Freiburg

Streit um Denkmal für antisemitischen Publizisten Alban Stolz

Die Denkmalschutzbehörde lehnt den Antrag auf Abbau jedoch aus formalen Gründen ab

 26.06.2020 19:22 Uhr

»Hunderttausende, wenn nicht sogar Millionen seiner Leser anitsemitisch beeinflusst: Alban Stolz (1808-1883) Foto: imago

Die Denkmalschutzbehörde lehnt den Antrag auf Abbau jedoch aus formalen Gründen ab

 26.06.2020 19:22 Uhr

In Freiburg gibt es Streit um den geplanten Abbau des Denkmals für den katholischen Publizisten Alban Stolz (1808-83). Das Erzbistum will die nahe des Münsters stehende Büste seit längerem abbauen beziehungsweise versetzen. Hintergrund sind antisemitische Veröffentlichungen des Publizisten. Die Denkmalschutzbehörde lehnte aber den Antrag auf Abbau ab, weil die von Bildhauer Emil Stadelhofer geschaffene Büste als eingetragenes Kulturdenkmal Schutzstatus genieße.

Die Diözese legte gegen diese Entscheidung Widerspruch ein, wie ein Bistumssprecher am Freitag auf Anfrage bestätigte. Zugleich teilte die Stadt mit, sie begrüße die Abbaupläne. »Dies auch und insbesondere vor dem Hintergrund, dass aktuell in den verschiedensten Ländern diskutiert wird, ob die Denkmäler von Personen Bestand haben sollen, die politisch im Hinblick auf Rassismus und/oder Antisemitismus sehr kritisch zu bewerten sind«, sagte Kulturbürgermeister Ulrich von Kirchbach (SPD). Die Stadt werde daher die Klage des Erzbischöflichen Bauamts gegen die Denkmalschutzbehörden unterstützen.

Außer dem Denkmal gibt es eine nach Stolz benannte Straße. Sie soll nach einem Votum des Gemeinderats umbenannt werden. Eine Expertenkommission hatte dies unter Verweis auf antijüdische Äußerungen des Publizisten empfohlen. Stolz habe »virtuos die Klaviatur des Antisemitismus beherrscht« und durch seine poulären Veröffentlichungen »Hunderttausende, wenn nicht sogar Millionen seiner Leser« anitsemitisch beeinflusst, heißt es in dem Gutachten. Bereits umbenannt hat die Kirche ein nach Stolz benanntes katholisches Studentenwohnheim in Freiburg. kna

Meinung

Antisemitische Verschwörungen, Holocaust-Relativierung, Täter-Opfer-Umkehr: Der Fall Samir

Der Schweizer Regisseur möchte öffentlich über seine wirren Thesen diskutieren. Doch bei Menschenhass hört der Dialog auf

von Philipp Peyman Engel  22.04.2024

Essay

Was der Satz »Nächstes Jahr in Jerusalem« bedeutet

Eine Erklärung von Alfred Bodenheimer

von Alfred Bodenheimer  22.04.2024

Sehen!

Moses als Netflix-Hit

Das »ins­pirierende« Dokudrama ist so übertrieben, dass es unabsichtlich lustig wird

von Sophie Albers Ben Chamo  22.04.2024

Immanuel Kant

Aufklärer mit Ressentiments

Obwohl sein Antisemitismus bekannt war, hat in der jüdischen Religionsphilosophie der Moderne kein Autor mehr Wirkung entfaltet

von Christoph Schulte  21.04.2024

TV

Bärbel Schäfer moderiert neuen »Notruf«

Die Autorin hofft, dass die Sendung auch den »echten Helden ein wenig Respekt« verschaffen kann

von Jonas-Erik Schmidt  21.04.2024

KZ-Gedenkstätten-Besuche

Pflicht oder Freiwilligkeit?

Die Zeitung »Welt« hat gefragt, wie man Jugendliche an die Thematik heranführen sollte

 21.04.2024

Memoir

Überlebenskampf und Neuanfang

Von Berlin über Sibirien, Teheran und Tel Aviv nach England: Der Journalist Daniel Finkelstein erzählt die Geschichte seiner Familie

von Alexander Kluy  21.04.2024

Glosse

Der Rest der Welt

Nur nicht selbst beteiligen oder Tipps für den Mietwagen in Israel

von Ayala Goldmann  20.04.2024

Frankfurt am Main

Bildungsstätte Anne Frank zeigt Chancen und Risiken von KI

Mit einem neuen Sammelband will sich die Institution gegen Diskriminierung im digitalen Raum stellen

von Greta Hüllmann  19.04.2024