Trauer

Peter Bogdanovich ist tot

Peter Bogdanovich (1939–2022) Foto: imago images/MediaPunch

Als junger Regisseur in den 70er-Jahren wurde er als Hollywoods »Wunderkind« gefeiert. Nun ist Peter Bogdanovich, der durch Filme wie The Last Picture Show, What’s Up Doc und Paper Moon bekannt wurde, mit 82 Jahren gestorben.

Nach Angaben seiner Tochter Antonia Bogdanovich starb er am Donnerstagmorgen (Ortszeit) in seinem Haus in Los Angeles, wie die »New York Times« und der »Hollywood Reporter« berichteten. Sein Sprecherteam betätigte der Deutschen Presse-Agentur den Tod des Regisseurs.

vorbild Bogdanovich hatte in Hollywood ein großes Vorbild, Citzen Kane-Regisseur Orson Welles. »Ich habe Orson geliebt. Und ich glaube, er liebte mich tatsächlich auch«, sinnierte der Regisseur 2019 in einem Interview mit dem US-Kulturmagazin »Vulture«. Als der junge Regisseur 1971 mit The Last Picture Show (Die letzte Vorstellung) ein perfektes Porträt der amerikanischen Provinz in den 50er-Jahren auf die Leinwand zauberte, wurde er über Nacht berühmt und mit dem Regie-Genie Welles verglichen.

Der jungen Schauspielerin Cybill Shepherd hatte Bogdanovich in seiner Texas-Nostalgie die Rolle der umschwärmten Schülerin Jacy gegeben. Es war auch der Beginn einer jahrelangen Affäre des verheirateten Filmemachers mit seiner Hauptdarstellerin.

Mit der Komödie What’s Up Doc, mit Barbra Streisand und Ryan O’Neal, und dem melancholischen Roadmovie Paper Moon, mit der jungen Tatum O’Neal, folgten weitere Erfolge. »Ich war heiß«, sagte Bogdanovich im »Vulture«-Interview. Man habe ihm damals die Regie von Filmen wie Der Pate, Der Exorzist, Chinatown – »und nahezu alles« – angeboten.

reaktionen Kollegen reagierten am Donnerstag bestürzt auf die Todesnachricht. »Er war ein enger Freund und ein Meister des Kinos«, schrieb Regisseur Guillermo del Toro auf Twitter. Er habe »Meisterwerke« geschaffen. »Ich bin am Boden zerstört. Er war ein wunderbarer und großer Künstler«, würdigte Francis Ford Coppola in einer Mitteilung laut »Deadline.com« den Filmemacher.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

»Peter hat mich immer zum Lachen gebracht«, schrieb Oscar-Preisträgerin Barbra Streisand (79) auf Instagram zu Schwarz-Weiß-Fotos von ihren Dreharbeiten für »What’s Up Doc«. Er werde »dort oben« weiter für Lacher sorgen.

Bogdanovich sei für sie eine Vaterfigur gewesen, schrieb Tatum O’Neal (58) auf Instagram. Sie habe sich bei ihm sicher gefühlt. Dazu postete sie ein Foto und Video von den Dreharbeiten zu Paper Moon. Für ihren ersten Spielfilm, an der Seite ihres Vaters Ryan O’Neal, erhielt sie 1974 im Alter von zehn Jahren einen Oscar für die beste Nebenrolle. Sie spielte ein gerissenes kleines Mädchen, das sich während der großen Depression mit einem Trickbetrüger durchschlägt.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Bogdanovich machte häufig durch sein Privatleben Schlagzeilen. Bei den Dreharbeiten zu der Komödie Sie alle haben gelacht (1981; They All Laughed) verliebte er sich wieder in eine Darstellerin, das Playboy-Model Dorothy Stratten. Deren Noch-Ehemann Paul Snider brachte die 20-Jährige um und tötete sich selbst. Nach Strattens Tod sei er völlig am Ende gewesen, erklärte Bogdanovich in »Vulture«.

Einige Jahre nach Strattens Tod heiratete der Regisseur deren jüngere Schwester, Louise, trotz eines Altersunterschiedes von knapp 30 Jahren. Die Ehe wurde 2001 geschieden.

kamera Spielfilme inszeniert Bogdanovich später nur noch selten. Für The Cat’s Meow holte er 2001 Kirsten Dunst vor die Kamera. In der Komödie She’s Funny That Way ließ er seine Stars Jennifer Aniston, Owen Wilson, Rhys Ifans und Imogen Poots durch allerlei amouröse Verwicklungen stolpern. Den Film stellte er 2014 bei den Filmfestspielen in Venedig vor.

Einen Oscar hat Bogdanovich in seiner langen Karriere nicht erhalten, aber er ist Besitzer einer Grammy-Trophäe. Die verdiente sich der Regisseur mit seiner Musik-Dokumentation Runnin‹ Down a Dream über die Band Tom Petty and the Heartbreakers. Er gewann den begehrten Musikpreis mit der Regie des »Besten Musik-Langvideos«.

Literatur

»Historiografischer Coup«

Unser Autor schreibt in seinem neuen Buch »Das Würfelhaus« auch über die Frankfurter Paulskirche – und kritisiert eine Rede von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier

von Sebastian Moll  08.09.2024

Kunst

»Das Alef sitzt dort allein«

Der Schweizer Schoa-Überlebende Fishel Rabinowicz schuf Werke aus hebräischen Buchstaben – am 9. September wird er 100 Jahre alt

von Peter Bollag  08.09.2024

Glosse

Der Rest der Welt

Zucker ade, Scheiden tut weh – und ist teuer. Und außerdem: Ich will Kuchen!

von Margalit Edelstein  08.09.2024

Weimar

Achava-Festspiele in Thüringen beginnen

Den Auftakt macht ein Konzert der Sängerin Ute Lemper

 08.09.2024

TV

»Die Zweiflers«-Drehbuchautor hofft auf Fortsetzung

In der Serie geht es um eine jüdische Familie in Frankfurt am Main

 08.09.2024

Bochum

Ausstellung von »Guernica-Gaza« abgesagt

Der Bilderzyklus von Mohammed Al-Hawajri ist wegen Antisemitismusvorwürfen umstritten

 07.09.2024

Speyer/Mainz/Worms

SchUM-Städte laden zu jüdischen Kulturtagen ein

Vorträge, Konzerte, Filme, Ausstellungen und Diskussionen stehen auf dem Programm

 06.09.2024

Literatur

Immer voller Zweifel

Lena Goreliks Poetik-Vorlesung in Hannover liegt nun auch als Buch vor – ihre Einblicke wirken nicht akademisch, sondern lebensklug

von Alexander Kluy  05.09.2024

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Katrin Richter  05.09.2024