Einspruch

Auf Abstand zu Trump

Daniel Killy Foto: Weser Kurier, Volker Crone

Einspruch

Auf Abstand zu Trump

Daniel Killy beobachtet, wie in den USA jüdische Konservative ihren Kurs ändern

von Daniel Killy  08.12.2022 08:35 Uhr

Amerikas jüdische Konservative schienen in der Ägide Trump wie Schoßhunde ihres erratischen Präsidenten. Der streute praktisch nonstop Sand in die Augen der republikanischen Judenheit, indem er ihnen ein Israel-Geschenk nach dem anderen vorgaukelte.

Dabei waren Botschaftsverlegung und Co. nichts weiter als billige Gaben an Trumps evangelikale Gefolgschaft am äußersten rechten Ende des politischen Spektrums. Selbst Benjamin Netanjahu, der eigentlich eher dafür bekannt ist, anderen politische Fallen zu stellen, verfing sich in Trumps honigsüßer Israelrhetorik und pries den damaligen US-Präsidenten als den größten Freund des jüdischen Volkes.

faschisten Die Juden unter den Republikanern flogen derweil unter dem Radar. Keine Proteste gegen Faschisten wie den ehemaligen Präsidentenberater Steve Bannon im Weißen Haus, kein Aufstand, als Nazi-Milizen und andere christlich-fundamentalistische Wirrköpfe am 6. Januar 2021 zum Sturm auf Amerikas Demokratie und das Kapitol bliesen – teils mit der israelischen Flagge in der Hand.

Nach seinem Dinner in Mar-a-Lago mit Kanye West, dem schwarzen Hitler-Verehrer, und dem Holocaustleugner Nick Fuentes gab es laute Aufschreie.

Jetzt allerdings scheint Trump doch einmal zu weit gegangen zu sein. Nach seinem Dinner in Mar-a-Lago mit Kanye West, dem schwarzen Hitler-Verehrer, und dem Holocaustleugner Nick Fuentes gab es laute Aufschreie. Der rechte Polit-Profi Ben Shapiro twitterte trocken: »Ein guter Weg, nicht aus Versehen mit einem ekelhaften Rassisten und einem Antisemiten, den man nicht kennt, zu dinieren, ist, nicht mit einem ekelhaften Rassisten und einem Antisemiten, den man nicht kennt, zu dinieren.«

So weit, so gut, auch andere konservativ-zionistische Stimmen zeigten sich empört. Derlei Verhalten lässt sich auch mit einer weitestmöglich ausgelegten Nibelungentreue nicht rechtfertigen. Ob aber die plötzlich so schweigsamen jüdischen Konservativen in den USA durch ein verfrühtes Chanukka-Wunder zur Räson gekommen sind oder schlicht nicht in den Sog des abstürzenden Ex-Giganten Trump geraten wollen – das bleibt ungewiss. Und hinterlässt einen schalen Geschmack.

Der Autor ist Journalist in Hamburg.

Iman Sefati

Warum viele Exil-Iraner Israel dankbar sind

»Viele Exil-Iraner sehen in diesen Angriffen nicht Krieg, sondern Hoffnung«, schreibt der Autor

von Iman Sefati  15.06.2025

Meinung

Israel verteidigt sich – und schützt die Region

Warum der Angriff auf iranische Atomanlagen notwendig war – und was Europa daraus lernen muss

von Carsten Ovens  15.06.2025

Manifest zur Außenpolitik

Gilt das Versprechen der SPD auch für ukrainische Kinder?

Unser Gastautor wurde in der Ukraine geboren und ist Jude. Seit vielen Jahren ist er SPD-Mitglied. Das neue Manifest einiger Altvorderer zur Außenpolitik macht ihn wütend

von Igor Matviyets  13.06.2025

Meinung

Die Menschen im Iran sind Israel dankbar

Der jüdische Staat hat durch seine Luftangriffe den Iranern die Chance gegeben, die islamistische Diktatur in Teheran endlich loszuwerden. Das ist eine historische Gelegenheit

von Saba Farzan  13.06.2025

Schlag gegen Iran

Ein notwendiger Schritt

Israel hat alles Recht der Welt, sich gegen das iranische Atomprogramm zu wehren. Teheran darf niemals in den Besitz von Atomwaffen gelangen. Ein Kommentar von Philipp Peyman Engel

von Philipp Peyman Engel  13.06.2025

Meinung

Präventivschlag gegen eine existenzielle Bedrohung

Irans Atomprogramm verfolgt keine friedlichen Ziele. Nach dem Scheitern der diplomatischen Bemühungen ist Israels Angriff gerechtfertigt

von Ulrike Becker  13.06.2025

Meinung

Warum Israel die Ukraine jetzt offen militärisch unterstützt

Die Ukraine nutzt nun auch Waffensysteme aus israelischen Beständen. Der Hintergrund für die veränderte Politik Jerusalems ist eine Machtverschiebung in Nahost

von Saba Farzan  12.06.2025

Medien

Deutschlands Oberlehrer

Wer will noch mal, wer hat noch nicht? In diesen Tagen scheint die Diffamierung Israels oberste Bürgerpflicht zu sein. Ein Kommentar

von Michael Thaidigsmann  11.06.2025 Aktualisiert

Kommentar

Der Unabhängige

Der Schweizer Außenminister Ignazio Cassis ist nach Israel und ins Westjordanland gereist, um sich eine eigene Meinung über die humanitäre Hilfe in der Region zu bilden

von Nicole Dreyfus  11.06.2025