischen Sehnsucht nach einem vor Antisemitismus geschützten Leben und der nationalsozialistischen Vernichtungsideologie. Er will zeigen, wie aus Juden vermeintlich Täter wurden.

Aufgabe angehender Journalisten ist es aber, Quellen, Fakten und die Art der Recherche zu hinterfragen und auf Subkontexte zu überprüfen. Stattdessen bietet die Veranstaltungsreihe ein erschreckendes Beispiel dafür, wie ungeniert Antisemitismus inzwischen öffentlich verbreitet wird.

Der Autor ist Vorsitzender von Keshet Deutschland und engagiert sich in der Jüdischen Studierendenunion (JSUD).

Meinung

Die AfD schreckt vor nichts mehr zurück

Im Bundestag bagatellisiert die AfD sogar den Völkermord an bosnischen Muslimen 1995, um gegen Muslime in Deutschland zu hetzen

von Michael Thaidigsmann  11.07.2025

Meinung

Die Kirche schafft sich ab

Jetzt soll ausgerechnet der Antizionismus helfen, den gesellschaftlichen Niedergang der Kirche zu stoppen

von Josias Terschüren  10.07.2025

Meinung

BSW und AfD: Zwei Ausprägungen desselben autoritären Denkens

Sahra Wagenknecht und ihre Partei nähern sich den Rechtsextremen immer weiter an. Spätestens jetzt ist klar: Am BSW gibt es nichts Progressives

von Igor Matviyets  09.07.2025

Meinung

»Demokratie leben« braucht eine Inventur

Die Idee hinter dem Förderprogramm des Bundes mag gut sein, die Umsetzung ist es nicht. Viel zu oft profitieren Extremisten und Israelhasser von den öffentlichen Geldern

von Lennart Pfahler  08.07.2025

Michael Roth

Warum Jean Asselborn nicht mehr mein Freund ist

Luxemburgs langjähriger Außenminister verbreitet bei Tilo Jung Verschwörungstheorien über Israel. Nun kündigt ihm ein sozialdemokratischer Weggefährte die Freundschaft

von Michael Roth  07.07.2025 Aktualisiert

Meinung

New York: Zohran Mamdani und der Clash der Generationen

Der Bürgermeisterkandidat der Demokraten wurde nicht zuletzt wegen seiner antizionistischen Haltung gewählt. Während er unter jungen jüdischen New Yorkern Unterstützer hat, stehen die älteren überwiegend fest an Israels Seite

von Hannes Stein  06.07.2025

Kommentar

Zürich sollte Francesca Albanese keine Bühne bieten

Die antisemitische UN-Sonderberichterstatterin tritt am Freitag in der Zürcher Zentralwäscherei auf - subventioniert durch die Steuerzahler der Stadt

von Ronny Siev  03.07.2025

Kommentar

Liebe statt Tod

Die israelische Armee kämpft für unsere Freiheit, auch die der verlorenen Seelen auf dem Glastonbury-Musikfestival, die den Tod israelischer Soldaten gefordert haben

von Frank Schmiechen  03.07.2025

Kommentar

Justiz: Im Zweifel für Antisemitismus?

Ein Verwaltungsgerichtsurteil lässt große Zweifel aufkommen, dass es alle mit der Bekämpfung von Antisemitismus unter Beamten ernst meinen

von Michael Thaidigsmann  02.07.2025