Meinung

Auf Deutschland kann sich der jüdische Staat nicht verlassen

Remko Leemhuis Foto: imago images/Reiner Zensen

Meinung

Auf Deutschland kann sich der jüdische Staat nicht verlassen

Die Bundesregierung hat ein stilles Waffenembargo über Israel verhängt

von Remko Leemhuis  19.09.2024 12:39 Uhr

Seit dem antisemitischen Massenmord der Hamas am 7. Oktober kommt keine Rede von politischen Verantwortungsträgern ohne den Hinweis aus, dass die Sicherheit Israels Teil der deutschen Staatsräson sei. Obwohl der Begriff stets zur Hand ist, scheint sich kaum jemand daran zu erinnern, in welchem Kontext Bundeskanzlerin Angela Merkel ihn in ihrer Rede vor der Knesset 2008 zum zentralen Begriff in den deutsch-israelischen Beziehungen machte.

Seinerzeit versuchte der Westen das iranische Streben nach Atomwaffen diplomatisch zu unterbinden. Angesichts der schon zu diesem Zeitpunkt steten Vernichtungsdrohungen des iranischen Regimes sowie der geringen Aussicht auf einen Verhandlungserfolg und der damit verbundenen existentiellen Gefahr für Israel betonte die Kanzlerin in ihrer Rede, dass die Sicherheit Israels nicht verhandelbar sei.

Dem folgte der heute weitgehend in Vergessenheit geratenen Satz: »Und wenn das so ist, dann dürfen das in der Stunde der Bewährung keine leeren Worte bleiben« 

Ausgerechnet an Katar wurden im selben Zeitraum Waffen im Wert von 100 Millionen Euro verkauft.

Gerade nach dem 7. Oktober ist diese Aussage von besonderem Gewicht. Das Regime in Teheran verfügt zwar noch über keine Kernwaffen, arbeitet aber unvermindert daran. Der jüdische Staat befindet sich zudem seit fast einem Jahr in einem zehrenden Mehrfrontenkrieg, den die Mullahs ihm über ihre Stellvertreter in der gesamten Region aufzwingen.  Ausgerechnet in diesem Moment hat die Bundesregierung offenbar ein stilles Waffenembargo gegen Israel verhängt. 

Mehr noch: Im gleichen Zeitraum hat sie ausgerechnet einem der größten Unterstützer der Mörder des 7. Oktober, Katar, Waffen im Wert von 100 Millionen Euro verkauft. Dies ist eine solche Ungeheuerlichkeit, dass sich schwerlich die richtigen Worte dafür finden lassen. 

Lesen Sie auch

Man muss konstatieren, dass der Begriff der Staatsräson zu eben dem geworden ist, wovor die Kanzlerin in der Knesset warnte: Ein leeres Versprechen und der Beweis, dass in der Stunde der Bewährung auf Deutschland kein Verlass ist. Dies sollte man im Hinterkopf haben, wenn zukünftig deutsche Politikerinnen und Politiker hierzulande die besondere deutsche Verantwortung für die Sicherheit Israels betonen.

Auch wenn die israelische Regierung offiziell diese Vorgänge nicht kommentiert, ist der Schaden für das deutsch-israelische Verhältnis immens.

Der Autor ist Direktor des American Jewish Committee in Berlin.

Existenzrecht Israels

Objektive Strafbarkeitslücke

Nicht die Gerichte dafür schelten, dass der Gesetzgeber seine Hausaufgaben nicht macht. Ein Kommentar

von Volker Beck  23.11.2025

Kommentar

Wenn Versöhnung zur Heuchelei wird

Jenaer Professoren wollen die Zusammenarbeit ihrer Universität mit israelischen Partnern prüfen lassen. Unter ihnen ist ausgerechnet ein evangelischer Theologe, der zum Thema Versöhnung lehrt

von Tobias Kühn  21.11.2025

Kommentar

Martin Hikel, Neukölln und die Kapitulation der Berliner SPD vor dem antisemitischen Zeitgeist

Der bisherige Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln ist abgestraft worden - weil er die Grundwerte der sozialdemokratischen Partei vertreten hat

von Renée Röske  21.11.2025

Meinung

Alles muss ans Licht

Eine unabhängige Untersuchungskommission über die Terroranschläge des 7. Oktober ist ein Akt von Pikuach Nefesch

von Sabine Brandes  21.11.2025

Jan Feldmann

Eine Revolution namens Schabbat

Wir alle brauchen einen Schabbat. Selbst dann, wenn wir nicht religiös sind

von Jan Feldmann  19.11.2025

Kommentar

Danke, Berlin!

Die Entscheidung der Behörden, einem Hamas-Fanboy die Staatsbürgerschaft zu entziehen, sendet ein unmissverständliches und notwendiges Signal an alle Israelhasser. Mit Mahnwachen allein können wir die Demokratie nicht verteidigen

von Imanuel Marcus  19.11.2025

Meinung

Die Schönwetterfreunde Israels sind zurück! 

Die Wiederaufnahme der Waffenexporte ist richtig und notwendig. Doch das ändert nichts daran, dass die Bundesregierung das Vertrauen Israels und vieler Juden vorerst verloren hat

von Sarah Cohen-Fantl  18.11.2025 Aktualisiert

Meinung

Mit Martin Hikel geht einer, der Tacheles redet

Der Neuköllner Bürgermeister will nicht erneut antreten, nachdem ihm die Parteilinke die Unterstützung entzogen hat. Eine fatale Nachricht für alle, die sich gegen Islamismus und Antisemitismus im Bezirk einsetzen

von Joshua Schultheis  16.11.2025

Meinung

Die Ukrainer brauchen unsere Hilfe

Die Solidarität mit ukrainischen Geflüchteten in Deutschland nimmt ab. Aus einer jüdischen Perspektive bleibt es jedoch wichtig, auch weiterhin nicht von ihrer Seite abzuweichen

von Rabbinerin Rebecca Blady  16.11.2025