Nachruf

Werbung als Kunstform

Star und Fotograf: Bert Stern vor einem seiner Marilyn-Monroe-Porträts Foto: AFP

Weltbekannt gemacht hat ihn ein Portfolio mit dem Titel »The last Sitting« mit rund 2500 Bildern der nackten oder halbnackten Marilyn Monroe, aufgenommen während eines dreitägigen Shootings sechs Wochen vor dem Selbstmord des Stars 1962. Doch Bert Stern, der am 26. Juni im Alter von 83 Jahren in New York gestorben ist, war schon bevor dieses Portfolio 1992 veröffentlicht wurde eine Fotografenlegende.

starporträts 1929 in einem jüdischen Armenviertel Brooklyns als Sohn osteuropäischer Immigranten geboren – »frühmorgens«, wie er gern erzählte – war Stern der Mann, der in den 60ern die Werbung revolutionierte und die lange als banal und kommerziell verachtete Werbefotografie zur Kunstform entwickelte. Das Handwerkszeug dafür hatte er in Hollywood als Setfotograf gelernt. Berühmt wurden auch seine Starporträts, unter anderen von Sofia Loren, Brigitte Bardot, Twiggy, Barbra Streisand, Audrey Hepburn, Elizabeth Taylor und Kate Moss, von denen er etliche nicht nur ablichtete, sondern auch mit ihnen das Bett teilte.

Bert Stern war, wie es der Titel eines biografischen Films 2012 in Anlehnung an die erfolgreiche US-Fernsehserie »Mad Men« formulierte, der »Original Mad Man«. Dass er dabei stets mehr war als bloß ein Werbefuzzi, dafür steht auch sein Dokumentarfilm Jazz on a Summer’s Day von 1960 über das legendäre Newport Jazz Festival 1958 mit unter anderen Thelonious Monk, Dinah Washington, Gerry Mulligan, Chuck Berry und Louis Armstrong. 1999 nahm der amerikanische Kongress den Film in seine Liste des nationalen Kulturerbes auf.

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 17. Oktober bis zum 23. Oktober

 16.10.2025

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Das große Verschwinden

Der serbisch-österreichische Autor füllt eine Leerstelle in der Schoa-Literatur

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Der Schweizer Autor stammt aus dem Irak. Sein Roman erzählt eine Familiengeschichte zwischen Jerusalem und Bagdad

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Literatur

Poetische Analyse eines Pogroms

Boris Sandler, ehemaliger Chefredakteur der jiddischen Zeitung »Forverts«, schreibt über das Blutbad von Kischinew

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Sachbuch

Zion liegt in Texas

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Romain Gary

Widerstand in den Wäldern

»Europäische Erziehung«: Der Debütroman des französisch-jüdischen Schriftstellers erscheint in neuer Übersetzung

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Vergangenheit als Schablone

Der Historiker skizziert die Rezeptionsgeschichte des Holocaust und stößt dabei auf Überraschendes

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Literatur

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Yael Neeman

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Der israelische Bestseller »Wir waren die Zukunft« erscheint auf Deutsch

von Ellen Presser  12.10.2025