Musik

»Unsere Religion heißt Metal«

Chen Balbus, das aktuelle Album Ihrer Band heißt »All is One«, übersetzt »Alles ist eins«. Ist das ein politisches Statement?
Ja, wir wollen zeigen, dass Krieg und Hass keine Notwendigkeiten sind. Wir sind alle Menschen, und wir müssen uns gegenseitig respektieren und für eine bessere Zukunft in Harmonie leben.

Auch im Nahen Osten?
Juden und Muslime sind beide Nachkommen von Abraham. Ein Song der CD, »Brother«, handelt davon. Er erzählt die Geschichte Isaaks und Ismaels als Anspielung auf den Krieg zwischen Juden und Arabern heutzutage. Wir sind alle Brüder, wenn man mal zurückschaut.

Sind Sie eine jüdische Band?

Alle Bandmitglieder sind jüdisch, aber »Orphaned Land« selbst hat keine Religion außer Metal.

»All is One« wurde in Israel, in der Türkei und in Schweden aufgenommen – Zufall, dass es sich um je ein jüdisches, ein muslimisches und ein christliches Land handelt?

Ja, das war ein netter Zufall, zu sehen, dass das Album seinem Titel entsprechend in Ländern mit den drei monotheistischen Religionen entstand.

Sie dürfen in arabischen Ländern nicht auftreten, haben dort aber viele Fans. Sind Sie stolz darauf?
Mehr, als ich das mit Worten beschreiben kann. Eine israelische Band wird von unzähligen arabischen Fans unterstützt, während unsere sogenannten politischen Führer uns kein Leben in Frieden schaffen können. Orphaned Land bringt Menschen verschiedener Kulturen und Religionen einander näher, als es die Politiker je getan haben. Fans haben sogar eine Online-Petition gestartet, um uns für den Friedensnobelpreis vorzuschlagen.

Sie nennen Ihren Musikstil »Oriental Metal«. Können Sie das definieren?
So wie sich die Genres des schwedischen oder des finnischen Metals aus ihrer jeweiligen Kultur entwickelt haben, ist es auch bei uns. Unser Bassist Uri Zelcha zum Beispiel hat ägyptische und tunesische Wurzeln, ich bin zum Teil spanischer Herkunft. Als eine Band des Nahen Ostens haben wir alles Mögliche aus unserer Herkunft und Kultur als Inspirationsquellen genutzt und das mit unserer Musik kombiniert. Daraus ist Oriental Metal als Genre entstanden.

»All is One« ist musikalisch direkter und härter als Ihre vorherigen Alben. Warum?

Die früheren CDs waren sehr komplex und progressiv, hatten längere Songs und komplexe Gitarrenriffs und so weiter. Da kam uns die Idee, mal etwas Neues auszuprobieren, etwas, dem einfacher zuzuhören und das leichter zu verstehen ist. Das hatten wir zuvor noch nie gemacht – und es ist das bis jetzt erfolgreichste unserer Alben geworden.

Heavy Metal wird oft mit Gewalt assoziiert. Sie verkünden eine versöhnliche Botschaft. Sehen Sie da keinen Widerspruch?
Ich glaube, dass Metal das ehrlichste und raueste Genre von allen ist. Du bekommst hier die Chance, der Welt deine eigene Wahrheit mitzuteilen. Metal ist der beste Weg, das Licht und das Gute zu zeigen, statt nur die dunkle Seite.

Besonders im Black Metal gibt es auch antisemitische Fans und Bands. Hatten Sie damit je Probleme?
Glücklicherweise haben wir nichts erlebt, an das man sich erinnern oder dem man zu viel Aufmerksamkeit schenken müsste. Selbst wenn es ein paar böse Kommentare gab: Wir geben denen einfach unseren Segen und hoffen, dass sie einen besseren Weg finden werden als den Hass.

Das Gespräch führte Tobias Prüwer.

TV-Kritik

Politisierende Ermittlungen

In »Schattenmord: Unter Feinden« muss eine arabisch-stämmige Polizistin den Mord an einem jüdischen Juristen aufklären

von Marco Krefting  02.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  01.12.2025 Aktualisiert

Kommentar

Schiedsgerichte sind nur ein erster Schritt

Am 1. Dezember startet die Schiedsgerichtsbarkeit NS-Raubkunst. Doch es braucht eine gesetzliche Regelung auch für Werke in Privatbesitz, meint unser Gastautor

von Rüdiger Mahlo  01.12.2025

Rache

»Trigger-Thema« für Juden

Ein Filmseminar der Jüdischen Akademie untersuchte das Thema Vergeltung als kulturelle Inszenierung

von Raquel Erdtmann  01.12.2025

Wuppertal

Schmidt-Rottluff-Gemälde bleibt in Von der Heydt-Museum

»Zwei Frauen (Frauen im Grünen)« von Karl Schmidt-Rottluff kann im Von der Heydt Museum in Wuppertal bleiben. Nach Rückgabe an die Erbin erwarb die Stadt das Bild von ihr. Vorausgegangen waren intensive Recherchen zur Herkunft

 01.12.2025

Dorset

»Shakespeare In Love« - Dramatiker Tom Stoppard gestorben

Der jüdische Oscar-Preisträger war ein Meister der intellektuellen Komödie. Er wurde 88 Jahre alt

von Patricia Bartos  01.12.2025

Fernsehen

Abschied von »Alfons«

Orange Trainingsjacke, Püschelmikro und Deutsch mit französischem Akzent: Der Kabarettist Alfons hat am 16. Dezember seine letzte Sendung beim Saarländischen Rundfunk

 30.11.2025 Aktualisiert

Gerechtigkeit

Jüdische Verbände dringen auf Rückgabegesetz 

Jüdische Verbände dringen auf Rückgabegesetz Jahrzehnte nach Ende des NS-Regimes hoffen Erben der Opfer immer noch auf Rückgabe von damals geraubten Kunstwerken. Zum 1. Dezember starten Schiedsgerichte. Aber ein angekündigter Schritt fehlt noch

von Verena Schmitt-Roschmann  30.11.2025

Berlin

Späte Gerechtigkeit? Neue Schiedsgerichte zur NS-Raubkunst

Jahrzehnte nach Ende der Nazi-Zeit kämpfen Erben jüdischer Opfer immer noch um die Rückgabe geraubter Kunstwerke. Ab dem 1. Dezember soll es leichter werden, die Streitfälle zu klären. Funktioniert das?

von Cordula Dieckmann, Dorothea Hülsmeier, Verena Schmitt-Roschmann  29.11.2025