Kommentar

Antisemitismus aus der WDR-Mediathek

Kabarettistin Lisa Eckhart Foto: imago

Ein Nebeneffekt der Quarantäne ist, dass der Facebook-Algorithmus offenbar beginnt, auf deutsches Kabarett in den Mediatheken als letzte Reserve zurückzugreifen. Stolz präsentieren hier die Öffentlich-Rechtlichen den betrüblichen Stand der Kleinkunst: »Nimmt man von allen Ching-Chongs die Ding-Dongs und legt sie nebeneinander auf, hat man etwa die Länge einer kongolesischen Vorhaut«, witzelt etwa Lisa Eckhart am 19. März bei Nuhr im Ersten.

»Der bislang fulminanteste und drastischste Frontalangriff auf die Pseudo-Korrektheit und Mittelmäßigkeit unserer Spaßgesellschaft überhaupt«, weiß die an fulminanten Frontalangriffen selbst nicht eben arme »Süddeutsche« zu berichten. Eckhart gilt als genial, ihre Kalauer scheinen den durchschnittlichen Kabarettkonsumenten irgendwie hintersinnig, als würden ihre laszive Pose, ihr süffisantes Gemaule im Wiener Schmäh der Performance eine schwer zu verstehende Feingeistigkeit verleihen.

Das Rezept besteht im simplen Brechen von Tabus, die nie welche waren – auch in puncto Antisemitismus.

Dabei besteht ihr Rezept im simplen Brechen von Tabus, die nie welche waren – auch in puncto Antisemitismus. So fragt sie triumphierend bei den WDR-Mitternachtsspitzen im Jahr 2018, ob #MeToo nicht antisemitisch sei, weil Polanski und Weinstein Juden sind. »Am meisten enttäuscht es von den Juden, da haben wir immer gegen den Vorwurf gewettert, denen ginge es nur ums Geld, und jetzt plötzlich kommt raus, denen geht’s wirklich nicht ums Geld, denen geht’s um die Weiber, und deshalb brauchen sie das Geld.«

RESSENTIMENTS Auf eine Programmbeschwerde hin hieß es: »Die mehrfach preisgekrönte Künstlerin erörtert die Schwierigkeiten im Umgang mit Minderheiten, mit Schutzwürdigen, mit Verehrungswürdigen, wenn diese Personengruppen sich Verfehlungen leisten, schuldig werden oder straffällig.«

Wie bitte? Ob schuldig oder nicht – fest steht, es schlagen Minderheiten Ressentiments entgegen, die eine preisgekrönte Künstlerin im öffentlich-rechtlichen Fernsehen auch noch schürt.

Der Autor ist Mitarbeiter der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt.

Meinung

Sahra Wagenknecht - Die neue Rechte von der alten Linken

Was ist schlimmer? Die Realität oder mein Alptraum?

von Louis Lewitan  07.12.2023

Ramona Ambs

PEN: Auch Schweigen ist eine Haltung

Auch ein pluralistischer und vielfältiger Verband braucht einen Minimalkonsens – und der droht gerade verloren zu gehen

von Ramona Ambs  07.12.2023

Nils Kottmann

Der Trotz des Twitter-Chefs

Die Nutzer der Plattform haben verstanden, dass eine fruchtbare Debatte Moderatoren und Grenzen des Sagbaren braucht. Es wird Zeit, dass auch Elon Musk das einsieht

von Nils Kottmann  06.12.2023

Daniel Neumann

Wir lassen uns nicht unterkriegen!

Die Terrorgefahr in Deutschland ist so hoch wie lange nicht mehr. Trotzdem gilt es, den Kopf hochzuhalten, findet unser Gastautor

von Daniel Neumann  05.12.2023

Meinung

Wenn aus Vielfalt Einfalt wird

Wie bei der documenta gibt es auch bei der Mannheimer Biennale ein Antisemitismus-Problem

von Ralf Balke  01.12.2023

Sabine Brandes

»Nette« Massenmörder der Hamas

Die Schönredner in aller Welt haben ein neues »Beweismittel« gefunden, um den Terroristen die Absolution zu erteilen

von Sabine Brandes  29.11.2023

Rabbiner Pinchas Goldschmidt

Kopftuchverbot und Kollateralschaden

Erneut hat der Europäische Gerichtshof ein Urteil zur Religionsfreiheit getroffen, das verstört

von Rabbiner Pinchas Goldschmidt  29.11.2023

Kommentar

Danke für nichts, Gil Ofarim

Zweifellos hat der Musiker auch der jüdischen Gemeinschaft Schaden zugefügt - doch das größte Opfer ist ein anderer

von Michael Thaidigsmann  29.11.2023

Kommentar

Elfriede Jelineks Abrechnung mit der Hamas

Die Schriftstellerin findet klare Worte für die Terroristen. Daran könnten sich andere Linke ein Beispiel nehmen

von Thomas Tews  29.11.2023

Die mobile Version verlassen