»Tehran«

Verbotene Orte

Die hochbegabte Hackerin und Mossad-Agentin Tamar Rabinyan (Niv Sultan) wird auf eine gefährliche Mission nach Teheran geschickt. Foto: Screenshot JA / Youtube

Irgendwie scheint es System zu haben. Ebenso wie Fauda, die Erfolgsserie über die Einsätze einer israelischen Undercover-Einheit in Nablus, Hebron oder Gaza, spielt auch Tehran, der neue TV-Hit aus Israel, auf einem Terrain, das für normale Israelis eine absolute No-Go-Area ist: nämlich die Hauptstadt des Iran.

Ganz offensichtlich haben diese »verbotenen Orte« einen ganz besonderen Reiz für israelische Drehbuchschreiber. Diesmal steht die Geschichte von Tamar Rabinyan, gespielt von der 27 Jahre alten israelischen Schauspielerin Niv Sultan, im Mittelpunkt.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Als hochbegabte Hackerin wird die Mossad-Agentin auf eine gefährliche Mission nach Teheran geschickt. Dort soll sie in die Stromnetze der Elektrizitätsversorgung eindringen, um auf diese Weise die iranischen Atomreaktoren lahmzulegen. Doch die Mission geht gründlich schief, und das gleich aus mehreren Gründen.

Denn an Bord der jordanischen Maschine Richtung Indien, die aufgrund von Manipulationen des israelischen Geheimdienstes in Teheran notlanden muss, damit Tamar Rabinyan in das Land der Mullahs eingeschleust werden kann, befindet sich ebenfalls ein israelisches Hipster-Pärchen, das in allerletzter Minute eingecheckt hatte, um so für kleines Geld auf Backpacker-Tour nach Asien aufzubrechen.

»Tehran« verzichtet darauf, simple Freund-Feind-Schemata zu bedienen.

Doch günstig kann teuer werden. Als Staatsangehörige einer feindlichen Macht werden die beiden von den Iranern am Flughafen sofort in die Mangel genommen. Als die junge Frau auf die Toilette muss, läuft sie dort der als Stewardess verkleideten Tamar Rabinyan über den Weg und glaubt, in ihr eine alte Bekannte aus Israel wiederzuerkennen.

Stromnetz Diese ungeplante Begegnung wiederum bemerken ebenfalls die Iraner und ahnen so bereits, dass möglicherweise eine israelische Agentin in ihr Land eingedrungen ist. Auch der Versuch, die Stromnetze zu kapern, gelingt nicht, weil sie dabei von einem Angestellten der Elektrizitätsversorgung sexuell belästigt wird und diesen notgedrungen liquidieren muss. Nach Entdeckung der Leiche weiß der iranische Geheimdienst endgültig über ihre Existenz Bescheid und heftet sich an ihre Fersen.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Was folgt, ist eine spannende Odyssee durch die iranische Millionenmetropole, die alles andere als eine der üblichen Verfolgungsjagden ist. Denn die Israelin selbst ist dort geboren, weshalb sie perfekt Farsi spricht; sie hat noch Verwandte in der Stadt ihrer Kindheit und kommt bald in Kontakt mit jungen Iranern, die zu der Protestbewegung gegen das Mullahregime gehören.

250.000 Israelis haben persische Wurzeln. Die Israelis haben großes Interesse am Iran.

Auf diese Weise gerät Tamar Rabinyan in einen Strudel von Ereignissen, die sowohl Einblicke in die gesellschaftlichen Realitäten des Landes ermöglichen als auch sie ganz persönlich betreffen.

Konflikt »Tehran soll ein neues Licht auf den Konflikt zwischen Israel und dem Iran werfen«, erklärte Moshe Zonder, einer der Schöpfer der Serie, der bereits bei der Produktion von Fauda mit dabei war, gegenüber dem Filmportal »Deadline« vor einigen Monaten. »Gezeigt werden die Brüche rund um die Themen Einwanderung, Identität und Nationalismus, um so zu prüfen, inwieweit man sich aus diesen Zwängen befreien kann.«

Auf keinen Fall jedoch sollte man der Versuchung erliegen, Tehran als eine Art zweites Fauda zu betrachten. Auch wenn es sich wieder um Agenten auf Mission handelt, so sind die Protagonisten völlig anders konzipiert und die Storylines grundverschieden.

Dass der Streamingdienst Apple TV+ kürzlich die Rechte an der Serie erwarb und gleich drei Staffeln einkaufte, darf durchaus als Ritterschlag für die Macher von »Tehran« verstanden werden.

»Obwohl Tehran unterhalten soll und viel Action bietet, ist die Serie äußerst vielschichtig«, so Dana Eden, eine der Drehbuchautoren. »Wir dachten einfach, dass es sehr interessant sein könnte, zu versuchen, in den Iran zu gelangen – schließlich ist Teheran ein Ort, den wir nicht kennen, der trotzdem oft in Israel präsent ist und über den wir mehr wissen wollen.«

Rund 250.000 Israelis haben persische Wurzeln, weshalb sie das Land, das heute die größte Bedrohung für den jüdischen Staat darstellt, nicht einfach kalt lässt.

BIOGRAFIE »Die Figur, die ich in der Serie spiele, erinnert mich an meine Mutter, meine Tante und meine Großmutter«, sagt die Schauspielerin Esti Yerushalmi, die in der Serie Tamar Rabinyans Tante Arezoo verkörpert und im Alter von 13 aufgrund der Islamischen Revolution aus dem Iran hatte fliehen müssen.

»Es war schwer für mich, weil dadurch meine Erinnerungen aus dem Iran zurückkehrten«, sagte sie in einem Interview mit der Tageszeitung »Yedioth Ahronoth«. »Ich vermisse den Iran, ich vermisse seine Schönheit und all die Menschen in dem großartigen Land, die jetzt dort leiden müssen.«

Vor allem eines gefiel der iranischen Zeitung überhaupt nicht.

Was Tehran dennoch mit Fauda gemein hat, ist die Weigerung, sich simpler Freund-Feind-Schemata zu bedienen. Selbst Faraz Kamali, ein hochrangiges Mitglied der Revolutionsgarden und spezialisiert auf die Agentenabwehr, der auf eindrucksvolle Weise von dem amerikanisch-iranischen Darsteller Shaun Toub gespielt wird, ist nicht einfach nur der brutale Mullah-Scherge, sondern ebenfalls eine sehr komplexe und ambivalent gezeichnete Figur.

Apple+ Dass der Streamingdienst Apple TV+ kürzlich die Rechte an der Serie erwarb und gleich drei Staffeln einkaufte, darf durchaus als Ritterschlag für die Macher von Tehran verstanden werden. Ein weiterer kam aus dem Iran selbst: Denn die Tatsache, dass die regimetreue Tageszeitung »Kayan«, die seinerzeit zu den Unterstützern von Mahmud Ahmadinedschad gezählt hatte, ausführlich und geradezu mit Schaum vorm Mund unter der Überschrift »Das zionistische Regime hat eine TV-Serie gegen Irans Nuklearprogramm geschaffen« über Tehran schrieb, ist ein Qualitätssiegel.

Vor allem eines gefiel der iranischen Zeitung überhaupt nicht: »Es ist bemerkenswert, dass gleich mehrere im Iran geborene Schauspieler mit doppelter Staatsangehörigkeit in dieser israelischen Inszenierung mitspielen«, hieß es.

»Die Produktion von Filmen und Fernsehserien, die das iranische Atomprogramm verurteilen, ist ein Angriff des zionistischen Regimes auf das unveräußerliche Recht unseres Landes, diese Technologie zu erlangen. Es zeigt, wie sehr Israel den Iran fürchtet.«

In Kürze abrufbar auf dem Streamingdienst Apple TV+.

Bundesamt für Statistik

Dieser hebräische Vorname ist am beliebtesten bei Schweizer Eltern

Auch in der Schweiz wählen Eltern weiterhin häufig biblische Namen für ihr Neugeborenes

von Nicole Dreyfus  05.09.2025 Aktualisiert

Schweden

Jazz-Musiker David Hermlin wirft Festival Cancelling vor

Der Musiker habe auf einem Swing-Festival propalästinensischen Aktivisten Fragen gestellt. Plötzlich sei ihm »Einschüchterung« vorgeworfen worden

 05.09.2025

TV-Tipp

Über 100 Jahre alt - und immer noch prägend - In einer Arte-Doku machen fünf Frauen ein Jahrhundert lebendig

Arte begleitet fünf Frauen, die über 100 Jahre alt sind. Sie alle haben mit außergewöhnlicher Willenskraft auf ihre jeweilige Weise Großes geleistet. Ihre Lebenswege führen von Atatürk bis zur kubanischen Revolution

von Esther Buss  05.09.2025

Fürth

Ruth Weiss ist gestorben

Sie engagierte sich ihr Leben lang gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit. Nun ist die in Franken geborene Schriftstellerin mit 101 Jahren gestorben

 05.09.2025 Aktualisiert

Kolumne

Hoffnung als portatives Vaterland

Ein Trost trotz Krieg und viel zu vielen Toten: Mitten in Stockholm spielt ein mutiger Musiker die Hatikwa, die israelische Nationalhymne

von Ayala Goldmann  05.09.2025

Berlin

Festival erinnert an Hans Rosenthal

Der jüdische Entertainer wurde vor 100 Jahren geboren. Ein Event stellt den Moderator, der schon in jungen Jahren beim Radio von sich reden machte, in den Mittelpunkt

 05.09.2025

Ferdinand von Schirach

»Sie werden von mir kein Wort gegen Israel hören«

Der Jurist und Schriftsteller war zu Gast bei Markus Lanz - es war eine in mehrfacher Hinsicht bemerkenswerte Sendung

von Michael Thaidigsmann  04.09.2025

Chemnitz

Kunstfestival: Beauftragter hält einige Werke für judenfeindlich

Thomas Feist warf einigen Beteiligten »die Übernahme von ›Fakten‹ vor, die nichts als Übernahme von Hamas-Propaganda sind«

 04.09.2025

Fotografie

Mode, nackte Haut und Skandale

Helmut Newton gehört zu den populärsten Modefotografen der Popkultur. Eine Doppelausstellung in Berlin beleuchtet nun seine Werke - und bringt sie mit Bildern anderer Künstler in einen Dialog

von Daniel Zander  04.09.2025