Sarah van Loon

Antizionismus passt nicht zu Pessach

Eine Chicagoer Synagoge verkündet, sie sei antizionistisch. Das verträgt sich nicht mit der Botschaft des Festes der Freiheit

von Sarah van Loon  14.04.2022 09:02 Uhr

Sarah van Loon

Eine Chicagoer Synagoge verkündet, sie sei antizionistisch. Das verträgt sich nicht mit der Botschaft des Festes der Freiheit

von Sarah van Loon  14.04.2022 09:02 Uhr

Während sich die Pessach-Traditionen mit der Zeit verändert haben, steht in ihrem Zentrum nach wie vor dasselbe Ritual: Das Rezitieren der Haggada und das Erinnern an die Geschichte, wie Moses unser Volk aus der ägyptischen Sklaverei in die Freiheit nach Israel geführt hat. Aus dieser Reise schöpfen wir die Hoffnung, der wir an jedem Seder erneut Ausdruck verleihen: »Nächstes Jahr in Jerusalem.«

Aber eine kleine Gemeinde in Chicago hat mit dieser Tradition gebrochen – nicht aus einem echten Reformdruck heraus, sondern aus einem falschen Verständnis von sozialer Gerechtigkeit. Anfang dieses Monats verkündete die 200 Mitglieder starke Synagoge Tzedek Chicago, ihre »zentralen Werte« der »Gerechtigkeit, Gleichheit und Solidarität« angepasst zu haben. Sie sei nun antizionistisch. Eine Sicht, die von der Mehrheit der Chicagoer Juden nicht geteilt wird.

Heimat In seiner reinsten Form wurzelt der Zionismus nicht in Unterdrückung, sondern in dem Recht auf die Selbstbestimmung des jüdischen Volkes in der Heimat seiner Vorfahren. Wie Tzedek Chicago gezeigt hat, ist es einfach, das anders zu sehen, wenn man weit weg und in sicherer Entfernung zum Gegenstand der Debatte ist.  

Seit Tausenden Jahren haben Juden in der Diaspora für eine Rückkehr nach Israel gebetet.

Während die Gemeinde die wichtige Bedeutung Israels für die jüdische Tradition und Identität anerkennt, lehnt sie »die Vermischung von Judentum und politischem Nationalismus« ab. Das hört man häufig von Juden mit antizionistischer Einstellung – besonders von jenen, die ihre verengte Perspektive auf Gerechtigkeit für die Nuancen unserer kollektiven Geschichte blind macht.

Seit Tausenden Jahren haben Juden in der Diaspora für eine Rückkehr nach Israel gebetet, und in den 74 Jahren seit Staatsgründung war Israel ein Ort der Zuflucht, Hoffnung und Freiheit für Juden auf der ganzen Welt. Diese Geschichte macht das Herz Pessachs aus. Wie könnte also eine antizionistische Gemeinde mit den Motiven der Pessach-Geschichte umgehen? Wie überhaupt Pessach feiern? Dieses Sektierertum hilft wenig, das jüdische Trauma der Diaspora zu heilen, geschweige denn das komplexe und existenzielle Versprechen Pessachs zu verstehen. Lassen Sie uns stattdessen sagen: Nächstes Jahr in Jerusalem – zusammen.

Die Autorin ist Regional-Direktorin des American Jewish Committee (AJC) in Chicago.

Meinung

Die Jüdischen Gemeinden müssen nachhaltiger werden

Auch die jüdische Gemeinschaft ist in der Pflicht, die Umweltverschmutzung zu bekämpfen

von Nathalia Schomerus  17.03.2023

Einspruch

Rechtsextreme als Schöffen verhindern

Doron Rubin plädiert dafür, die Verfassungstreue von Schöffen gesetzlich zu verankern

von Doron Rubin  17.03.2023

Lamya Kaddor

Tödlicher Antijudaismus

Die menschenverachtende und antisemitische Ideologie des Hamburg-Attentäters war bekannt. Hätte der Amoklauf verhindert werden können?

von Lamya Kaddor  14.03.2023

Ruben Gerczikow

Sportvereine: Kein Handschlag mit Nazis

Die Mär vom unpolitischen Sport muss endlich grundsätzlich hinterfragt werden

von Ruben Gerczikow  10.03.2023

Meinung

Die Hoffnung nicht verlieren

Unsere Redakteurin sorgt sich wegen der Justizreform um Israels Zukunft – und will gerade deshalb den Kontakt nicht abreißen lassen

von Ayala Goldmann  07.03.2023

Hajo Funke

Ein Mittel der Holocaust-Leugnung

Der Inhalt der gefälschten Hitler-Tagebücher wurde erst jetzt rekonstruiert und veröffentlicht – sie offenbaren einen Abgrund an Verzerrung, Geschichtsklitterung und Dreistigkeit

von Hajo Funke  03.03.2023

Aras-Nathan Keul

Symbol einer verfehlten Iran-Politik

Das Islamische Zentrum Hamburg ist laut Verfassungsschutz ein Außenposten der Islamischen Republik – und konnte sich dennoch auf der Leipziger Buchmesse für einen Stand anmelden

von Aras-Nathan Keul  03.03.2023

Meinung

Ethisch und moralisch am Ende

Die Reaktion von Rabbiner Walter Homolka auf das Urteil des Landgerichts Berlin lässt einmal mehr tief blicken

von Philipp Peyman Engel  01.03.2023

Reinhard Schramm

Maaßen, Prien und die CDU

Wie führende Parteimitglieder im Süden Thüringens den Spieß umdrehen und dabei der Partei Schaden zufügen könnten

von Reinhard Schramm  27.02.2023