Meinung

Auschwitz und die Symbole der Politik

KZ-Gedenkstätte Auschwitz Foto: imago/Ulli Winkler

Was wäre eine wirklich wirksame politische Maßnahme gegen die grassierende Bereitschaft, Geschichte zu vergessen oder umzudeuten? Die Frage wird oft gestellt, und die Antwort ist traurig: Es gibt sie vermutlich nicht.

Beinahe alles, was gefordert wird, ist gut gemeint und gewiss nicht falsch. Aber für einen würdigeren und bewussteren Umgang mit der Geschichte dieses Landes bewirken diese Maßnahmen nicht viel.

ersatzpolitik Die Bundeskanzlerin hat angekündigt, die Gedenkstätte Auschwitz besuchen zu wollen. Das ist Symbolpolitik, die oft als Ersatzpolitik, die nichts kostet und nichts bewirkt, denunziert wird. Im engeren Sinne erreicht sie vermutlich ähnlich wenig wie andere vorgeschlagene Maßnahmen. Aber ganz wirkungslos ist sie vermutlich nicht.

Erst zwei Kanzler, Helmut Schmidt und Helmut Kohl, haben bislang Auschwitz besucht.

So häufig gab es große geschichtspolitische Symbole deutscher Bundeskanzler gar nicht: Erinnert sei an Helmut Kohl in Verdun (mit Francois Mitterrand) und in Bitburg (mit Ronald Reagan). Gerade Letzteres, die Verbeugung vor Gräbern von Leuten der Waffen-SS, ist umstritten.

kniefall Erinnert sei daher auch an Willy Brandts Kniefall von Warschau. Aus Demut und Ergriffenheit vor dem Ehrenmal für die Toten des Warschauer Ghettos zu knien, gehört bis heute zu den stärksten Gesten, derer ein deutscher Regierungschef fähig war.

Nun also wird Angela Merkel in das ehemalige Vernichtungslager reisen. Bemerkenswert ist, dass erst zwei von ihren Amtsvorgängern, Helmut Schmidt 1977 und Helmut Kohl zweimal, 1989 und 1995, dort waren. Kein Schröder und kein Adenauer, kein Brandt, kein Erhard und kein Kiesinger. Ja, es ist Symbolpolitik, aber das Symbol ist wichtig: Der Kopf der Bundesregierung stellt sich dem Erbe der Schoa und würdigt die Opfer.

Nora Goldenbogen

Widerstand in Sachsen: Auch wir sind gefragt

Die Ergebnisse der Europa- und Kommunalwahlen sind der vorläufige Endpunkt einer Entwicklung, die schon in den 90er-Jahren begann

von Nora Goldenbogen  14.06.2024

Meinung

Kleines Licht im Dunkeln

Was die Rettungsaktion der vier israelischen Geiseln für das vom Terror geschundene Land und die jüdische Diaspora bedeuten

von Sophie Albers Ben Chamo  08.06.2024

Meinung

Die Teflon-Präsidentin

Geraldine Rauch agiert ebenso irrlichternd wie amoralisch. Wenn es um Juden und Israel geht, ist offenkundig alles erlaubt

von Ralf Balke  07.06.2024

Meinung

Kein Koscher-Stempel für Geraldine Rauch

Warum die TU-Präsidentin nach einem »Like« für einen antisemitischen Tweet endlich zurücktreten sollte

von Ayala Goldmann  05.06.2024 Aktualisiert

Cornelia DʼAmbrosio

Es braucht moralische Klarheit

Offener Dialog kann nur mit denjenigen stattfinden, die verstanden haben, warum die Hamas in Deutschland verboten ist

von Cornelia DʼAmbrosio  05.06.2024

Meinung

Die EU als Ort der Freiheit stärken

Die Europäische Union ist nur so stark, wie wir sie machen. Deshalb sollten wir bei der Europawahl unsere Stimme nutzen

von Josef Schuster  09.06.2024 Aktualisiert

Jacques Abramowicz

Von der Welt im Stich gelassen

Nicht die Palästinenser sind das von der Weltgemeinschaft unfair behandelte Volk, sondern die Kurden

von Jacques Abramowicz  03.06.2024

Nicole Dreyfus

Kafka? - Überschätzt!

Unsere Redakteurin bestreitet das Genie des vielfach Gepriesenen und erklärt, warum sie mit Kafka nichts anfangen kann

von Nicole Dreyfus  02.06.2024

Noam Petri

Ein ungenügendes Statement

Übernehmen Sie Verantwortung, Geraldine Rauch

von Noam Petri  02.06.2024