Paris

»Mysteriöser Charme«

Anouk Aimee (2015) Foto: imago/Starface

Paris

»Mysteriöser Charme«

Die französische Filmdiva Anouk Aimée wird 90 Jahre alt

von Sabine Glaubitz  27.04.2022 08:27 Uhr

Mona-Lisa-Gesicht und Katzenaugen: Federico Fellini hat sie als Frau bezeichnet, die einen Mann um den Verstand bringt. Und der deutschsprachige Schauspieler und Regisseur O.W. Fischer sagte über sie: »Mademoiselle Aimée ist ein Wunder - strahlend schön und eine begnadete Künstlerin.« Anouk Aimée, die mit den Großen der Kinowelt gedreht und gespielt hat, gehört zu Frankreichs Schauspielerinnen, die mehr als nur eine über 50-jährige Filmgeschichte geschrieben haben.

FILME »Solange die Kamera mich erträgt, werde ich die Kamera lieben«, sagte Aimée, die am Mittwoch (27. April) 90 Jahre alt wird, schon vor Jahren. Die Beziehung zwischen ihr und dem Kino hält seitdem an. Noch 2019 war sie in Die schönsten Jahre eines Lebens von Claude Lelouch zu sehen. Mit dem Film schloss der französische Regisseur eine Trilogie ab, die 1966 begann und 1985 ihre Fortsetzung mit Ein Mann und eine Frau – Zwanzig Jahre später fand.

Ein Mann und eine Frau ist nicht nur für Lelouch zu einem seiner erfolgreichsten Filme geworden. Für ihre schauspielerische Leistung als Anne, eine Darstellerin, die sich in einen verwitweten Rennfahrer verliebt, wurde Aimée mit dem Golden Globe und dem British Academy Film Award ausgezeichnet. In Die schönsten Jahre eines Lebens hat Lelouch das mythische Filmpaar, das Aimée seitdem mit dem heute 91-jährigen Jean-Louis Trintignant verkörpert, wieder vor die Kamera geholt – über 50 Jahre später.

REGISSEURE Aimée stand für die Großen der Kinowelt vor der Kamera und spielte an der Seite internationaler Stars: Federico Fellini holte sie für La Dolce Vita und Achteinhalb ans Set, Jacques Demy für Lola, das Mädchen aus dem Hafen, und Robert Altman drehte mit ihr Prêt-à-Porter. Nicht weniger bekannt waren ihre Filmpartner: Marcello Mastroianni, Catherine Deneuve, Michel Piccoli, Dirk Bogarde und natürlich Jean-Louis Trintignant. Auch der Pariser Couturier Emanuel Ungaro erkor sie in den 80er Jahren zu seiner Muse. Er taufte sein Parfüm in Gedanken an Aimée: »Diva«.

In ihren Filmen spielte sie mit ihrem Mona-Lisa-Gesicht und dem sehnsüchtigen Blick häufig rätselhafte und verschlossene Frauen. Der deutsche Schauspieler August Diehl, an dessen Seite sie 2003 in Birkenau und Rosenfeld spielte, sagte über sie: »Sie ist magisch. Wie eine leise Musik, der wir uns nicht entziehen können.«

Es gibt Namen, denen zeitlebens ungewollt eine besondere Bedeutung zukommt. Zu ihnen gehört zweifellos jener, den die Schauspielerin trägt. Als Nicole Dreyfus geboren, fand der französische Dichter Jacques Prevert für sie 1947 bei Proben zu La Fleur de l’âge (etwa: In der Blüte ihres Lebens) von Marcel Carné den Nachnamen Aimée, die Vielgeliebte. Zu dem Vornamen Anouk kam sie durch Das Haus unter dem Meer, in dem sie die gleichnamige Heldin spielt.

DEBÜT Die am 27. April 1932 in Paris als Tochter eines Schauspielerpaars – ihr Vater war jüdisch – geborene Darstellerin gehört zu Frankreichs Lieblingsdarstellerinnen. Mit 14 Jahren stand sie schon vor der Kamera. Ihr Filmdebüt feierte sie 1947 mit Das Haus unter dem Meer von Henri Calef. Danach ging alles rasend schnell: Zwei Jahre später war sie in Die Liebenden von Verona zu sehen. In der englischen Produktion Der goldene Salamander übernahm sie im selben Jahr die Hauptrolle – und wurde in Großbritannien als Star gefeiert. Mitte der 50er Jahre machte sie auch in Deutschland von sich reden.

»Charme aus Paris« nannten sie damals die Zeitungen. Noch 2019 feierten die Medien auf den Filmfestspielen in Cannes nach der Vorstellung von »Die schönsten Jahre eines Lebens« Aimées »mysteriösen Charme«.

Madrid

Spanien fordert erneut Ausschluss Israels vom ESC

Die linksgerichtete spanische Regierung zählt in Europa zu den schärfsten Kritikern des israelischen Militäreinsatzes in Gaza. Nun rückt die Teilnahme des jüdischen Staates am europäischen Gesangswettbewerb erneut in den Fokus

 10.09.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Warum Franz Kafka Challe mit Zimt hätte essen sollen

von Katrin Richter  09.09.2025

Aktivismus

Wie politisch ist Mode?

Protest-Accessoire, Fashion Item und nationales Symbol: die Kufiya und ihre Geschichte

von Ralf Balke  09.09.2025

Kino

1800 Schauspieler und Filmemacher rufen zum Israel-Boykott auf

Die Unterzeichner werfen Israel Völkermord und Apartheid vor. Wer die Initiatoren sind, scheint sie dabei weniger zu interessieren

von Sophie Albers Ben Chamo  09.09.2025

Porträt

Stiller Beobachter

Zurückhaltung ist das Markenzeichen des US-Regisseurs Frederick Wiseman

von Daniel Urban, Katharina Cichosch  09.09.2025

Bundesamt für Statistik

Dieser hebräische Vorname ist am beliebtesten bei Schweizer Eltern

Auch in der Schweiz wählen Eltern weiterhin häufig biblische Namen für ihr Neugeborenes

von Nicole Dreyfus  09.09.2025 Aktualisiert

Berlin

Der Plan der Populisten

Peter R. Neumann und Richard C. Schneider stellen ihr neues Buch über das schleichende Sterben der Demokratie vor

von Detlef David Kauschke  09.09.2025

Berlin

Ausstellung über Hamas-Angriff auf israelisches Nova-Festival

Nach Stationen in Israel, den USA, Argentinien und Kanada kommt die Schau in die deutsche Hauptstadt

 08.09.2025

Kino

Für Hermann Göring lernte Russell Crowe Deutsch

Crowe spielt den Nazi-Verbrecher in »Nuremberg«, einem packenden Thriller über die Nürnberger Prozesse

von Manuela Imre  08.09.2025