Nargess Eskandari-Grünberg

BDS als Brandbeschleuniger

Von Apartheid-Vergleichen und »Kindermörder Israel«-Rufen ist es nur ein kleiner Schritt zu Anschlägen auf Synagogen und Terror gegen Juden

von Nargess Eskandari-Grünberg  09.06.2022 08:00 Uhr

Nargess Eskandari-Grünberg (Bündnis 90/Die Grünen) Foto: picture alliance/dpa

Von Apartheid-Vergleichen und »Kindermörder Israel«-Rufen ist es nur ein kleiner Schritt zu Anschlägen auf Synagogen und Terror gegen Juden

von Nargess Eskandari-Grünberg  09.06.2022 08:00 Uhr

Im Saalbau Südbahnhof, einem städtischen Raum Frankfurts, soll eine israelfeindliche Veranstaltung stattfinden. Eine Veranstaltung, getragen von Unterstützern der antisemitischen Boykottkampagne BDS, die schon im Ankündigungstext mit kruden Vergleichen kein anderes Ziel verfolgt, als den jüdischen Staat zu dämonisieren. Sie bezieht sich auf den Amnesty-Bericht, in dem Israel fälschlicherweise als Apartheidstaat denunziert wird.

Der israelbezogene Antisemitismus gehört neben der Verschwörungsideologie und dem Geschichtsrevisionismus heute zu den gängigsten Ausdrucksformen des Judenhasses in Deutschland. Es handelt sich dabei um keine harmlose Spielerei oder gar Kritik an der Politik Israels, sondern um eine Ideologie, die jederzeit zum Brandbeschleuniger antisemitischer Gewalttaten werden kann.

vergangenheit In der jüngeren Vergangenheit konnte man wiederholt sehen, dass es von den Apartheid-Vergleichen und »Kindermörder Israel«-Rufen nur ein kleiner Schritt zu Anschlägen auf Synagogen und Terror gegen Juden ist.

Was hat eine solche Veranstaltung in Räumen der Stadt zu suchen? Nichts! Bereits vor der Entscheidung des Bundestages, der BDS-Kampagne keine Räume oder Gelder mehr zur Verfügung stellen zu wollen, hat der Frankfurter Magistrat einen ganz ähnlichen Beschluss verabschiedet. Warum ist die Veranstaltung zum Amnesty-Bericht dennoch im Saalbau angesetzt?

Warum ist die Veranstaltung zum Amnesty-Bericht im Saalbau angesetzt?

Es scheint, dass man hier dem Beschluss des Bundesverwaltungsgerichts gefolgt ist. Der besagt, dass im Falle von BDS-Ausschlüssen in München eine Verletzung der Meinungsfreiheit zu erkennen sei. Wie so oft müssen hier verschiedene Rechtsgüter gegeneinander abgewogen werden.

Für mich ist vollkommen klar: Antisemitismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen. Es wird Aufgabe des Magistrates sein, zu schauen, wie an dem richtigen Beschluss festgehalten werden kann.

Die Autorin ist Bürgermeisterin der Stadt Frankfurt am Main.

Sigmount A. Königsberg

Mendel, Waters und »Der Spiegel«

Der Leiter der Bildungsstätte Anne Frank hat einem Musiker, der immer wieder mit antisemitischen Aussagen auffällt, einen Koscher-Stempel verpasst

von Sigmount A. Königsberg  23.03.2023

Nathalie Schomerus

Die Jüdischen Gemeinden müssen nachhaltiger werden

Auch die jüdische Gemeinschaft ist in der Pflicht, die Umweltverschmutzung zu bekämpfen

von Nathalia Schomerus  17.03.2023

Einspruch

Rechtsextreme als Schöffen verhindern

Doron Rubin plädiert dafür, die Verfassungstreue von Schöffen gesetzlich zu verankern

von Doron Rubin  17.03.2023

Lamya Kaddor

Tödlicher Antijudaismus

Die menschenverachtende und antisemitische Ideologie des Hamburg-Attentäters war bekannt. Hätte der Amoklauf verhindert werden können?

von Lamya Kaddor  14.03.2023

Ruben Gerczikow

Sportvereine: Kein Handschlag mit Nazis

Die Mär vom unpolitischen Sport muss endlich grundsätzlich hinterfragt werden

von Ruben Gerczikow  10.03.2023

Meinung

Die Hoffnung nicht verlieren

Unsere Redakteurin sorgt sich wegen der Justizreform um Israels Zukunft – und will gerade deshalb den Kontakt nicht abreißen lassen

von Ayala Goldmann  07.03.2023

Hajo Funke

Ein Mittel der Holocaust-Leugnung

Der Inhalt der gefälschten Hitler-Tagebücher wurde erst jetzt rekonstruiert und veröffentlicht – sie offenbaren einen Abgrund an Verzerrung, Geschichtsklitterung und Dreistigkeit

von Hajo Funke  03.03.2023

Aras-Nathan Keul

Symbol einer verfehlten Iran-Politik

Das Islamische Zentrum Hamburg ist laut Verfassungsschutz ein Außenposten der Islamischen Republik – und konnte sich dennoch auf der Leipziger Buchmesse für einen Stand anmelden

von Aras-Nathan Keul  03.03.2023

Meinung

Ethisch und moralisch am Ende

Die Reaktion von Rabbiner Walter Homolka auf das Urteil des Landgerichts Berlin lässt einmal mehr tief blicken

von Philipp Peyman Engel  01.03.2023