Restitution

Neues Online-Portal zu NS-Raubkunst

Roger Strauch, Präsident der Mosse Foundation, neben der Skulptur »Susanna« von Reinhold Begas (Sammlung Rudolf Mosse) in der Alten Nationalgalerie in Berlin Foto: dpa

In Künstlerkreisen hieß Anfang des 20. Jahrhunderts das dreigeschossige Stadtpalais von Rudolf Mosse am Leipziger Platz in Berlin »Mosseum«. Der legendäre deutsch-jüdische Verleger (1843–1920), unter anderem Herausgeber des links-liberalen »Berliner Tageblatts«, war ein passionierter Kunstsammler.

Zu seiner mehrere Tausend Objekte umfassenden Sammlung gehörten Namen wie Wilhelm Leibl, Franz Lenbach, Adolph Menzel oder Max Liebermann. Neben Gemälden und Skulpturen sammelte er aber auch Kunsthandwerk, Möbel, Textilien, ägyptische Altertümer, Benin-Bronzen und Ostasiatika sowie wertvolle Handschriften und seltene Bücher.

exil 1933 trieben die Nazis Mosses Tochter Felicia und Schwiegersohn Hans Lachmann-Mosse mit den drei Kindern ins Exil. Der Besitz wurde versteigert, von vielen der Kunstwerke verlor sich die Spur. Seit einem Jahr erforschen die in den USA lebenden Nachfahren der Mosse-Familie gemeinsam mit öffentlichen Einrichtungen in Deutschland den Verbleib der geraubten Kunstwerke.

An dem Projekt wirken seit Frühjahr 2017 neben der an der Freien Universität Berlin angesiedelten Mosse Art Research Initiative (Mari) weitere Einrichtungen mit, wie die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die Kulturstiftung der Länder, die Stiftung Jüdisches Museum Berlin und das Landesarchiv Berlin. Die ersten Ergebnisse der Nachforschungen sind nun auf einem neuen Online-Portal zu sehen, wie die projektverantwortliche Koordinatorin Meike Hoffmann am Mittwoch sagte.

»Wir haben bisher die Forschung zu 115 Werken aufgenommen, zu 68 Werken haben sich belastbare Spuren ergeben«, sagte Hoffmann. »Für 30 Werke sind im Mari-Online-Portal alle Informationen hinterlegt, die in unsere Forschung eingegangen sind.« 24 Werke konnten die Provenienzforscher bereits eindeutig identifizieren, acht sogar lokalisieren. Die Werke befinden sich unter anderem im Belvedere in Wien, im Tel-Aviv-Museum in Israel, im Arkell-Museum in Canajoharie im US-Bundesstaat New York oder im Privatbesitz.

provenienzforschung Mari ist die erste öffentlich-private Partnerschaft in der Provenienzforschung und gilt bislang als einzigartig. Der Sprecher der Mosse-Erbengemeinschaft und Präsident der Mosse Foundation, Roger Strauch, spricht von einer beispiellosen Zusammenarbeit. Sie stehe für die wohlwollende Grundhaltung der deutschen Regierung und der Kultureinrichtungen des Landes, sagte der US-Amerikaner in Berlin. »Danken möchten wir auch den vielen talentierten Provenienzforschern, die mit großer Beharrlichkeit nach den Kunstwerken aus der Sammlung Mosse suchen.«

Als eine der ersten deutschen Einrichtungen hatte die Stiftung Preußischer Kulturbesitz 2015 und 2016 neun Werke aus den eigenen Beständen an die Mosse-Erben in den USA zurückgegeben. Drei davon konnten in den folgenden Jahren für die Sammlungen der Staatlichen Museen erworben werden.

Zurückgekauft wurden von den Mosse-Erben ein römischer Kindersarkophag sowie die »Susanna« von Reinhold Begas (1831–1911) und eine Löwenskulptur von August Gaul (1869–1921). Der Kindersarkophag ist im Neuen Museum und die »Susanna« in der Alten Nationalgalerie zu sehen. »Die liegende Löwin« wird künftig in der James-Simon-Galerie zu besichtigen sein. Eine neue Medienstation neben der »Susanna« erinnert zudem an die geglückte Restitution der Objekte.

Los Angeles

Rob und Michele Reiner: Sohn wegen zweifachen Mordes angeklagt

Am Vorabend des Mordes soll es Streit gegeben haben. Im Umfeld der Familie ist von Drogenproblemen die Rede, mit denen der Verdächtige Nick Reiner zu kämpfen habe

 17.12.2025

Österreich

Neue Direktorin für das Jüdische Museum Hohenems

Historikerin Irene Aue-Ben-David übernimmt die Leitung und bringt internationale Erfahrung aus Jerusalem mit

von Nicole Dreyfus  16.12.2025

Basel

Mann wollte Juden während des ESC angreifen

Kurz vor dem »Eurovision Song Contest« in der Schweiz wurde ein 25-Jähriger wegen konkreter Gewaltdrohungen festgenommen und ausgewiesen

von Nicole Dreyfus  16.12.2025

Berlin

Umstrittene 88: Der schwierige Umgang mit rechten Codes

Im Berliner Fußball sorgt die Debatte um die Rückennummer 88 und dem Hitler-Bezug für Kontroversen. Warum das Verbot erneut scheiterte und wie der Fußball insgesamt mit rechtsextremen Codes umgeht

von David Langenbein, Gerald Fritsche, Jana Glose  16.12.2025

Wien

ESC 2026: ORF will israelfeindliche Proteste nicht ausblenden

Die Debatte und der Boykott einzelner Länder wegen der Teilnahme Israels haben den ESC 2026 bisher überschattet. Auch beim Event im Mai selbst drohen Proteste. Wie geht der ORF damit um?

 16.12.2025

Washington D.C.

Trump sorgt mit Angriffen auf ermordeten Rob Reiner für Empörung

Der jüdische Regisseur sei an einem »Trump-Verblendungssyndrom« gestorben, schreibt der Präsident. Dafür erntet er seltene Kritik aus den eigenen Reihen

 16.12.2025

Nachruf

Filmproduzent mit Werten

Respektvoll, geduldig, präzise: eine Würdigung des sechsfachen Oscar-Preisträgers Arthur Cohn

von Pierre Rothschild  15.12.2025

Meinung

Xavier Naidoos antisemitische Aussagen? Haken dran!

Der Mannheimer Sänger füllt wieder Konzertsäle. Seine Verschwörungserzählungen über Juden und holocaustrelativierenden Thesen scheinen kaum noch jemanden zu stören

von Ralf Fischer  15.12.2025

Los Angeles

Bestürzung über Tod von Rob Reiner und Ehefrau Michele

Der jüdische Regisseur und seine Frau wurden tot in ihrem Haus aufgefunden. Die Polizei behandelt den Fall als mögliches Tötungsdelikt

 15.12.2025