Redezeit

»Nett zu sein ist irgendwie cool«

Herr Cohen, in dem »Nice Jewish Guys«-Kalender für 2013 stellen Sie zwölf offenbar perfekte Männer vor: mit guten Jobs, mit sozialem Engagement und Humor. Ist das das Bild des modernen Mannes?
Ich denke, nette jüdische Männer sind die, die wir nie beachtet haben, weil sie kein »Problem« sind. Wie heißt es so schön: »Wer sich beklagt, bekommt am meisten«. Aber diese Jungs beklagen sich nicht. Sie sind einfach nett, vertrauenswürdig und höflich. Was ich also mit dem Kalender sagen wollte, ist: »Was ist daran falsch?«. Die Eigenschaften dieser Jungs sind doch etwas zum Feiern. Sie sind genauso wichtig wie Muskeln oder gutes Aussehen. Nett zu sein ist irgendwie cool! Und es ist toll, wie viele Leute diesen Kalender lieben. Denn den netten jüdischen Jungen von nebenan vermutet man nun wirklich nicht auf einem Cover. Er ist sogar eine Art Underdog. Der unbelohnte Held.

Wie hat sich das Bild des netten jüdischen Jungen in den vergangenen Jahren verändert?
Nicht im Geringsten. Technologien entwickeln sich, die Welt ändert sich. Aber ein netter Typ bleibt ein netter Typ. Er sorgt sich, er hört zu, er ist einfach ein toller Kumpel.

Klingt ziemlich perfekt. Wie sind Sie überhaupt darauf gekommen, einen solchen Kalender zu machen?
Sehen Sie, das Ganze fing als Witz an. Aber irgendwie wurde daraus mehr als ein bloßes Statement. Ich bin fast schockiert darüber, wie viele Frauen mich über Facebook oder Twitter kontaktieren, um herauszufinden, wie sie sich mit einem der Jungs treffen können.

Wie sind Sie denn an die Kandidaten gekommen?
Freunde, Freunde von Freunden, Online-Netzwerke: einfach überall. Es ist schon komisch, wie viele Vorschläge ich bekam. Aber die Herausforderung war, einen Typen zu finden, den man typischerweise nicht auf einem Kalender vermuten würde. Diese ganz normalen Leute aufzutreiben, war schon etwas anstrengend.

Im Kalender gibt es Seiten, die Männer zeigen, die fälschlicherweise als nette jüdische Jungs gesehen werden, es aber nicht sind. Warum haben Sie sich für diese extra Seiten entschieden?
Nun, der nette jüdische Junge muss ja nicht unbedingt jüdisch sein. Es gibt ihn überall. Ich konzentriere mich im Kalender zwar auf die jüdischen Jungs, wollte aber auch auf alle diejenigen anspielen, die mir schreiben, dass sie für den einen netten jüdischen Jungen gehalten werden. Auch sie verdienen ein Lob. Es ist also einfach nur Spaß.

Planen Sie auch einen Kalender über nette jüdische Frauen?
Ich habe versucht, eine Mädchen-Version zu erstellen. Im vergangenen Jahr hatten wir drei Monate mit netten jüdischen Mädchen, aber irgendwie ließ sich das nicht so miteinander vereinbaren. Sich über Jungs lustig zu machen und sie gleichzeitig auszuzeichnen, ist einfach. Das klappt bei Frauen nicht so gut. Dann müsste man all die sogenannten Jewish princess zeigen, und das ist zu offensichtlich.

Mit dem Produzenten des »Nice Jewish Guys«-Kalenders sprach Katrin Richter.

www.nicejewishguys.net

Forum

Leserbriefe

Kommentare und Meinungen zu aktuellen Themen der Jüdischen Allgemeinen

 28.12.2025

Film

Spannend, sinnlich, anspruchsvoll: »Der Medicus 2«

Nach zwölf Jahren kommt nun die Fortsetzung des Weltbestsellers ins Kino

von Peter Claus  25.12.2025

ANU-Museum Tel Aviv

Jüdische Kultobjekte unterm Hammer

Stan Lees Autogramm, Herzls Foto, das Programm von Bernsteins erstem Israel-Konzert und viele andere Originale werden in diesen Tagen versteigert

von Sabine Brandes  25.12.2025

Menschenrechte

Die andere Geschichte Russlands

»Wir möchten, dass Menschen Zugang zu unseren Dokumenten bekommen«, sagt Irina Scherbakowa über das Archiv der von Moskau verbotenen Organisation Memorial

 25.12.2025

Rezension

Großer Stilist und streitbarer Linker

Hermann L. Gremliza gehört zu den Publizisten, die Irrtümer einräumen konnten. Seine gesammelten Schriften sind höchst lesenswert

von Martin Krauß  25.12.2025

Glastonbury-Skandal

Keine Anklage gegen Bob-Vylan-Musiker

Es lägen »unzureichende« Beweise für eine »realistische Aussicht auf eine Verurteilung« vor, so die Polizei

 24.12.2025

Israel

Pe’er Tasi führt die Song-Jahrescharts an

Zum Jahresende wurde die Liste der meistgespielten Songs 2025 veröffentlicht. Eyal Golan ist wieder der meistgespielte Interpret

 23.12.2025

Israelischer Punk

»Edith Piaf hat allen den Stinkefinger gezeigt«

Yifat Balassiano und Talia Ishai von der israelischen Band »HaZeevot« über Musik und Feminismus

von Katrin Richter  23.12.2025

Los Angeles

Barry Manilow teilt Lungenkrebs-Diagnose

Nach wochenlanger Bronchitis finden Ärzte einen »krebsartigen Fleck« in seiner Lunge, erzählt der jüdische Sänger, Pianist, Komponist und Produzent

 23.12.2025